SV Sandhausen

"Die Mannschaft wird von Jahr zu Jahr besser"

Sandhausens österreichischer Trainer Stefan Kulovits über den Auftritt seiner Landsleute und die Chancen im Achtelfinale gegen Italien.

23.06.2021 UPDATE: 24.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
Stefan Kulovits (links im roten Trikot, beim Trainingsauftakt seines SV Sandhausen) spielte mehrfach für Österreich. Den erstmaligen Einzug seiner Landsleute ins EM-Achtelfinale hatte er erwartet und empfindet ihn als hochverdient. Foto: vaf

Von Claus Weber

Sandhausen. Stefan Kulovits spielte elf Jahre für Rapid Wien in der österreichischen Bundesliga, feierte mit dem Hauptstadtklub zweimal die Meisterschaft. In der A-Nationalmannschaft seines Landes stand der mittlerweile 38-jährige Wiener fünf Mal, bestritt darüber hinaus 34 Spiele für österreichische Jugend- und Juniorenauswahlen. Vor acht Jahren wechselte er als Spieler zum SV Sandhausen, war lange Zeit Kapitän beim Zweitligisten, ehe er im Februar die Mannschaft zusammen mit Gerhard Kleppinger übernahm und zum Klassenverbleib führte.

Die Rhein-Neckar-Zeitung sprach mit Kulovits über den bislang sehr erfolgreichen EM-Auftritt seiner Landsleute

Stefan Kulovits, Österreich hat erstmals bei einer EM die Vorrunde überstanden. Hatten Sie das erwartet?

Hm, ja, ehrlich gesagt schon. Die Mannschaft ist seit vier, fünf Jahren zusammen, alle spielen auf einem hohen Niveau. Es ist wie eine zweite deutsche Nationalelf, denn viele sind Stammspieler in der Bundesliga. Vor fünf Jahren kam die EM noch zu früh für uns, damals schieden wir trotz einer machbaren Gruppe in der Vorrunde aus. Diesmal hatte ich schon mit dem zweiten Platz in der Gruppe spekuliert. Der ist auch hochverdient und leistungsgerecht.

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Es hieß, der 1:0-Sieg über die Ukraine sei der bislang beste österreichische Auftritt bei einer EM gewesen.

Ja, das stimmt. Wir hatten sehr, sehr viele Abschlüsse, wollten es nicht auf ein Unentschieden ankommen lassen, das wohl auch zum Weiterkommen gereicht hätte. Dazu hat der Trainer das System wieder auf 4-3-2-1 umgestellt, das die Mannschaft auch schon in der Qualifikation gespielt hatte. Die Abläufe waren besser als mit Dreier-Kette, David Alaba spielte wieder links hinten, das war ein guter Schachzug, das war besser als zuvor gegen die Niederlande.

Wächst bei unserem Nachbarn eine Mannschaft heran, von der man künftig noch mehr erwarten kann?

Schwierig zu sagen. Allerdings spielen sehr viele Spieler eine tragende Rolle bei ihren Bundesliga-Klubs. Die Entwicklung stimmt, die Mannschaft wird von Jahr zu Jahr besser, wir sind auf einem guten Weg, die Spieler sind sehr gut ausgebildet.

In Deutschland ist man oft nur mit dem Titel zufrieden. Wie hoch sind mittlerweile die Ansprüche der Österreicher ans eigene Team?

Der Anspruch war, dass wir die Vorrunde überstehen. Jetzt haben wir allerdings mit Italien im Achtelfinale ein unglückliches Los. Das ist ein Brett. Die Italiener sind ohne Gegentor durch die Vorrunde marschiert. Unsere Chancen aufs Weiterkommen liegen sicherlich unter 50 Prozent, aber unmöglich ist das nicht.

Der überwiegende Teil der Spieler ist in der deutschen Bundesliga beschäftigt. Muss man als Österreicher ins Ausland, um sich für internationale Aufgaben zu empfehlen?

Ja – wenn man nicht gerade bei Red Bull Salzburg ist, das jedes Jahr auf Top-Niveau spielt, hat man es schon schwer. Es ist wichtig, rechtzeitig den Schritt aus Österreich raus zu gehen, die Grenze zu überschreiten. Das ist vielen Spielern wirklich gut gelungen. Deutschland bietet sich an, Kultur, Sprache und Klima sind fast gleich und das Niveau der Bundesliga ist hoch.

Mit Christoph Baumgartner und Florian Grillitsch kamen bislang zwei von drei Hoffenheimern zum Einsatz. Wie beurteilen Sie deren bisherige Leistungen?

Im ersten Spiel war es trotz des 3:1-Sieges schwierig für unsere Offensive, denn Nordmazedonien hat extrem verteidigt. Und gegen die staken Niederländer war es schwer, gut auszusehen. Aber gegen die Ukraine hat "Baumi" seine Klasse aufblitzen lassen. Grillitsch war zunächst nicht in der Stammformation, rutschte aber gegen die Ukraine rein und hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Er ist einer, der dem eigenen Spiel den Rhythmus geben und dem Spiels Gegners den Rhythmus nehmen kann. Beide werden gegen Italien sicher wieder dabei sein. Stefan Posch hat riesengroße Konkurrenz, aber vielleicht kommt er doch noch zum Einsatz.

Wie muss man gegen die Italiener spielen, um sie knacken zu können?

Wir müssen einen sehr, sehr guten und Italien einen schlechten Tag erwischen. Der Schlüssel zum Erfolg wird sein, kein Tor zu kassieren. Wenn die Italiener in Führung gehen, ist es fast ausgeschlossen, sie noch zu schlagen. Keine Mannschaft verteidigt besser als Italien. Wir müssen Räume schaffen, unsere Konterchancen nutzen und selbst in Führung gehen.

Wo werden Sie das Achtelfinale am Samstag verfolgen?

Bei unserem Vermieter in Mühlhausen, das wird ganz witzig, denn das ist eine deutsch-italienische Großfamilie.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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