Norbert Hofmann: "Eigentlich hätte er Nationalspieler werden müssen"

Hofmann war der erste Hoffenheimer Profi, doch mit Trainer Hansi Flick verband ihn keine Freundschaft

27.03.2015 UPDATE: 28.03.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Norbert Hofmann konnte nicht nur den tödlichen Pass spielen, er hielt auch mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. An Klaus Schlappner missfiel ihm der Feldwebel-Ton. Foto: vaf

Von Wolfgang Brück

Mannheim. Norbert Hofmann, 43, war der erste Berufs-Fußballer der TSG 1899 Hoffenheim, auch wenn der damalige Regionalligist mit dem 58-maligen Bundesligaspieler nicht glücklich wurde. Als nach zwei Jahren und nur sechs Einsätzen Hofmanns Vertrag aufgelöst wurde, titelte die Rhein-Neckar-Zeitung: "Ein kostspieliges Missverständnis".

Dabei war der Straßenfußballer aus dem Mannheimer Arbeiter-Vorort Schönau einer der brillantesten Kicker, die der SV Waldhof in den letzten Jahrzehnten hatte. "Eigentlich hätte Norbert Nationalspieler werden müssen", sagte sein ehemaliger Trainer Klaus Toppmöller.

Norbert Hofmann, wenn Sie zurückblicken: Haben Sie aus Ihrem Talent das Beste gemacht?

Ganz bestimmt nicht. Ich hätte viel früher weg gehen sollen aus Mannheim. Frank Pagelsdorf wollte mich mit zum Hamburger SV nehmen. Es gab Anfragen aus Berlin und Rostock. Aber mein Umfeld, die Kumpel von der Schönau, waren mir immer sehr wichtig. Ich bin heimatverbunden. Das passt nicht zum Profi-Geschäft.

Hat auch eine Rolle gespielt, dass Sie mit Ihrer Meinung nicht hinterm Berg gehalten haben? Klaus Schlappner haben Sie vorgeworfen, sein Feldwebel-Ton ginge Ihnen auf die Nerven und würde man behaupten, Sie hätten ein entspanntes Verhältnis zum Hoffenheimer Trainer Hansi Flick gehabt, wäre es gelogen.

Ich wollte immer nur das Beste, war beim SV Waldhof ja auch Kapitän. Die meisten Profis heutzutage denken sich: Ich halte meinen Mund, Hauptsache mein Geld ist pünktlich auf dem Konto.

Was lief in Hoffenheim schief, dass Sie in Roland Dickgießers Reservemannschaft gelandet sind?

Die Startbedingungen waren nicht ideal. Als ich in Hoffenheim anfing, habe ich noch unter den Nachwirkungen eines Kreuzbandrisses gelitten, den ich mir während meiner Zeit beim 1. FC Saarbrücken zugezogen habe.

Hansi Flick warf Ihnen vor, Sie hätten nicht genug getan, um schnell wieder fit zu werden.

Der Trainer hatte andere Vorstellungen. Ich meine: Entscheidend ist nicht, wie viel man läuft, sondern dass man richtig läuft.

Legendär ist Ihr Spruch: Eher stellt Flick einen E-Jugendspieler auf als mich.

Die Situation war verfahren. Man wollte dann, dass ich dem FC-Astoria Walldorf im Abstiegskampf helfe. Ich habe gesagt, mit meinem Knie macht das keinen Sinn auf dem Kunstrasenplatz.

Es kamen Verletzungen hinzu. Einmal waren Sie sogar wegen einer Blessur, den Sie während einer Geburtstagsfeier erlitten haben, krank geschrieben.

Der Schal der Mutter meiner damaligen Freundin hat gebrannt. Beim Löschen habe ich mir Verbrennungen zweites Grades im Augenbereich zugezogen. Ich konnte sogar eine Woche lang nicht Auto fahren.

Und dann war noch die Sache mit dem Winter-Trainingslager im südspanischen Jerez.

Ich habe Flugangst. Deshalb bin ich mit dem Zug gefahren. Leider bin ich in Barcelona eine Station zu früh ausgestiegen und habe den Anschlusszug verpasst. Ich bin zu spät gekommen, nachdem ich 40 Stunden unterwegs war.

In Ihrem Vertrag mit Hoffenheim stand, dass Sie nach Beendigung Ihrer Karriere Jugendtrainer werden sollen.

Ich habe darauf verzichtet und bin danach noch mit dem FSV Oggersheim in die Regionalliga aufgestiegen. Meinen B-Schein als Trainer habe ich inzwischen gemacht. Ich würde gerne erst mal Co-Trainer arbeiten. Ich habe auch schon bei meinem ehemaligen Mitspieler Alois Schwartz nachgefragt. Aber in Sandhausen ist derzeit keine Stelle frei. Als Cheftrainer könnte ich mir einen ambitionierten Verbands- oder auch Landesligisten vorstellen. Auch Personal-Trainer wäre eine Möglichkeit. Ich habe mich mit Fitness und Ernährung beschäftigt und mit einer Ausbildung begonnen.

Sie waren beim SV Waldhof eine Ikone, haben 229 Zweitliga-Spiele bestritten. Gibt es bei dem Verein, in dem Sie groß geworden sind und der jeden Guten brauchen kann, keine Möglichkeit?

Ich war schon länger nicht mehr bei einem Waldhof-Spiel. Ich habe auch nur noch wenige Kontakte zu ehemaligen Kollegen. Im Profi-Fußball ist es so: Aus den Augen aus dem Sinn. Leider.

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