Über 60 junge Menschen begannen gestern ihre Ausbildung bei Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch-Walldorf. Firmenbild
Heidelberg/Mannheim. (hab/tv) Auch in der Metropolregion Rhein-Neckar wird es für die Unternehmen immer schwieriger, offene lehrstellen zu besetzen. Zum Start des Ausbildungsjahres am gestrigen Donnerstag meldet die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar, dass zahlreiche Lehrstellen in vielen Berufen und Branchen noch unbesetzt sind. 3787 junge Menschen haben gestern im IHK-Bezirk ihre Ausbildung begonnen. Das ist ein leichter Rückgang von 1,1 Prozent oder 42 Stellen.
Das Minus bei den neuen Ausbildungsverträgen ist laut IHK alleine auf die kaufmännischen Ausbildungsberufe zurückzuführen. 104 angehende Kaufleute weniger als im Vorjahr haben in diesen Tagen mit ihrer Ausbildung begonnen. Die Gründe dafür seien vielfältig. "Insbesondere im Handel und bei den Banken ist der Rückgang deutlich spürbar. Hierzu trägt sicherlich auch bei, dass ein ständig wachsender Anteil der Umsätze über Online-Geschäfte generiert wird. Bei den Banken kommt die schwierige Ertragslage aufgrund der aktuellen Niedrigzinsen hinzu. Beim Handel machen es unter anderen die kundenfreundlichen, flexiblen Öffnungszeiten schwer, Jugendliche für den Abschluss eines Ausbildungsvertrages zu gewinnen", erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke.
Anders als bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen hat sich die Zahl der Jugendlichen, die einen Abschluss als Facharbeiter in einem gewerblich-technischen Beruf anstreben, im Vergleich zum Vorjahr um 62 erhöht. Dennoch warten noch eine Reihe von offenen Lehrstellen auf Bewerber. Nitschke rät allen interessierten Jugendlichen sich in der IHK-Lehrstellenbörse über offene Lehrstellen zu informieren.
Ein Plus von über zehn Prozent bei den Lehrstellen meldet die Heidelberger Druckmaschinen AG. Gestern starteten an den vier deutschen Standorten Wiesloch-Walldorf/Heidelberg, Brandenburg, Amstetten und Ludwigsburg insgesamt 90 junge Menschen in ihr Berufsleben, zehn mehr als noch vor einem Jahr. Größter Ausbildungsstandort ist das Werk Wiesloch-Walldorf mit 61 neuen Auszubildenden, darunter 12 Studierende an der Dualen Hochschule in Mannheim. Im Vorjahr waren es insgesamt 54 Neulinge. Hinzu kommen zwei Ausbildungsplätze zum Koch bzw. zur Köchin bei der Tochtergesellschaft Heidelberg Catering Services GmbH.
Die Heidelberger Druckmaschinen AG bildet in 14 verschiedenen technischen und kaufmännischen Berufen aus und bietet außerdem zusammen mit der Dualen Hochschule knapp ein Dutzend duale Studiengänge an. Insgesamt sind bei Heidelberg deutschlandweit derzeit 341 (davon 216 in Wiesloch-Walldorf) junge Menschen in der Ausbildung.
Auch die Chancen auf eine Übernahme nach der Ausbildung stünden mittlerweile wieder sehr gut, erklärte Andreas Blum, Leiter Berufliche Bildung am Standort Wiesloch-Walldorf. "Nahezu jeder Absolvent erhält derzeit nach seiner Ausbildung oder nach seinem Studium von uns ein Angebot", so Blum. Der Bedarf an Facharbeitern wachse in allen Unternehmensbereichen. Das gelte vor allem in der Logistik, wo die Auszubildenden selbst in den zurückliegenden schwierigen Jahren fast immer vollständig übernommen wurden.
Anfang November beginnen zusätzlich zu den 12 üblichen Förderjahrpraktikanten erstmals fünf junge Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Nigeria ihr berufliches Förderjahr bei Heidelberg am Standort Wiesloch-Waldorf. Neben der praktischen Ausbildung werden die jungen Flüchtlinge an mindestens zwei Tagen pro Woche die Schule besuchen. Einer dieser Tage ist für intensiven Deutschunterricht vorgesehen.
Gute Leistungen vorausgesetzt besitzen die fünf eine reelle Chance, in einem Jahr bei Heidelberg eine klassische Ausbildung zum Mechatroniker, Industriemechaniker, Medientechnologe Druck oder zum Fachlageristen beginnen zu können.