Basketball-EM

"Jetzt willst du auch den Pott"

Johannes Voigtmann und die deutschen Basketballer spielen gegen Spanien ums Finale bei der Heim-EM.

16.09.2022 UPDATE: 16.09.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Will im Halbfinale gegen Spanien wieder den einen oder anderen Dreier bejubeln: Center Johannes Voigtmann. Foto: Fiba

Von Nikolas Beck

Berlin. Zwischen Kurfürstendamm und Potsdamer Platz steht das Grand Hotel Esplanade. Seit nunmehr einer Woche sind in der Luxusabsteige die besten Basketballer Europas untergebracht. Doch die Reihen lichten sich. Am Donnerstagnachmittag sitzt NBA-Superstar Luka Doncic in der Lobby. Gut gelaunt, mit goldener Uhr am Handgelenk und Sonnenbrille lässig im Haar, gibt der 23-Jährige gerade Karten für sich und ein paar seiner Teamkollegen. Der slowenischen Mannschaftsbus ist bereits vorgefahren. Es sind die letzten Momente für Doncic und Co. bei dieser Europameisterschaft. Nach dem Sensations-Aus am Mittwoch gegen Polen muss der Titelverteidiger die Koffer packen.

Zur gleichen Zeit sitzt Johannes Voigtmann im Meetingraum und spricht über Fokus, Vorfreude und Vorbereitung. Auf das Halbfinale am Freitagabend gegen Weltmeister Spanien (20.30 Uhr/MagentaSport und RTL), auf das erste von zwei Spielen um eine Medaille. Deutschland, so viel steht fest, bleibt bis zum Finaltag am Sonntag im Turnier – und im Hotel. "Erst mal ist beim Essen weniger los", schmunzelt Center Voigtmann. "Aber Spaß beiseite: Wir sind natürlich super froh, dass wir noch dabei sind. Aber wenn du so kurz davor bist, willst Du auch den Pott dazu."

Gegen Spanien erwartet Voigtmann und Co. noch mal eine neue Herausforderung: "Sie haben nicht den einen herausragenden Superstar, es ist eine sehr gleichwertige Truppe, technisch stark, taktisch super eingestellt, variantenreich – wir müssen aufpassen."

Nach einem Umbruch im Kader ist Spanien ein bisschen unterm Radar geflogen. Nicht so bei Voigtmann, der seinen Klub ZSKA Moskau im März fluchtartig verlassen hatte und künftig für das italienische Topteam Olimpia Mailand spielen wird: "Sie wurden halt nie genannt. Aber sie sind trotzdem als Gruppenerster weitergekommen. Ich wusste vor dem Turnier: Egal, wer bei Spanien spielt – die sind immer irgendwie da", so der 29-Jährige.

Die Gala gegen die Griechen, vermutlich der beste Auftritt einer deutschen Mannschaft seit vielen Jahren, ist abgehakt. Am Mittwoch hatten die Spieler dafür freibekommen. "Gold wert" sei das gewesen, sagt der 2,11-Meter-Mann. Um sich zu regenerieren, aber auch, um die Köpfe wieder freizubekommen.

Ab Donnerstag galt der Fokus dann den Iberern, auf dem Papier vermutlich der größte verbliebene Brocken auf dem Weg zu Gold. Im anderen Halbfinale duellieren sich Frankreich und eben Slowenien-Bezwinger Polen. Voigtmann gibt die Marschrichtung vor: "Mit unseren Stärken und unserer Identität haben wir eine sehr gute Chance, nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir zehn Prozent weniger bringen, wird’s nix."

Für den Basketball-Spätstarter, der ursprünglich mit Handball begonnen hatte, ist es bislang ein durchwachsenes Turnier. In Köln wollte der Dreier nicht fallen, in Berlin bremste ihn ein grippaler Infekt aus. Für seinen jungen Kollegen Franz Wagner lief es besser. Für den 21-jährigen Shootingstar steht das wichtigste Spiel seiner jungen Karriere bevor. "In der NBA durfte ich ja noch nicht so viele wichtige Partien bestreiten", schmunzelte der gebürtige Berliner. Sein Klub, die Orlando Magic, haben den Neuaufbau eingeleitet, hatten vergangene Saison ligaweit die zweitmeisten Niederlagen. "Für sein Land und im eigenen Land, in der eigenen Stadt, um den Finaleinzug zu spielen, das ist natürlich richtig cool", sagte Wagner.

Luka Doncic, das slowenischen Wunderkind, das Deutschland die bisher einzige Niederlage bei dieser EM beigebracht hatte, stieg da gerade in den Bus.

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