TSG Hoffenheim gegen Metz

"Überfallartig und furios" - Ilzer schwärmt nach "Hoffes" 8:0-Erfolg

Achter Sieg im achten Test und ein bisschen Gänsehaut: Die TSG ließ Erstligist Metz keine Chance. Einziger Wermutstropfen bei der Saisoneröffnung waren die leeren Ränge.

09.08.2025 UPDATE: 09.08.2025 20:00 Uhr 3 Minuten, 33 Sekunden
Viel zum Jubeln hatten die Hoffenheimer, die erstmals in ihren türkisfarbenen Ausweichtrikots antraten, gegen Metz: Hier wird Mo Damar (4.v.l.) für seine Ecke vorm 5:0 gefeiert. Foto: pix

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Die einzige schlechte Nachricht des Tages zu Beginn: Nur 6443 Zuschauer fanden am Samstagnachmittag den Weg in die PreZero Arena, wo die TSG Hoffenheim die neue Saison gegen den französischen Erstligisten FC Metz eröffnete. Zugegeben: Es sind Schulferien und das Thermometer war am Nachmittag weit über die 30-Grad-Grenze hinausgeklettert.

Dennoch: Diese Partie hätte mehr Zuschauer verdient gehabt. Mit 8:0 (8:0/5:0) fertigte der Dorfklub den Aufsteiger aus Lothringen ab, spielte vor allem in der ersten Viertelstunde Konterfußball, der richtig Lust machte auf eine neue Spielzeit, in der es mit Hochgeschwindigkeit konsequent nach vorne gehen dürfte.

"Man darf das Ergebnis nicht überbewerten, trotzdem haben wir heute ein super Spiel gemacht", bilanzierte Grischa Prömel. Der 30-Jährige, der erstmals nach seinem Kreuzbandriss in der vergangenen Saison wieder auf dem Feld stand, freute sich, "dass man viel von dem gesehen hat, was wir uns in der Vorbereitung erarbeitet haben: mit Ball zielstrebig Richtung Tor, intensiv, eklig gegen den Ball und nach vorne mit einem klaren Plan."

Den Torreigen eine Woche vorm Pflichtspielauftakt in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Hansa Rostock eröffnete Max Moerstedt. Der 19-Jährige, der dank Sonderschichten im Kraftraum und Kreatin-Kur deutlich kräftiger daherkommt als noch vor einem halben Jahr, köpfte eine Hereingabe von Bazoumana Touré über die Linie (6. Minute).

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Die Elf, die Trainer Christian Ilzer im über zweimal 45 Minuten plus einer 30-minütigen Verlängerung angesetzten Duell mit "Les Grenats" (die Granatroten) zu Beginn aufs Feld schickte, dürfte mehr als ein Fingerzeig Richtung Pflichtspielauftakt sein.

Dass Wouter Burger per Direktabnahme zwei Minuten später auf 2:0 erhöhen konnte (8.), war keine große Überraschung. Dass Mo Damar eine technisch anspruchsvolle Vorlage mit der Hacke geben konnte, dagegen schon eher: In der Tat bekam der 21-jährige Leihrückkehrer aus Elversberg gegen Metz den Vorzug vor Klublegende Andrej Kramaric. Neben Moerstedt stürmte der andere Ex-Elversberger Fisnik Asllani.

"Wir haben gegen Bremen anders gespielt und das war auch ein sehr, sehr guter Auftritt", wollte sich Ilzer nicht zu tief in die Karten blicken lassen und stellte seinem immer noch zu großen Kader in Gänze ein positives Vorbereitungszeugnis aus.

"Aber", so der 47-Jährige, "aber jetzt kommen der Erwartungsdruck und der interne Konkurrenzkampf. Es wird entscheidend sein, wie wir damit umgehen und es verstehen, uns als Gruppe zu pushen und zu supporten."

Vor allem offensiv hat der Chefcoach aus Österreich nach wie vor die Qual der Wahl. Der dritte Streich ging allerdings aufs Konto eines neuen Defensivdenkers: Bernardo, Brasilianer und Linksverteidiger von Beruf, war aus dem Strafraumgetümmel heraus nach einer Damar-Ecke zur Stelle und drückte den Ball über die Linie (14.).

Wieder nur zwei Minuten später wollte Feinfuß Damar selbst auf die Anzeigetafel. Die Hereingabe, erneut von Touré, schob der Deutsch-Türke eingesprungen ein (16.).

Kaum zu glauben, aber wahr: In einer Partie, in der insgesamt noch über 100 Minuten Fußball zu spielen waren, stand es bereits 4:0. "Das war wirklich ein furioser Start, überfallartig nach einer Viertelstunde schon 4:0 vorne zu sein, das war eine Top-Leistung", freute sich Ilzer.

War’s eine echte Ansage von "Hoffe"? Oder ein indiskutabler Gegner, der die Hoffenheimer Generalprobe eher wie einen Sommerkick anging? "Nur, weil wir gut waren, heißt das nicht, dass der Gegner schwach war", betonte der TSG-Trainer: "Wir wissen das einzuordnen, aber lassen uns nichts schwach reden."

Diejenigen, die da waren, fühlten sich jedenfalls gut unterhalten. Auch, wenn sie aufs fünfte Tor ein bisschen warten mussten. "Steht auf, wenn ihr für ,Hoffe‘ seid!", stimmte die ebenfalls eher spärlich besetzte Südkurve nach einer halben Stunde an, ehe kurz vorm Pausenpfiff Gueye einen scharf geschossenen Eckball von Damar zum 0:5 aus Sicht der bemitleidenswerten Franzosen ins eigene Tor bugsierte.

Im Vorjahr gegen Fulham (0:2) waren zur Saisoneröffnung etwas mehr als 9000 Zuschauer gekommen. Ein Jahr davor gegen die Glasgow Rangers (2:2) sogar noch rund 11.500. So viel geboten wie dieses Mal – also auf dem Rasen, nicht beim bunten Rahmenprogramm um die Arena herum – wurde damals nicht.

Denn auch nach dem Seitenwechsel ging das muntere Toreschießen weiter: Der eingewechselte Tim Lemperle, ebenfalls ein Startelf-Kandidat für Rostock, wurde von Neuzugang Vladimir Coufal bedient und schloss trocken ins Torwarteck zum 6:0 ab (55.).

Nach einer Stunde, also zur Halbzeit dieses ungewöhnlich langen Spiels, durften sich die meisten der Elf, die fürs halbe Dutzend verantwortlich zeichneten, ihren verdienten Applaus abholen. Ilzer wechselte munter durch, brachte acht Neue.

Auch der "Hoffe"-Goat durfte nun mitmischen – und sich in die Torschützenliste eintragen: Uneigennützig bedient von Lemperle, netzte der kroatische Vizeweltmeister Kramaric zum 7:0 ein (72.). Lemperle selbst erhöhte kurz vor Abpfiff der 90 Minuten, nach Vorarbeit von Umut Tohumcu, auf 8:0.

Ein rundum gelungener Tag war es für alle, die es mit "Hoffe" halten. Zumal lautstärketechnisch der Höhepunkt des späten Nachmittags erst nach 100 gespielten Minuten erfolgte. Als Prömels lange Leidenszeit endlich beendet war.

Der Sympathieträger wurde bei seiner Einwechslung für die finalen 20 Minuten mit Sprechchören begrüßt. "Überglücklich" sei Prömel, diktierte er hinterher in die Mikrofone: "Es gibt nichts Schöneres, als wieder auf dem Platz stehen zu können. Die Bank ist noch mal aufgestanden, jeder hat mich noch mal umarmt, daran sieht man, wie eng wir beieinander sind und wie sehr das auch die anderen Jungs bewegt hat."

Acht Tore, der achte Sieg im achten Test – und ein kleines bisschen Gänsehaut: Schade, dass dies alles nicht ganz so viele vor Ort miterleben wollten.


Hoffenheim: Baumann (91. Philipp) – Coufal (63. Drexler), Arthur Chaves (63. Hranac), Machida (63. Akpoguma), Bernardo (63. Behrens) – Avdullahu (63. Becker), Burger (63. Tohumcu/101. Prömel), Damar (63. Prass), Touré (63. Kramaric) – Moerstedt (46. Lemperle/91. Bebou), Asllani (46. Orban/91. Mokwa)

Metz: Fischer (91. Sy) – van den Kerkhof (56. Kouao), S. Sané (91. Melieres), Gbamin (91. Colin), Mboula (91. A. Touré) – Deminguet (67. Bokele), B. Traoré (91. Nduquidi), I. Sané (67. Madjo), Tsitaishvili, Sabaly (73. Abuasavali) – Gueye (67. Stambouli)

Schiedsrichter: Kampka (Görlitz)

Zuschauer: 6443; Tore: 1:0 Moerstedt (6.), 2:0 Burger (8.), 3:0 Bernardo (14.), 4:0 Damar (16.), 5:0 Gueye (45.+1/Eigentor), 6:0 Lemperle (55.), 7:0 Kramaric (72.), 8:0 Lemperle (90.+1)
 

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