TSG Hoffenheim gegen Leverkusen

"Warten Sie’s mal ab"

2:4 gegen Leverkusen und das Aus für Europa: Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen deutet personelle Veränderungen an.

07.05.2022 UPDATE: 08.05.2022 20:45 Uhr 4 Minuten, 15 Sekunden
Hoffenheims Spieler haben sich nach dem letzten Saisonheimspiel vor der Südkurve versammelt und bedanken sich für die Unterstützung. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Das hatte sich Alexander Rosen sicher ganz anders vorgestellt. Vor zwei Monaten siegte die TSG Hoffenheim mit 1:0 beim 1. FC Köln und belegte nach dem 25. Spieltag den vierten Tabellenplatz. Doch der Traum von einer Teilnahme an der Champions League wurde zum Albtraum.

Seit dem "Dreier" in der Domstadt ist "Hoffe" nunmehr in acht Begegnungen sieglos und musste am Samstagnachmittag endgültig die letzten Hoffnungen auf bevorstehende Reisen durch Europa begraben. Zwar verloren die Kölner im eigenen Stadion mit 0:1 gegen Wolfsburg und öffneten dadurch zumindest die Tür zur Conference League, doch die TSG ging nicht hindurch. Ganz im Gegenteil: Sie musste zeitgleich in Sinsheim den nächsten Viererpack schlucken. Nach dem 3:4 gegen den SC Freiburg gab’s diesmal ein 2:4 gegen Bayer Leverkusen und die 1899-Fans hatten ausreichend Grund dazu, anschließend beim Freibier am Fanhaus ihren Kummer zu ertränken.

Rosen blieb nach dem Abpfiff noch minutenlang auf seinem angestammten Platz gleich neben der Pressetribüne sitzen. Er beobachtete, wie sich die Verlierer tapfer der Südkurve stellten, wie Torhüter Oliver Baumann und David Raum das Gespräch am Zaun mit den Treuesten der Treuen suchten und wie Kevin Vogt und seine Kollegen trotz ihres Frusts noch Bälle verteilten. In der Niederlage zeigten die TSG-Profis Größe.

Rosen stellte sich und zog lange nach Spielschluss und nach dem Ende der Pressekonferenz in kleiner Runde mit den ständigen Berichterstattern eine erste Bilanz. "Auf’s große Ganze gesehen ist das jetzt kein Drama. Es ist nichts gravierend Schlechtes, wenn man Achter in der Bundesliga wird. Aber die Ausgangsposition war halt nach zwei Dritteln der Saison eine ganz andere", sagte der gebürtige Augsburger und fügte wörtlich hinzu: "Wir haben 2/3 lang überperformed und haben 1/3 mit einer gravierenden Unterperformance."

Das dürfte Sebastian Hoeneß ähnlich beurteilen. Der TSG-Trainer musste mitansehen, wie sich seine Mannschaft von einem in der ersten Halbzeit mit "Handbremse" (Bayer-Coach Gerardo Seoane) agierenden Gegner in den zweiten 45 Minuten trotz einer 2:1-Führung bis zur 73. Minute vorführen ließ.

Stolze 55 Gegentore hat Keeper Baumann einen Spieltag vor dem Ende der Runde zulassen müssen und ist als konstanter Leistungsträger der dafür am wenigsten Verantwortliche.

Woran liegt’s? Die mentale Komponente spiele natürlich eine Rolle, wollte Hoeneß nach der Sieglosserie nicht verhehlen – und wurde dann erneut nicht müde darauf hinzuweisen, dass es einfach nicht gelingen würde, "das Personal, das eigentlich da wäre, auf den Platz zu bekommen".

Personalfragen standen auch beim Frage- und Antwort-Spiel mit Rosen im Mittelpunkt. Dabei machte der Kaderplaner überhaupt kein Geheimnis daraus, dass Aufsteiger Raum möglicherweise trotz verlängerten Vertrags nicht zu halten sein wird. "Es wäre kein einfacher 20-Millionen-Transfer. Schon das wäre ja ein Wahnsinn für einen Spieler, der ablösefrei aus der Zweiten Liga kam", sagte Rosen und platzierte sich diesbezüglich am Lenkrad. "Wir sitzen da am Steuer." Aber wenn Real Madrid ein sechsfaches Gehalt zahlen würde, "dann kann ich mir gut vorstellen, dass er bei mir mal freundlich nachfragen wird", so Rosen weiter. Bisher sei so etwas allerdings noch nicht geschehen. Vielleicht ist es ja soweit, falls die Königlichen das Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool gewinnen sollten.

Die RNZ hakte nach und stellte fest, dass es ja wohl mit demselben Spielerstamm in die neue Spielzeit gehen werde. Viele Verträge hatte Rosen vorzeitig verlängert. "Warten’s sie mal ab", kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.

Die vergangenen Wochen haben tiefe Spuren der Enttäuschung hinterlassen.

Deshalb wird es nun mehr personelle Veränderungen geben, als ursprünglich angedacht – und Sebastian Hoeneß geht vorbelastet in die WM-Saison 2022/23.

Update: Sonntag, 8. Mai 2022, 20.52 Uhr


Abschied für Völler: Bayer feiert Einzug in Königsklasse

Leverkusen darf nach drei Jahren wieder in der Königsklasse spielen. Das Bayer-Team verlässt am vorletzten Spieltag überglücklich das Stadion in Sinsheim, wo Gastgeber Hoffenheim erneut enttäuscht.

Sinsheim. (dpa) Der scheidende Geschäftsführer Rudi Völler und Trainer Bayer Gerardo Seoane umarmten sich innig, die Spieler feierten in der Gästekurve ausgelassen mit ihren Fans.

Alexander Rosen hat tiefe Baustellen in der TSG-Defensive ausgemacht. Foto: APF

Bayer Leverkusen hat vor allem dank Torjäger Patrik Schick am vorletzten Spieltag den Einzug in die Champions League geschafft. Die Werkself siegte in der Fußball-Bundesliga mit 4:2 (1:2) bei der TSG 1899 Hoffenheim und sicherte sich den dritten Tabellenplatz. Der tschechische Stürmer Schick erzielte vor 20.033 Zuschauern in Sinsheim seine Saisontore Nummer 23 und 24 in der 34. und 76. Minute.

"Zuerst einmal Glückwunsch an die Mannschaft für diese tolle Entwicklung", sagte Seoane in der Pressekonferenz. Der 43-Jährige Schweizer empfand fast am Ende seiner erfolgreichen Premierensaison bei Bayer "große Dankbarkeit und Wertschätzung" und nannte explizit die Mitarbeiter im Verein: "Für diese Leute freuen wir uns extrem. Und nicht zu allerletzt freue ich mich auch für Rudi, dass wir ihm einen würdigen Abschied geben können."

Hängende Köpfe bei Hoffenheim

Leverkusen vermied somit das befürchtete Endspiel um den Einzug in die Königsklasse zum Saisonfinale gegen den SC Freiburg, der zeitgleich dem 1. FC Union Berlin unterlag. Die Hoffenheimer und Chefcoach Sebastian Hoeneß verspielten mit dem achten sieglosen Spiel in Serie ihre letzten theoretischen Chancen auf den Einzug in die Europa League, was das erklärte Saisonziel war. Mit hängenden Köpfen standen die TSG-Profis vor ihren Anhängern.

Dabei brachten Georginio Rutter (22.) und Christoph Baumgartner (36.) die Gastgeber zweimal in Führung. Moussa Diaby sorgte für den 2:2-Zwischenstand (73.), Lucas Alario traf noch zum 4:2 (90.+1). Mit dem 78. Saisontor stellten die Leverkusener einen Vereinsrekord auf: Die bisherige Bestmarke stand bei 77 Treffer in der Saison 2001/2002.

Die Leverkusener stemmten sich den etwas hektischen Angriffsversuchen des Gegners in der Anfangsphase erst einmal konzentriert entgegen - bis zu jener Szene, als sich Piero Hincapie den Ball von Christoph Baumgartner abluchsen ließ. Der österreichische Nationalspieler bediente dann Rutter und verschaffte dem Franzosen sein achtes Saisontor. Der 20-Jährige war als einziger im TSG-Kader bei allen Pflichtspielen dieser Runde dabei und wirbelte wieder mächtig, musste aber zur Pause mit Schmerzen in der Schulter ausgewechselt werden.

Vom Angriff der Leverkusener war bis dato praktisch nichts zu sehen. Fast aus dem Nichts fiel dann dennoch der Ausgleich: Schick traf per herrlicher Direktabnahme auf Flanke von Diaby. Hoffenheim antwortete postwendend mit dem Kopfballtreffer von Baumgartner, als die Bayer-Abwehr um Torwart Lukas Hradecky nach einer Flanke von Pavel Kaderabek nicht im Bilde war.

Bayer dreht in der zweiten Halbzeit auf

Deutlich munterer starteten beide Teams in die zweite Hälfte. Munas Dabbur für Hoffenheim und Diaby für Leverkusen vergaben zunächst jeweils die Chance zu weiteren Treffern. Dann drehte Leverkusen so auf, dass Seoane später von einer "sensationellen zweiten Halbzeit" sprach. Der starke Diaby mit seinem 13. Tor in dieser Spielzeit und erneut Schick ließen die TSG-Abwehr ganz schlecht aussehen.

Irgendwie typisch für die Hoffenheimer in dieser am Ende so enttäuschenden Runde: Vize-Weltmeister Andrej Kramaric, den Hoeneß noch kurzfristig zum Kapitän gemacht hatte, schoss nach einem Pfostentreffer von Jacob Bruun Larsen noch am leeren Tor vorbei und verpasste somit das 3:3.

TSG 1899 Hoffenheim - Bayer Leverkusen
Leverkusens Torschütze Moussa Diaby (l) jubelt mit Mannschaftskollegen über das Tor zum 2:2. Foto: dpa
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