Freiburg vs. Hoffenheim: Nur etwas für Taktik-Versteher

Der SC Freiburg und 1899 Hoffenheim liefern sich beim 1:1 einen "Abnutzungskampf"- Am Mittwoch kommt Wolfsburg im Pokal

10.02.2014 UPDATE: 10.02.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden
Der Ball liegt nach Anthony Modestes Kunstschuss im Freiburger Netz. Roberto Firmino breitet glücklich die Arme aus und Kevin Volland ballt die Fäuste. Foto: APF

Von Achim Wittich

Freiburg. Joachim Löw, 54, war auch mal wieder da. Der Bundestrainer hatte sich am Samstag für eine kurze Dienstreise entschieden und sah im nicht ganz ausverkauften Stadion gemeinsam mit 22.299 anderen Tribünengästen das 1:1 (0:0) zwischen dem SC Freiburg und 1899 Hoffenheim. "Högschde" Unterhaltung bekam er vor der eigenen Haustür allerdings nicht geboten. Das Baden-Derby war nichts für Fußball-Ästheten, Taktik-Liebhaber allerdings kamen wenigstens etwas auf ihre Kosten.

Andreas Beck brachte es nachher auf den Punkt: "Es war ein Abnutzungskampf", sagte Hoffenheims Kapitän, um den es wilde Gerüchte um einen Wechsel nach Russland gibt. Der in Kemerowo (Sowjetunion) geborene Verteidiger soll von mehreren Klubs der russischen Premier League Angebote vorliegen haben.

Gegen die Spieler von Freiburgs Trainer Christian Streich wurde Beck von Markus Gisdol erneut auf die linke Abwehrseite beordert. Der TSG-Coach ließ, - wie er zuvor angedeutet hatte - wieder diejenigen ran, die eine Woche zuvor beim 3:0-Erfolg gegen den Hamburger SV begonnen hatten. Also nahm Tobias Strobl die angestammte Position von Beck als Rechtsverteidiger ein.

Und ausgerechnet der 23-Jährige war es, der Joachim Löw doch glatt seine Neutralität vergessen ließ. Nach zuvor zähen 68 Minuten sah Strobl im Duell mit Admir Mehmedi - Freiburgs bestem Akteur - unglücklich aus und die Hereingabe des Mazedoniers konnte Jonathan Schmid leicht verwerten. Strobl hatte durch seinen 3:3-Ausgleichstreffer im furiosen Hinspiel noch einen Zähler gerettet. Löw zeigte wenig Mitleid mit ihm, wirbelte nach dem 1:0 gar freudig mit den Armen und grinste.

Als der gebürtige Schönauer aber verfrüht die Treppen der Haupttribüne hinuntergegangen war, hörte er nur noch die 700 mitgereisten Hoffenheimer Fans jubeln. Ausgerechnet der eingewechselte und zuvor so lange glücklose Anthony Modeste (85.) zirkelte den Ball wunderbar ins Netz von SC-Torhüter Oliver Baummann - Maßarbeit.

Das wiederum ärgerte Christian Streich mächtig. Der impulsive SC-Dompteur fand es "unverdient, dieses Spiel nicht gewonnen zu haben" und begründete das mit mehreren guten Chancen seiner Elf direkt im Anschluss an das Führungstor. Doch Mehmedi (75.) traf nur den Pfosten, Klaus haute drüber (77.) und dann rettete der zuvor nicht immer sichere Casteels glänzend gegen Darida (82.) und erneut Mehmedi (85.). Streich lag goldrichtig, in dieser Phase hätten seine Jungs die Entscheidung herbeiführen müssen.

Markus Gisdol wollte jedoch nicht zustimmen. "Wir haben einen Punkt erkämpft und auch verdient", sagte Hoffes Sportchef und stellte - wie auch der Direktor Profifußball Alexander Rosen - ebenfalls zutreffend fest, dass Beck und Co. noch einmal ganz stark "zurückgekommen" waren. Modeste hätte gar fast noch den Siegtreffer für 1899 erzielt (89.). Es wäre vier Tage vorm Pokalviertelfinale gegen den VfL Wolfsburg (Mittwoch, 19 Uhr, Rhein-Neckar-Arena) allerdings zu viel des Guten gewesen.

Die ersten 70 Minuten des Nachbartreffens erklärte Hoffenheims Mittelfeldrackerer Eugen Polanski den kritischen Fragestellern nämlich so: "Für diejenigen, die taktisch was vom Fußball verstehen, war das defensiv auf einem sehr hohen Niveau." Geschmacksache. Die meisten der zahlenden Kunden im Dauer-Nieselregen konnten dem Dargebotenen nur wenig abgewinnen.

Erfreulich aber ist: Nach viel Spektakel (und zu wenigen Punkten) in der Hinserie sowie dem peinlichen 0:4 zum Rückrundenauftakt in Nürnberg scheint Markus Gisdol mit 1899 nun auf einem guten Weg zu sein, um die richtige Balance zwischen effektiven Angriffsaktionen und mehr Grundstabilität zu finden.

Der Kollege Löw muss genau das mit seinen auserwählten Elite-Kickern in vier Monaten bei der Weltmeisterschaft auch schaffen. Mal sehen, ob sich der Bundes-Jogi im Sommer in Brasilien als Taktik-Fuchs erweisen kann ....

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