HeidelbergCement zählt zu den größten Zementherstellern der Welt. Foto: dpa
Von Matthias Kros
Heidelberg. Der Baustoffkonzern HeidelbergCement prüft offenbar den Verkauf seines Geschäfts in Kalifornien. Der Heidelberger Dax-Konzern könnte damit 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,23 Milliarden Euro) erzielen, berichtet die gewöhnlich gut unterrichtete Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Dienstagabend unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Ein Sprecher lehnte eine Stellungnahme am Mittwoch ab: "Das sind Marktgerüchte, die wir grundsätzlich nicht kommentieren", sagte er auf Anfrage in Heidelberg. Eine solche Aussage ist bei Spekulationen üblich.
HeidelbergCement habe die Investmentbank Morgan Stanley mit dem Verkauf der Anteile betraut, heißt es in dem Bloomberg-Bericht weiter. Die Bank habe sogar schon erste Dokumente an mögliche Käufer geschickt. Deshalb werde HeidelbergCement bereits Anfang des nächsten Jahres in einer ersten Runde Gebote bekommen. Die Verkaufsberater hätten sich dabei in erste Linie an die großen Wettbewerber der Heidelberger gewandt. Dazu gehörten Lafarge Holcim aus der Schweiz, CRH aus Irland, Martin Marietta Materials sowie Summit Materials aus den USA und Cemex aus Mexiko. Falls die Gebote zu niedrig ausfielen, könnte das HeidelbergCement sich aber auch dafür entscheiden, die Sparte zu behalten.
Laut Bloomberg geht es bei den vermeintlich zum Verkauf stehenden Vermögenswerten in den USA etwa um Zementfabriken sowie Fabriken für sogenannte Zuschlagstoffe, die etwa bei der Betonherstellung und im Bau verwendet werden. Insgesamt betreibt HeidelbergCement in den USA 13 Zementwerke und etliche weitere für Zuschlagstoffe.
Die Aussicht auf einen Milliardenerlös trieb die Aktien des größten deutschen Zementherstellers nach Bekanntwerden des Berichts auf den höchsten Stand seit Mitte Februar. Auch am Mittwoch lagen die Papiere im Plus. Analystin Glynis Johnson vom US-Analysehaus Jefferies zeigte sich in einer aktuell vorliegenden Studie von einem solchen Schritt überrascht. Doch könnte der Baustoffkonzern dadurch seine Schulden senken und möglicherweise auch Cash an die Aktionäre ausschütten.
Eine Transaktion könnte Teil des Plans von Vorstandschef Dominik von Achten sein, sich von Randgeschäften zu trennen. Der Manager hatte erst Anfang des Jahres den Chefsessel von Bernd Scheifele übernommen. Im Herbst hatte von Achten dann in mehreren Interviews angekündigt, der Konzern wolle sein Portfolio überprüfen und das Geschäft in den Märkten einstellen, die für HeidelbergCement keine guten Perspektiven hätten. Überdies wolle der Konzern Positionen aufgeben, wo eine verteidigbare Marktstellung nicht absehbar zu erreichen sei oder wo ausreichende Synergien nicht zu heben seien. Potenzielle Verkaufskandidaten seien bereits identifiziert. "Jetzt steht Konsolidierung oben auf der To-do-Liste", hatte von Achten beispielsweise in der "Börsen-Zeitung" in Frankfurt gesagt.
Derzeit beschäftigt der Konzern 55.000 Menschen, in der Heidelberger Zentrale sind es etwa 800, für die im zu Ende gehenden Jahr zeitweise Kurzarbeit galt. Mittlerweile ist diese Maßnahme aber abgehakt und die Geschäfte laufen wieder besser: "Wir erwarten ein ordentliches viertes Quartal", bekräftigte der Vorstandschef in der "Börsen-Zeitung". Dass das operative Ergebnis im Gesamtjahr höher ausfallen werde als 2019, "hätten wir im März/April nicht gedacht".