Heidelberg. (dbe) Die Geschäfte der Fahrradhändler brummen. Seit Jahren freuen sich die Läden über eine gute Nachfrage - den beliebten E-Bikes sei dank. Denn während 2008 lediglich rund 100.000 Fahrräder mit elektrischem Antrieb verkauft wurden, waren es im vergangenen Jahr fast eine Million - ein Plus von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt der Zehnjahresvergleich des Onlineportals Statista.
Die Kehrseite: Der Erfolg der E-Bikes drückt die Anzahl der verkauften klassischen Fahrräder nach unten. So fiel deren Zahl in den vergangenen zehn Jahren um fast ein Viertel, E-Bikes gibt es heute hingegen fast zehn Mal so viele wie noch 2008.
Damit machen E-Bikes etwa ein Viertel des Gesamtmarktes aus. Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) geht langfristig davon aus, dass dieser Anteil auf 35 Prozent steigen könnte. Dann hätte mehr als jedes dritte neue Fahrrad in Deutschland eine elektrische Fahrunterstützung.
Fast alle E-Bikes, 99,5 Prozent, sind laut ZIV sogenannte "E-Bikes 25", die maximal 25 Kilometer pro Stunde fahren. 0,5 Prozent sind schnelle "E-Bikes 45", die versicherungspflichtig sind und nur mit Helm gefahren werden dürfen.
"Die Innovationen der deutschen Fahrrad- und E-Bikeindustrie faszinieren. Vollintegrierte Akkus und Antriebe, optisch ansprechendes Design oder hochwertige Werkstoffe sind Attribute, die die Attraktivität der Fahrzeugkategorie ausmachen", schreibt der Zweirad-Industrie-Verband. Hinzu komme, dass mittlerweile fast alle Modellgruppen elektrifiziert seien. Selbst Renn- oder Jugendräder seien mittlerweile mit elektrischer Unterstützung erhältlich.
Der Verband ist überzeugt: "Die Mobilitätswende wird nur mit einer steigenden Nutzung von Fahrrädern und E-Bikes zu erreichen sein." Luft nach oben sieht die Interessensvertretung der Zweirad-Branche bei der Nutzung von E-Bikes auf dem täglichen Weg zur Arbeit - und damit als Autoersatz.
Größter Beliebtheit freuen sich E-Trekking-Fahrräder mit einem Marktanteil von 36,5 Prozent. Stadträder mit elektrischer Unterstützung landen auf Platz zwei mit 33 Prozent Marktanteil und elektrische Mountainbikes folgen dann mit 25 Prozent. E-Lastenräder haben es mittlerweile immerhin auf einen Marktanteil von vier Prozent geschafft.
Insgesamt machte die Branche 2018 mit E-Bikes und klassischen Fahrrädern 3,2 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von 16,3 Prozent. Rechnet man Zubehör und Komponenten dazu, stiegen die Erlöse sogar auf sechs Milliarden Euro. Insgesamt verkaufte die Branche 4,18 Millionen Einheiten, fast neun Prozent mehr als im Vorjahr.
Wegen der steigenden Zahl an E-Bikes stieg erneut der Durchschnittspreis für ein Fahrrad - mit 756 Euro lag er sieben Prozent höher als im Vorjahr. Zum allergrößten Teil (67 Prozent) kaufen die Deutschen ihre Fahrräder im Fachhandel. 23 Prozent bestellen ihr Fahrrad im Internet, zehn Prozent aller Fahrräder werden mittlerweile in Baumärkten und großen Supermärkten gekauft.
Mittlerweile gibt es fast so viele Fahrräder in Deutschland, wie es Einwohner gibt: 75,5 Millionen Drahtesel zählt der ZIV hierzulande, 4,5 Millionen davon E-Bikes. Im vergangenen Jahr profitierte die gesamte Branche von dem Rekordsommer, der die Fahrradsaison früh beginnen und spät enden ließ.