Gegen die Schließung des Haldex-Werkes demonstrierten Anfang Dezember derzeitige und ehemalige Mitarbeiter vor dem Standort in Heidelberg-Wieblingen. Foto: Hentschel
Von Barbara Klauß
Heidelberg. Der schwedische Nutzfahrzeug-Zulieferer Haldex hat einen Rettungsplan der Beschäftigten für den Standort in Heidelberg abgelehnt. Das teilte die Geschäftsführung in Heidelberg am Donnerstag auf Anfrage mit. Das Konzept, das der Betriebsrat zur Erhaltung des Standortes vorgelegt habe, stehe nicht im Einklang mit der allgemeinen Forschungs- und Entwicklungs-Strategie und führe auch nicht zu den notwendigen Einsparungen bei Haldex.
Mitte Januar hatten Arbeitnehmervertreter ein ihren Angaben nach mehr als 60 Seiten umfassendes Sachverständigen-Gutachten an Verantwortliche des Unternehmens übergeben. Aus Sicht des Betriebsrates belegt es, dass eine Schließung des Standortes nicht wirtschaftlich wäre.
Als alternative Lösung plädieren die Verfasser dafür, die Entwicklungs-Kompetenz am Standort zu stärken und auszubauen sowie die Montagefähigkeiten zu erhalten. "Neben einem Belegschafts-Abbau um rund ein Fünftel sieht das Sachverständigen-Gutachten daher einen Aufbau von Entwicklung und Versuch um 13 Beschäftigte vor", erklärte der Betriebsrat.
Diese Vorschläge der Arbeitnehmer lehnten Haldex-Verantwortliche dem Betriebsrat zufolge jedoch bereits einen Tag nach Überreichung ab und teilten zudem mit, man bestehe weiter auf der Schließung.
Dem widersprach Haldex auf Anfrage. Es sei zwei Tage lang diskutiert worden. "Der Vorstand hatte sich Zeit für die Prüfung und Entscheidung reserviert", teilte Haldex mit. Zudem sei dem Betriebsrat eine zeitnahe Entscheidung in Aussicht gestellt worden. Ob weiter an der Schließung festgehalten werde, beantwortete die Geschäftsführung nicht.
Betriebsrat und Beschäftigte in Heidelberg kämpfen unterdessen weiter gegen die geplante Schließung des Standortes. Nach der Ablehnung ihres Alternativvorschlags schickten sie einen Offenen Brief an die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder des schwedischen Unternehmens. "Eine Schließung des Betriebs kann nicht der Dank von Haldex für den Einsatz und die gesamten Anstrengungen der Heidelberger Beschäftigten sein", heißt es in Schreiben. "Belegschaft und Betrieb haben eine Zukunft verdient." Auch für das gesamte Unternehmen, betonen die Autoren noch einmal, "wäre die Schließung eine falsche Entscheidung".
Der schwedische Nutzfahrzeug-Zulieferer Haldex stellt in Heidelberg noch Bremssysteme und Luftfederungen für Lastwagen her. Im Oktober hatte Haldex überraschend angekündigt, den Standort in Heidelberg schließen zu wollen. Die Produktion soll demnach nach Ungarn, die restliche Entwicklung nach England verlagert werden. Von den derzeit rund 100 Stellen am Standort sollen lediglich 17 Jobs in Verwaltung und Vertrieb erhalten bleiben, allerdings verteilt über ganz Deutschland.
Der Ankündigung folgten Proteste und Demonstrationen der Mitarbeiter. Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metal Heidelberg kündigten an, einen Alternativvorschlag erarbeiten zu wollen. "Wir haben einen Ansatz formuliert, der sich an einer längerfristigen Ausrichtung orientiert." So hatte Michael Seis, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Heidelberg, den Alternativvorschlag kommentiert. Zuvor sei bei den Arbeitnehmervertretern der Eindruck entstanden, dass die Verantwortlichen in Schweden eher aus dem Bauch heraus entschieden hätten. Relevante Themen seien bei der Analyse nicht berücksichtigt worden.
Betriebsrat und Beschäftigte weisen in ihrem Offenen Brief nochmals darauf hin, dass bei Haldex in Heidelberg in den vergangenen Jahren Gewinne erwirtschaftet worden seien. Zudem habe der Vorstand bei einer Restrukturierung in den Jahren 2014 und 2015 ausdrücklich die "Kernkompetenz für die Produktion der verbleibenden Luftfederungsprodukte" bekräftigt und erklärt, der Standort werde "in den kommenden Jahren einen positiven Beitrag zu Haldex leisten". "Wir gehen weiter von einer Einhaltung dieser Zusage aus", schreiben die Verfasser. Sie hoffen noch immer auf konstruktive Gespräche über die Zukunft des Standortes. Denn eine Schließung wäre "für uns und unsere Familien mit untragbaren sozialen Folgen verbunden und käme der Zerstörung unserer Existenz gleich", heißt es in dem Schreiben.