1899 Hoffenheim in Leverkusen

Müde, demütig und glücklich (plus Fotogalerie)

1899 Hoffenheim erkämpfte sich ein 2:2-Remis in Leverkusen - Nagelsmann: "Froh, dass jetzt Länderspielpause ist"

27.08.2017 UPDATE: 28.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden

TSG-Angreifer Mark Uth (links) ist den entscheidenden Moment vor Bayer-Tormann Leno am Ball und lüpft die Kugel zum 2:2 ins Tor. Foto: APF

Von Jörg Strohschein

Leverkusen. Es war viel von Müdigkeit die Rede nach dem Schlusspfiff. Auch wenn das glücklich erkämpfte 2:2 (0:1) bei Bayer Leverkusen Erleichterung und auch Glückshormone bei allen Hoffenheimer Beteiligten freisetzte, so war ihnen die Anstrengung der letzten Tage deutlich anzusehen. "Wir nehmen diesen etwas glücklich zustande gekommenen Punkt gerne mit. Ich bin aber auch froh, dass jetzt Länderspielpause ist nach den vielen Spielen zuletzt", sagte 1899-Trainer Julian Nagelsmann.

Vor allem die Umstände der missratenen Champions-League-Qualifikation gegen den FC Liverpool hatte die Spieler aus dem Kraichgau sichtlich Kraft gekostet. "Das ist natürlich immer anstrengender, wenn man unter der Woche spielen und reisen muss, als wenn man sich auf ein Spiel am Wochenende vorbereiten kann", sagte Nagelsmann: "Und Ermüdung wirkt sich immer dann noch mehr aus, wenn der Gegner sehr stark ist, so wie Leverkusen. Dann werden die Beine noch schwerer."

Hintergrund

Baumann: Bei den Gegentoren machtlos, hatte beim Pfosten-Elfer sogar die Ecke geahnt. Solide Vorstellung.

Toljan: Probleme mit der Schnelligkeit der Gegner, kaum Offensivaktionen.

Bicakcic: Bis zur 32. Minute solide, vor dem Elfmeter aber äußerst ungeschickt im

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Baumann: Bei den Gegentoren machtlos, hatte beim Pfosten-Elfer sogar die Ecke geahnt. Solide Vorstellung.

Toljan: Probleme mit der Schnelligkeit der Gegner, kaum Offensivaktionen.

Bicakcic: Bis zur 32. Minute solide, vor dem Elfmeter aber äußerst ungeschickt im Zweikampf mit Brandt.

Hübner: Stand in Hälfte eins völlig neben sich, fing sich im zweiten Durchgang. Sicher nicht sein bestes Spiel.

Zuber: Vor der Pause überfordert gegen den starken Bellarabi, verlor so gut wie jeden Zweikampf. Bei seinen Vorstößen meist mit ungenauen Pässen.

Vogt: Gutes Stellungsspiel. Rustikales Eingreifen. Defizite im Spielaufbau.

Amiri: Viel unterwegs. Konnte sich aber nicht wie gewohnt in Szene setzen.

Rupp: Viel Arbeit, wenig Fußball. Rupp sah seine Aufgabe vor allem darin, Räume zu schließen.

Uth: Beim Tor zum 2:2 war er da, wo ein Stürmer sein muss, blieb mit seinen Dribblings aber häufig hängen.

Wagner: Weckte sein Team mit seinem Einsatz auf und bereitete das 1:1 vor: starker Auftritt.

Kramaric: Hatte lange Zeit in Jonathan Tah seinen Meister gefunden. Beim 1:1 aber eiskalt.

Demirbay: Brachte nach seiner Einwechslung für Rupp (46.) spielerische Qualität in Hoffes Offensive.

Kaderabek: Kam für Zuber (57.) - und mit ihm kam auch die Sicherheit auf der rechten Hoffenheimer Seite.

Grillitsch: Übernahm für Amiri (71.) und überzeugte offensiv und vor allem defensiv. str

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Wie nachhaltig die Strapazen waren, war vor allem in der ersten Hälfte in der Leverkusener Arena zu erkennen. Es erschien fast schon wie ein kleines Wunder, dass 1899 nicht schon deutlich höher als mit 0:1 zurücklag. Die Werkself schien die Hoffenheimer mit ihrer Schnelligkeit und Dynamik geradezu überrennen zu wollen. Das Nagelsmann-Team ließ sich nach einer soliden Anfangsphase immer tiefer in die eigene Hälfte drängen und hatte kaum noch etwas entgegenzusetzen.

Die Hoffenheimer Abwehr wirkte zeitweise überfordert, Außenverteidiger Steven Zuber bekam den rasend schnellen Karim Bellarabi auf seiner Seite nie in den Griff. Innenverteidiger Ermin Bicakcic wusste sich nicht anders zu helfen, als Julian Brandt im Strafraum plump von den Beinen zu holen. Wendell verwandelte den anschließenden Elfmeter zur Leverkusener Führung (32.).

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Zudem leisteten sich die Hoffenheimer im Aufbauspiel haarsträubende Fehler. Etwa Benjamin Hübner, dessen Ballverluste im Mittelfeld nur deshalb nicht zu weiteren Gegentoren führten, weil die gegnerische Mannschaft von Trainer Heiko Herrlich wieder einmal eklatante Schwächen im Abschluss zeigte. An Hübner war die mangelnde Konzentrationsfähigkeit der Hoffenheimer besonders deutlich abzulesen. Auch das Hoffenheimer Aufbauspiel war lange Zeit enorm fehlerhaft. 

"In der ersten Halbzeit sah unser Spiel etwas träge aus", räumte Sandro Wagner ein. "Aber viele Dinge werden im Kopf entschieden. Da zeigt sich dann die Mentalität und unsere ist gut", sage der Angreifer. Auch aufgrund seines Einsatzes und seiner Entschlossenheit sowie einer taktischen Umstellung von einem 4-3-3 auf ein 5-3-2-System (in der Defensive) von Nagelsmann brachten die Hoffenheimer es noch fertig, einen Punkt gegen den lange Zeit deutlich überlegenen Gegner zu holen. Wagner verwickelte die Leverkusener in immer mehr Zweikämpfe und gewann einen entscheidenden, als er Sven Bender düpierte und Andrej Kramaric bediente, der eiskalt abschloss (47.).

Selbst nach dem erneuten Rückstand nur zwei Minuten später durch Bellarabi konnten sich die TSG noch einmal aufbäumen und den Ausgleich durch Mark Uth (70.) erzielen. Die Einwechslung von Kerem Demirbay nach der Pause hatte zusätzliche Wirkung, weil dessen Pässe die Leverkusener vor große Probleme stellten. "Am Ende hatte ich den Eindruck, dass wir noch mehr zuzusetzen hatten als Leverkusen und wir dem dritten Treffer näher waren", fand Wagner.

Neue Spieler, um etwa den Abgang von Sebastian Rudy zu kompensieren und mehr spielerische Qualität ins Team zu bekommen, werden die Hoffenheimer aber nicht mehr verpflichten. Als Trainer wünsche man sich zwar immer gute Spieler, die den Kader besser machen, sagte Nagelsmann: "Aber erstens brauchen wir sie nicht zwingend. Und zweitens wachsen Spieler, die uns besser machen und finanzierbar sind, nicht auf den Bäumen. Deshalb haben wir aktuell niemanden im Blick." Bei 1899 soll der spielerische Aderlass also künftig über das Kollektiv ausgeglichen werden.

So konnten sich die Hoffenheimer zufrieden auf den Heimweg machen. Mit nun vier Punkten aus zwei Spielen haben sie ihre Erwartungen erfüllt. "Man muss ein bisschen Demut an den Tag legen und mal gucken, wo wir herkommen. Hätte mir das jemand vor der Saison angeboten, hätte ich das auf jeden Fall unterschrieben", sagte Wagner. Und von einer störenden Doppelbelastung wollte der Angreifer auch nichts wissen. "Das ist unser Anspruch. Außerdem freuen mich die Spiele, weil ich ja sowieso nicht der Trainingsfreund bin", sagte Wagner und verließ sichtlich zufrieden die Arena.

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