Selbst Unterstützung aus Hongkong hilft nicht gegen Magdeburg
Zum Saison-Abschluss verlieren die Rhein-Neckar Löwen eine schnelle und torreiche Begegnung beim Meister SC Magdeburg mit 34:37.
Von Tillmann Bauer
Magdeburg. Stefan Hoßfeld machte Geschenke. Der Teambetreuer der Rhein-Neckar Löwen schleppte sich eine Stunde vor Anpfiff mit einem großen blauen Kasten die steile Treppe der Magdeburger Getec Arena hinauf und steuerte direkt auf die mitgereisten Löwen-Fans zu.
Dann zog er ein zerknittertes Trikot nach dem anderen heraus, knüllte es noch einmal zusammen und warf es in die Fan-Menge. Sogar einige SCM-Anhänger sicherten sich ein Shirt.
Es waren nicht die einzigen Geschenke, die die Rhein-Neckar Löwen beim Saison-Finale der Handball-Bundesliga am Sonntag beim SC Magdeburg verteilt haben. Die Mannschaft des scheidenden Trainers Ljubomir Vranjes verlor vor beeindruckender Kulisse mit 34:37 (19:20).
"Eigentlich war davor schon alles in der Tabelle entschieden. Deshalb war’s nicht leicht für uns", sagte Ilija Abutovic zur RNZ. Für den Serben war es das letzte Spiel für die Löwen, er wechselt nach Frankreich. Der Abwehr-Riese meinte: "Wir konnten es noch mal genießen. Das hat Spaß gemacht."
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Denn die Löwen spielten 45 Minuten wirklich gut mit und hielten die Partie offen – danach verloren sie aber den Faden und ließen ihr Schicksal (und das Magdeburger Tempospiel) über sich ergehen.
Trotzdem war’s ein würdiger Rahmen für einen Abschied. Schließlich ging nicht nur Abutovic, sondern auch Andy Schmid. Es war das letzte und gleichzeitig 400. Bundesliga-Spiel der Löwen-Legende. Selbst die Magdeburger Zuschauer honorierten die Leistung des Schweizers, indem sie ihn mit großem Applaus und "Andy"-Sprechchören begrüßten (und gleichzeitig verabschiedeten).
Gut möglich, dass Kim Ekdahl Du Rietz mitgesungen hat. Der schwedische Ex-Löwe war für den letzten Auftritt seines Kumpels aus Honkong angereist. Verrückt! Sein Freund Schmid enttäuschte ihn nicht. Der geniale Mittelmann war einmal mehr auch mit 38 Jahren Dreh- und Angelpunkt im Löwen-Spiel. Mit insgesamt 13 Treffern (schon zur Pause waren es neun) sagte er endgültig Adieu.
Die besten Jahre noch vor sich hat Joel Birlehm. Der Torwart spielte eine starke Partie (13 Paraden) und brachte das feierwütige Magdeburger Publikum mit seinen Taten häufig zum Schweigen. Als Linkshänder Niclas Kirkelokke sogar zur 27:25-Führung traf (42. Minute), geriet die Meister-Party kurz ins Wanken, doch schon wenige Minuten später war die Begegnung wieder gedreht (30:28/48.) und unmittelbar danach das Ergebnis deutlich (36:31/54.) – am meisterlichen Abschlussheimsieg gab’s keine Zweifel mehr.
Abutovic urteilte: "Da haben wir ziemlich viele schnelle Gegentore bekommen. Uns hat gegen Ende die Power gefehlt." Gut, dass jetzt Sommerpause ist.
Magdeburg: Green 1, Kristjansson 4, Musche 1, O’Sullivan 3, Bezjak 5, Magnusson 6/1, Gulerud 2, Saugstrup 5, Damgaard 5, Mertens 1, Chrapkowski 1, Hornke 3.
Löwen: Kohlbacher 5, Knorr 3, Schmid 13/6, Horzen 3, Groetzki 2, Helander 3, Kirkelokke 4.
Strafminuten: – Gislason 2, Kirkelokke 2, Kohlbacher 2.
Stenogramm: 5:5 (5.), 8:7 (10.), 10:9 (15.), 14:13 (20.), 18:16 (25.), 20:19 (Halbzeit), 23:22 (35.), 25:24 (40.), 27:27 (45.), 32:28 (50.), 37:34 (Ende).
Zuschauer: 6496 (ausverkauft).