Auch Geschäftsführer Markus Kompp verzichtet auf Teile seines Gehalts. Foto: vaf
Von Michael Wilkening
Mannheim. Mitarbeiter und Fußballer des Drittligisten SV Waldhof Mannheim beantragen Kurzarbeitergeld, um in der schwierigen Lage wegen der Corona-Pandemie das Überleben des Klubs zu sichern. Die SV Waldhof Spielbetriebs-GmbH spart dadurch monatlich mehrere hunderttausend Euro ein – über den Weg dahin wird aber gemurrt.
"Bevor Mitarbeiter entlassen werden müssen, gehen wir diesen Schritt zum Wohle des Vereins", sagt Kevin Conrad. Der Kapitän möchte sich weiter nicht zu der Regelung äußern, der er wie seine Mitspieler zugestimmt hat. Vor ein paar Wochen war Conrad in die verbale Offensive gegangen, um stockende Vertragsverhandlungen anzuprangern. Jetzt möchte der Verteidiger keine Einblicke geben. Durchgesickert ist die Unzufriedenheit der Mannschaft aber auch ohne eine Bestätigung ihres Kapitäns.
Intern ist umstritten, dass die Arbeitsleistung der Mannschaft auf null Prozent gesetzt wurde. Obwohl sich die Spieler in den eigenen vier Wänden so gut wie eben möglich fithalten und auch individuelles Training bei einem Profisportler Arbeit bedeutet, setzte die Klubführung durch, dass die Spieler keinerlei Lohn mehr vom Klub erhalten. "Wir haben kein Training angeordnet", sagt Geschäftsführer Markus Kompp. Der Trainerstab durfte die Akteure nicht mit individualisierten Plänen versorgen, damit der SVW einen Anspruch hat, den kompletten Lohnersatz vom Arbeitsamt einfordern zu können.
Bei anderen Vereinen der Dritten Liga wie dem 1. FC Kaiserslautern oder dem SV Meppen befinden sich die Profis ebenfalls in Kurzarbeit, bekommen aber weiterhin 50 Prozent des regulären Lohns vom Verein. Nur auf die zweite Hälfte des Gehalts gibt es Einbußen. Der tatsächliche Verlust beträgt auf diese Weise etwa 20 Prozent des Nettolohns. Auf eine ähnliche Lösung hatten auch die Mannheimer gehofft, eine Gesprächsbereitschaft von Seiten des Vereins gab es aber nicht. Die Waldhof-Akteure ohne Kinder verlieren dagegen 40 Prozent vom eigentlichen Grundgehalt. Punkt- und Einsatzprämien fallen zusätzlich weg.
Problematisch kann die jetzt getroffene Vereinbarung werden, wenn sich einer der Spieler in den kommenden Wochen beim Joggen verletzen sollte. Es ist nicht realistisch, dass alle Profis fortan die Füße hochlegen, aus eigenem Interesse werden sie versuchen, sich körperlich in Schuss zu halten. Passiert dabei eine Verletzung, ist der Akteur nicht über die Berufsgenossenschaft versichert, weil er offiziell nicht arbeitet.
Wie groß der Beitrag der Führungskräfte in der Corona-Krise ist, bliebt ungewiss. "Ich verzichte auch auf einen Teil des Gehaltes", erklärt Kompp, äußert sich aber nicht dazu, wie groß der Verzicht ist. In Kurzarbeit kann der Geschäftsführer wegen des Aufwandes, den er betreiben muss, nicht gehen. Der Sportliche Leiter Jochen Kientz hat sich noch nicht entschieden, ob er wie die Spieler auch, Kurzarbeit beantragt. In einer Zeit, in der Solidarität beschworen und eingefordert wird, ist unklar, welchen Beitrag die bestverdienenden Angestellten der SV Waldhof Spielbetriebs-GmbH zur Krisenbewältigung leisten.