MLP-Cup Nußloch

Vom Abi auf die Tour

Mannheims Bundesliga-Asse Max Rehberg und Philip Florig wollen den MLP-Cup als Sprungbrett nutzen.

23.01.2023 UPDATE: 23.01.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Warmspielen auf dem Nußlocher Hallen-Teppich (v.l.): Philip Florig, Max Rehberg, Trainer Gerald Marzenell und der Tscheche Adam Jurajda haben sich am Samstag im Racket-Center eingeschlagen. Foto: Schulte

Von Daniel Hund

Nußloch. "Teppich ist mein Lieblingsbelag, wenn du schnell schlagen kannst, ist das der perfekte Boden." Max Rehberg, 19, grinst, als er das sagt, strahlt über beide Ohren. Dabei schaut die deutsche Tennis-Nachwuchshoffnung mitten durch die große Glasscheibe, die den VIP-Bereich im Nußlocher Racket-Center von den drei Hallenplätzen trennt.

Die stehen seit Sonntag im Rampenlicht. Pünktlich um 9 Uhr startete der Quali-Modus beim traditionsreichen MLP-Cup, dem ATP-Weltranglisten-Turnier vor den Toren Heidelbergs. Mittendrin statt nur dabei: Rehberg und Philip Florig, 19, die Bundesliga-Asse von Grün-Weiss Mannheim. Sie kreuzten schon am Samstag im Racket-Center auf. Einspielen war angesagt. Bälle übers Netz hämmern. Und das nicht mit irgendwem: Gerald Marzenell, Mannheims Bundesliga-Macher und DTB-Nachwuchs-Bundestrainer, hatte das Kommando.

Vorher wurde ein wenig geplaudert. Über das Turnier, die eigene Karriere, das Tennis an sich. Rehberg wird mittlerweile an Position 426 im ATP-Computer geführt – Tendenz klar steigend. In Nußloch ist er im Hauptfeld an Position sieben gesetzt. "Daran muss ich mich selbst erst noch gewöhnen", lächelt er leicht verlegen. Doch ganz so schüchtern ist er nicht, ab und an haut er auch mal einen raus: Wen er denn so als Turnierfavoriten auf dem Schirm hat, wollte die RNZ von ihm wissen? "Na, Philip und mich natürlich."

Ein Scherz. Die Grün-Weiss-Cracks gehen demütig an die Sache heran. Marzenell spricht gar von 15, 16 Spielern, die das Zeug zum Titel haben. Er sagt: "Das sind alles Jungs, die schnelle Beläge lieben. Sich da auf einen Favoriten zu versteifen, ist ganz schwierig."

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Matthias Zimmermann, Turnierdirektor beim MLP-Cup, hat einen Geheimtipp. So geheim ist der aber gar nicht: Er setzt auf Matthias Bachinger, ehemals die Nummer 85 im globalen Ranking. Mittlerweile ist er 35, befindet sich als 908. der Weltrangliste auf der Zielgeraden seiner Karriere und muss in Nußloch durch die Quali. "Aber wartet mal ab, wenn der in einen Lauf kommt", zieht Zimmermann ehrfurchtsvoll die Augenbrauen hoch.

Auch Rehberg hat großen Respekt vor "Bachi", aber wenn er wetten müsste, würde er wohl eher auf Jan Choinski (ATP 249), den Topspieler beim MLP-Cup, setzen. "Er kann den Ball richtig schnell machen. Gerade hier ist er mit seiner Spielweise extrem gefährlich", lobt Rehberg den gebürtigen Koblenz, der mittlerweile für Großbritannien aufschlägt.

Mit 19 Jahren hat man noch Träume – oder lebt seinen Traum bereits in vollen Zügen. So wie Carlos Alcaraz. Das spanische Tennis-Wunderkind führt die Weltrangliste an, hat bereits die US Open gewonnen. "Er ist eine Ausnahme-Erscheinung", sagt Marzenell, "gerade Alcaraz hat sich aber auch für einen komplett anderen Weg als unsere Jungs entschieden."

Laut dem Seckenheimer habe er seit dem 13. Lebensjahr keine Schule mehr von innen gesehen. Für Florig und Rehberg war das undenkbar. Seit Sommer 2021 haben sie ihr Abi in der Tasche. Rehberg, der Vernünftige: "Wir wollten nicht alles auf eine Karte setzen, was dir jetzt auch ein wenig den Druck nimmt. Denn du hast eine Absicherung, falls es mit dem Tennis doch nicht so klappen sollte."

Nun haben sie den Kopf frei, nur noch Tennis im Sinn – und viel fehlt laut Marzenell nicht mehr: "Sie können das Level schon spielen. Jetzt geht es um die nötige Erfahrung, die bekommst du nur über die Matchpraxis." Also spielen, spielen und nochmals spielen. Florig sagt es so: "Für uns ist das ein Marathon, kein Sprint."

Und der beginnt in Nußloch für beide frühestens am Dienstag. Dann startet das Hauptfeld, für das Florig (ATP 853) eine Wildcard bekam. Ob ihm Daviscup-Kapitän Michael Kohlmann dann über die Schulter schauen wird, ist noch unklar. Angekündigt hat sich Kohlmann aber auf alle Fälle. Mitte der Woche will er im Racket-Center aufkreuzen, um zusehen, was die deutschen Cracks so reißen können. Seine letzte Dienstreise war nicht so erfreulich: Bei den Australian Open haben die DTB-Asse keine Bäume ausgerissen.

Philipp Rein vom TC Schwarz-Gelb Heidelberg war in der Quali am Ball, wo er sich in der zweiten Runde geschlagen geben musste. Foto: Schulte

Die erste Quali-Hürde konnte Torben Steinorth (TC Weinheim) überspringen. Er bezwang Dario Drebenstedt (TC Esslingen), der beim Stand von 6:4, 4:1 aufgeben musste. Gleiches gilt für Philipp Rein von Schwarz-Gelb Heidelberg. Er rutschte mit einer Wildcard ins Feld und rechtfertigte das Vertrauen mit einem 6:3, 7:6-Sieg gegen Mihailo Milenkovic (Eintracht Frankfurt). Dann wartete Alessandro Pecci. Ein Italiener, der mit 7:6, 7:5 die Oberhand behielt. "Schade", sagte Verbandstrainer Rainer Öhler, "letztlich haben ein paar Punkte den Unterschied gemacht."

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