1899 Hoffenheim gegen Stuttgart

"Es muss auch glückliche Siege geben" (plus Fotogalerie)

Mark Uth schießt die TSG 1899 Hoffenheim am Mittwochabend zum späten 1:0-Sieg im Landesderby gegen den VfB Stuttgart

13.12.2017 UPDATE: 14.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Lange nachdem Benjamin Hübner Bibiana Steinhaus vergeblich um einen Elfer gebeten hatte (rechts oben), trifft Mark Uth zum 1:0 und wird von Julian Nagelsmann umarmt. Fotos: apf

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Das Beste am Mittwochabend war aus Hoffenheimer Perspektive das Ergebnis. Denn im baden-württembergischen Landesderby mühte sich die TSG 1899 zu einem 1:0 (0:0) über den VfB Stuttgart in einem Spiel, das durch einen kurios entstandenen Treffer von Mark Uth (81.) entschieden wurde. Die Szene sollte symptomatisch fürs gesamte Match sein. Nach einem langen Pass in den Fünf-Meter-Raum leistete sich Verteidiger Emiliano Insua einen Abwehrschnitzer, Pavel Kaderabek setzte beherzt nach, Benjamin Pavard kratzte die Kugel von der Linie, traf bei seinem Klärungsversuch den Innenpfosten, von dort sprang das Rund zurück, Kaderabek legte quer für Uth auf, der zum entscheidenden Treffer vollendete.

"Ich bin froh, dass wir noch einen über die Linie drücken konnten", schilderte TSG-Trainer Julian Nagelsmann hernach die Schlüsselszene. Pure Erleichterung war dem lautstarken Motivator an der Seitenlinie anzumerken. Ähnlich erging es auch Klubchef Dietmar Hopp, der beim obligatorischen Gang in die Kabine treffend feststellte: "Es muss auch glückliche Siege geben."

Hintergrund

Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Gegen das Stuttgarter Stürmchen kaum beschäftigt. Und wenn doch, war er auf dem Posten.

Posch: Der 20-Jährige ließ auf der rechten Abwehrseite nichts anbrennen.

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Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Gegen das Stuttgarter Stürmchen kaum beschäftigt. Und wenn doch, war er auf dem Posten.

Posch: Der 20-Jährige ließ auf der rechten Abwehrseite nichts anbrennen. Verteidigte cool und abgeklärt. Einer der besseren Hoffenheimer.

Vogt: Solide Partie des zentralen Defensivstrategen.

Hübner: Bissig wie immer. Kam kurz nach der Pause im VfB-Strafraum zu Fall - das war trotz seines Protests kein Elfer.

Kaderabek: Der halbe Matchwinner. Hoffenheims Siegtreffer ging sein hartnäckiger Einsatz gegen Insu und Zieler voraus. Hätte zuvor auch selbst treffen können, doch sein Zwölf-Meter-Knaller landete mit 102 km/h im Fangnetz (51.).

Demirbay: Leistete sich anfangs viele Ballverluste, kam schleppend ins Spiel. Nach der Pause besser drauf und näher dran.

Geiger: Nach übermotiviertem Einsteigen holte sich der Youngster früh eine gelbe Karte ab (37.). Mehr Fehlpässe als sonst.

Rupp: Durchwachsene Partie des ehemaligen Stuttgarters.

Schulz: Läuferisch sehr stark. Zog auch zum Schluss noch kräftige Spurts an.

Uth: Eifrig, aber lange ohne Ertrag. Bis zur 81. Minute: Da stand der Knipser goldrichtig für sein achtes Saisontor.

Gnabry: Spritzig, wendig, einfallsreich: Der vom FC Bayern ausgeliehene Stürmer war Hoffenheims Bester.

Grillitsch: Kam für Geiger. Fügte sich gut ein.

Kramaric: Schlägt einen Haken um den anderen, aber oft einen zu viel.

Szalai: Eingewechselt für Gnabry. Ohne auffällige Aktionen. rol

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Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena - viele davon kamen wegen der chaotischen Verkehrsverhältnisse erst nach dem Anpfiff - neutralisierten sich die Kontrahenten. Wenig Präzision, kaum Torchancen, dafür viele Fehlpässe leisteten sich beide Teams insbesondere in der ersten Halbzeit. Die Männer mit dem roten Brustring aus der Landesmetropole waren ganz gut organisiert, stellten die Räume zu und marschierten bissig in die Zweikämpfe.

Mit dieser defensiven Kompaktheit hatten die Hoffenheimer über weite Strecken der Partie ihre liebe Mühe und Not. Es mangelte vornehmlich an zündenden Ideen, um den Stuttgarter Abwehrriegel zu knacken. Die TSG-Kreativabteilung setzte selten Akzente. "Der VfB hat gut gepresst. Wir sind deshalb nicht ins Spiel gekommen", analysierte Nagelsmann das zähe Ringen auf dem Feld.

Nach dem Seitenwechsel übten die Hausherren mehr Druck aus, ohne freilich glasklare Chancen zu erarbeiten. Es sah im 17. Aufeinandertreffen der Landesrivalen in der Bundesliga lange Zeit nach einer "Nullnummer" aus, zumal den Schwaben im Spiel nach vorne ebenfalls wenig gelang. "Wir haben es nicht geschafft, offensiv etwas zu entwickeln", sagte VfB-Coach Hannes Wolf gefasst. Er weiß um die Offensivschwäche seiner Mannschaft, der in bislang 16 Ligaspielen lediglich 13 Tore gelungen sind. Wenn der "Vau-Eff-Bee" dies nicht schleunigst ändert, dann wird das Wolf-Rudel in akute Abstiegsgefahr geraten.

Unter der unaufgeregten Leitung von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, die den körperlich geführten Vergleich stets im Griff hatte, bekamen die Kraichgauer in der Nachspielzeit das 2:0 auf dem Silbertablett serviert. Nach einer Stuttgarter Ecke rollte "Hoffes" Konter aufs leere VfB-Gehäuse, Torhüter Ron-Robert Zieler brachte Kerem Demirbay rempelnd aus dem Tritt. Sein Zuspiel erreichte den mitgelaufenen Andrej Kramaric im Abseits, dessen Treffer somit nicht zählte.

Wenige Sekunden später pfiff Frau Steinhaus ab. Es blieb beim knappen, aber verdienten Sieg, der Hoffenheims Konto auf 26 Punkte erhöhte. Samstagsgegner Borussia Dortmund steht damit um einen Zähler hinter den "Nagelsmännern". Zum Abschluss der Vorrunde wartet also im BVB-Tempel ein heißes Duell um die vorderen Plätze.

Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Hübner - Kaderabek, Geiger (61. Grillitsch), Schulz - Demirbay, Rupp (66. Kramaric) - Uth, Gnabry (77. Szalai).

Stuttgart: Zieler - Pavard, Badstuber, Baumgartl - Beck, Ascacibar, Gentner, Emiliano Insua - Akolo (37. Brekalo), Berkay Özcan (80. Aogo) - Donis (26. Asano).

Schiedsrichterin: Steinhaus (Langenhagen); Tor: 1:0 Uth (81.); Zuschauer: 30.150 (ausverkauft).

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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