Warum Borussia Mönchengladbach eigentlich ein Heimspiel hat
Jugend-Chef Joachim Stadler ermuntert die Profis vor dem Pokalhit - Die Hofmanns haben vorgesorgt - "Das vergisst man im Leben nicht mehr"

Joachim Stadler (links, gegen Kölns Torjäger Toni Polster in der Saison 1994/95) blickt gerne auf die erfolgreiche Zeit in Mönchengladbach zurück. Aus einer Sportlerfamilie kommt Jonas Hofmann, der heute Abend mit Gladbach in Sandhausen gastiert. Foto: Imago
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Die Hofmanns aus Rot haben sich eingedeckt. 40 Karten musste Jonas Hofmann für die Familie und Freunde für das Pokalspiel von Borussia Mönchengladbach am Freitagabend (20.45 Uhr/Sky) beim SV Sandhausen besorgen. Vor drei Jahren wechselte der 27-jährige Mittelfeldmann, der beim FC Rot und in Hoffenheim das Fußballspielen lernte, an den Bökelberg, bestritt seitdem 79 Erstliga-Spiele.
>>>Wegen eines Gewitters verzögert sich der Anpfiff des Spiels<<<
"Für uns war Sandhausen ein Traumlos", sagt Vater Harald Hofmann, "so eine kurze Anfahrt hatten wir noch nie." Keine 15 Kilometer sind es von Rot zum Hardtwald. Harald Hofmann, der früher für den TSV Rot in der 2. Handball-Bundesliga unterwegs war, freut sich auch auf das Wiedersehen mit seinem alten Kumpel Wolfgang Hambrecht, der im Präsidium des SV Sandhausen ist.

Mutter Birgit, Bruder Benjamin, Vater Harald und Opa Erwin. Foto: Pfeifer
Ein Heimspiel hat am Freitagabend nicht nur Jonas Hofmann. Über die Hälfte der Besucher im 15.000 Zuschauer fassenden BWT-Stadion werden den letztjährigen Bundesliga-Fünften unterstützen. Sie kommen nicht nur vom Niederrhein. Der fünfmalige deutsche Meister hat auch in der Region viele Freunde. Die Neidensteiner Fohlen sind nur ein Beispiel.
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"Mein Herz schlägt immer noch für die Borussia", sagt auch Joachim Stadler, auch wenn der Leiter des Sandhäuser Nachwuchs-Leistungszentrums betont, dass natürlich der jetzige Arbeitgeber an erster Stelle steht. Als deutscher Meister und Pokalsieger wechselte der Odenwälder 1991 vom 1. FC Kaiserslautern nach Mönchengladbach. Am Bökelberg erlebte er einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere. 1995 hielt er nach einem 3:0-Endspielsieg über den VfL Wolfsburg erneut den Pokal in den Händen. "Es ist ein Gefühl, das man nie mehr im Leben vergisst", erinnert er sich, "der Pokal ist richtig schwer. Ein Koloss aus Gold und Silber."
Damals an seiner Seite Größen wie Stefan Effenberg, Christian Hochstätter, Uwe Kamps, Heiko Herrlich und Holger Fach. "Drei meiner vier Kinder sind in Mönchengladbach geboren. Ich habe dort noch viele Freunde, die ich regelmäßig besuche", sagt der 49-jährige Sandhäuser Jugendchef. Busfahrer und Zeugwart sind noch dieselben. Am Freitagabend müssen viele Hände geschüttelt werden. "Wir haben gegen Gladbach nur eine kleine Chance, aber die wollen wir nutzen", sagt Stadler.
Bei der Borussia, die es seit 1995 nicht mehr ins Pokalfinale in Berlin schaffte, hebt der Trainer, wie nicht anders zu erwarten, mahnend den Zeigefinger. "Wir müssen unser Spiel durchziehen", erklärte Marco Rose bei der Pressekonferenz am Mittwoch, "wir werden auf Widerstände stoßen, die müssen wir überwinden." Im letzten Test verspielten die Gladbacher gegen den FC Chelsea einen 2:0-Vorsprung - Jonas Hofmann erzielte das 2:0 -, doch Rose weiß: "Sandhausen ist nicht Chelsea."
Die Spanier von Athletic Bilbao zeigten beim 2:0-Erfolg in einem weiteren Vorbereitungs-Spiel, wie man die Fohlen zähmen kann. Gladbach attackiert unter dem neuen Trainer schon in der gegnerischen Hälfte, lange Bälle hinter die Abwehr sind ein probates Mittel. Und noch einen Vorteil könnte der Zweitligist haben. "Die Borussia hat heute ihr erstes Pflichtspiel. Sandhausen ist schon weiter. Es ist eine nicht ungefährliche Situation", meint Harald Hofmann.
Hört man Marco Rose und seinen Kollegen Uwe Koschinat mit geschlossenen Augen zu, dann könnte man die beiden Trainer glatt verwechseln. Beide benutzen häufig Begriffe wie Körperlichkeit, Schnelligkeit und Leidenschaft. Sie haben die gleiche Philosophie. Und noch eine Parallele gibt es. Gladbach ist für seinen Jugend-Stil bekannt. Auch am Hardtwald soll künftig der Nachwuchs eine größere Rolle spielen.
Roman Hauk rückte in den Profikader auf. Auch auf Robin Mörmann, Louis Lehr, Shpetim Xhaka sowie Andreas und Konstantin Schiler hat Uwe Koschinat ein Auge geworfen. Kein Wunder, dass Stadler den Cheftrainer in den höchsten Tönen lobt. Ein Nachweis für die gute Nachwuchsarbeit am Hardtwald sind auch die Jugendspieler, die Sandhausen verlassen haben: Maxi Möller nach Köln, Marvin Alexa nach Leverkusen - und Linus Wirth zu Borussia Mönchengladbach.
Wenn Jonas ein Tor schießen würde und Gladbach gewinnt, wäre es für Harald Hofmann der perfekte Abend. Andere verweisen auf das Gesetz der Serie. Ein Heimspiel für den Bundesligisten? Gerne. Ihr letztes Heimspiel hat die Borussia mit 2:0 gegen den FC Augsburg Ende Januar gewonnen.