1899 Hoffenheims Abwehrverhalten war "ein bisschen Harakiri"

1899 Hoffenheim muss sich zum Saisonauftakt mit einem 2:2 gegen RB Leipzig begnügen. Rupp und Uth treffen.

28.08.2016 UPDATE: 29.08.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Das erste Saisontor für die TSG 1899 Hoffenheim schoss Neuzugang Lukas Rupp (Nummer 7) - am Ende reichte es für "Hoffe" nur zu einem Unentschieden gegen Leipzig. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Auf der Pressekonferenz vorm Bundesliga-Auftakt gegen Aufsteiger RB Leipzig hatte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann am Freitag vermutet: "Nach dem Spiel werden wir schlauer sein." Am frühen Sonntagabend gingen die TSG-Fans unter den 24.188 Besuchern mit gemischten Gefühlen nach Hause. Das glückliche 2:2 (0:0) gegen den Brause-Klub erfüllte nicht ihre Erwartungen.

Drei Neuzugänge beorderte Nagelsmann in der Startformation. Der Heidelberger Lukas Rupp, Kevin Vogt und Sandro Wagner durften sich in die Hitzeschlacht begeben. Rio-Silbermedaillengewinner Niklas Süle war nach den Strapazen von Olympia fit genug, um sich gegen die Angreifer der "Roten Bullen" zu stemmen. Sein Verteidiger-Kollege Jeremy Toljan, ebenfalls im Endspiel gegen Brasilien im legendären Maracana-Stadion dabei, fehlte dagegen.

Hintergrund

So spielten sie:

Baumann: Der Torwart machte ein Riesenspiel, nur beim 1:1 von Kaiser aus kurzer Distanz sah er unglücklich aus.

Kaderabek: Der tschechische Nationalspieler hatte wie seine Nebenleute mit den

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So spielten sie:

Baumann: Der Torwart machte ein Riesenspiel, nur beim 1:1 von Kaiser aus kurzer Distanz sah er unglücklich aus.

Kaderabek: Der tschechische Nationalspieler hatte wie seine Nebenleute mit den flinken Leipzig-Angreifern schwer zu kämpfen. Beim 2:2 (90.) kam er entscheidend zu spät gegen Torschütze Sabitzer.

Schär: Retter in Not gegen Timo Werner (49.). Kurz darauf leistet sich der Schweizer ein mit Gelb bestraftes Foul gegen den rasenden Bullen-Stürmer. Typisch für seinen Auftritt - mit Licht und Schatten.

Süle: Vor einer Woche noch im Olympia-Finale in Rio, ging der Innenverteidiger mit breiter Brust ins Spiel. Leistete sich zwei riskante Ballverluste nach einer halben Stunde, sonst einer der besseren Hoffenheimer.

Ochs: Auf der defensiven Außenbahn bemüht, aber mit Schwächen.

Vogt: TSG-Debüt auf der zentralen Position vor der Abwehr. Da geht mehr.

Rudy: Gewohnt stark am Ball, aber vor allem: Sahne-Solo und Zuckerpass auf Uth. Ein klasse Scorerpunkt.

Rupp: Erstes Spiel, erstes Tor (55.) - was für ein Einstand. Der lauffreudige Mittelfeldspieler macht Lust auf mehr.

Uth: Raste rastlos über den Rasen - und belohnte sich: Rudys Vorlage vollstreckte er zum 2:1.

Kramaric: Emsig, aber ohne Ertrag.

Wagner: Ackerte wie ein Bulle gegen die Bullen. Im Abschluss ohne Glück.

Schwegler: Ersetzte Vogt, aber setzte keine Akzente.

Amiri: Löste Rupp ab (65.), konnte sich aber selten durchsetzen.

Terrazzino: Der Rückkehrer aus Bochum kam in der 79. Minute für Kramaric. rol

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Unter den Augen von DFB-Sportdirektor Hansi Flick, des neuen U21-Coaches Stefan Kuntz und von Nationalspieler Sami Kedira, der seinen auf der Leipziger Bank sitzenden Bruder Rani nicht in Aktion bestaunen konnte, ging es rasant los. Mark Uth und Ersatzkapitän Sebastian Rudy - der etatmäßige Spielführer Eugen Polanski stand nach seinen Oberschenkelproblemen nicht im Aufgebot - hätten die TSG 1899 schon nach wenigen Sekunden in Führung bringen können. Abermals Rudy scheiterte kurz darauf (2. Minute). Marcel Sabitzer musste die Klasse von Oliver Baumann anerkennen, im Nachgang streichelte Dominik Kaisers Schuss die TSG-Latte (4.). Wieder Kaiser, wieder Baumann: In der 13. Minute hatten die stimmgewaltigen Gäste-Fans, mit launigen Sprechchören ausgestattet, schon den Torjubel auf den Lippen.

Auch Rupp, der Mann mit der Pferdelunge, hätte treffen müssen (17.). Doch nach der Trinkpause (24.), bei der Nagelsmann ganz in Manier eines Basketball-Trainer seine Jungs per Tableau taktisch anwies, übernahmen die Sachsen das Kommando. Nagelsmann bekannte: "Da gab es einen Bruch in unserem Spiel, hoffentlich ist es in 14 Tagen nicht so heiß."

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Wieder rettete Baumann gegen Yussuf Poulsen (30.). Dann klärte Süle erst stark, patzte aber fast im selben Atemzug gegen Kaiser - der Ex-Hoffenheimer schob jedoch den Ball vorbei (34.).

Vogt musste in der Halbzeit für Pirmin Schwegler weichen, der dessen Position im 4-1-2-3-System übernahm. Sandro Wagner fiel im Leipziger Strafraum - kein Elfmeter (52.). Das fand Lukas Rupp nicht gut - und setzte den Ball wenig später zum 1:0 ins Netz (55.). Unglaublich, dass ausgerechnet Baumann schwächelte und Kaiser den Ausgleich bejubeln durfte (58.).

Dann gab es den zweiten Tankstopp. Diesmal verzichtete Nagelsmann auf die Taktiktafel, schwörte sein Team gestenreich ein. Rudy hörte ganz genau zu, legte einen tollen Sololauf hin und bediente den Kölsche Jung Mark Uth - 2:1 (83.). "Für den Anfang war es in Ordnung, aber wir müssen stabiler und cleverer werden", meinte Rudy nach der Partie und lag damit richtig. Denn der zum Verteidiger umfunktionierte Patrick Ochs grätschte beim 2:2 gegen Sabitzer ins Leere (90.). Nagelsmann-Kollege Ralph Hasenhüttl flippte vor Freude fast aus. "Wir haben gezeigt, dass wir eine Bereicherung für die Liga sein können", so der Ex-Ingolstädter.

Da konnte Nagelsmann nur zustimmen und fand kritische Worte für das eigene Defensivverhalten. "Das war heute ein bisschen Harakiri." Richtig schlauer sind die Hoffenheimer nach der Premiere nicht.

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