Lieber nach Berlin als zur Weltmeisterschaft
Heidelbergs Schwimm-Asse verzichten auf die Kurzbahn-WM in China und ziehen die deutschen Meisterschaften vor

Die Schwimmer des Bundesstützpunktes Heidelberg gehen in Berlin auf Medaillenjagd, v.l.: Isabel Gose, Barbara Schaal, Trainer Michael Spikermann, Johannes Hintze, Marie Brockhaus, Wassili Kuhn, Selina Hocke, Trainer Sander Ganzevles, Tim Kost, Annika Huber, Tjark Herzog, Fabienne Wenske, Noah Bez, Artem Selin, Liv-Kathy Göbel, Noah Hermann, Domas Sirbike und Zoe Vogelmann. Foto: vaf
Von Claus Weber
Heidelberg. Die deutschen Freistilschwimmerinnen haben zum Auftakt der Kurzbahn-Weltmeisterschaften im chinesischen Hanghzou zwar eine Medaille verpasst, doch Grund zum Jubeln gab es allemal. Die 4 x 100-m-Staffel mit Jessica Steiger, Annika Bruhn, Reva Foos und Marie Pietruschka knackte den mehr als zwei Jahrzehnte alten deutschen Rekord im Vor- und dann noch einmal im Endlauf. Die Zeit von 3:33,27 Minuten reichte allerdings nur zum sechsten Rang.
Auch die deutschen Männer boten zum Auftakt eine Bestzeit: Rückenschwimmer Christian Diener zog über 100 Meter mit persönlichem Rekord von 50,04 Sekunden ins heutige Finale ein.
Athleten aus dem Bundesstützpunkt Heidelberg nehmen am Winter-Highlight in Fernost nicht teil. Dabei wären Philip Heintz, Isabel Gose und Johannes Hintze vom SV Nikar Heidelberg nominiert gewesen. "Wir haben uns aufgrund organisatorischer Unwägbarkeiten gegen einen Start ausgesprochen", erklärte Michael Spikermann.
Das Hauptaugenmerk der Heidelberger, sagte der Trainer, gelte der langen Bahn und der Sommersaison. Dazu bieten die parallel zur WM stattfindenden deutschen Kurzbahnmeisterschaften von Donnerstag bis Sonntag in Berlin die bessere Plattform.
Auch interessant
"In China hätte ich nur einen Start gehabt", erklärte beispielsweise die 16-jährige Isabel Gose, "in Berlin habe ich viel mehr Möglichkeiten." Die Zehntklässlerin des Heidelberger Helmholtz-Gymnasiums startet bei der DM über alle Freistilstrecken zwischen 50 und 800 Metern. Obwohl sie erst 16 Jahre jung ist, kann sie in Berlin schon die Titel über 200 und 400 m Freistil verteidigen. "Das würde ich schon gerne", sagt sie, "wobei mir gute Zeiten wichtiger sind als Medaillen."
Weil 800-m-Abonnement-Meisterin Sarah Köhler, die von Heidelberg nach Magdeburg gewechselt ist, bei der WM in China startet, zählt Gose auch über die lange Strecke zu den Favoritinnen.
Auch Johannes Hintze, der zusammen mit Gose, Wassili Kuhn und Josha Salchow im Frühjahr von Potsdam in die starke Trainingsgruppe von Michael Spikermann nach Heidelberg wechselte, kam der WM-Verzicht recht. Der 19-jährige Abiturient war in der Wintervorbereitung krank, ihm fehlen drei Trainingswochen. "Ich nehme die deutschen Meisterschaften als Trainingswettkampf mit, um zu sehen, wo ich stehe", sagte er und will keine Prognosen abgeben. Der Junioren-Weltmeister von 2017 will zumindest auf seiner Lieblingsstrecke 400 m Lagen eine Medaille holen, könnte aber auch über 100 m Freistil und 200 m Lagen weit vorne landen.
Zumal sein Heidelberger Trainingskollege Philip Heintz in Berlin fehlen wird. Der Vize-Europameister über 200 m Lagen hat nach der EM im Sommer eine Pause eingelegt. "Das Break war notwendig, auch weil Philip seine Schulterprobleme behandeln wollte", erklärte Spikermann, "erst ab Januar wird er wieder voll im Trainings- und Wettkampfgeschehen dabei sein." Auch Clemens Rapp (beruflich bedingt), die Liechtensteinerin Julia Hassler (Auslandssemester in den USA) und Wassili Kuhn (Muskelfaserriss im Adduktorenbereich) werden nicht mit nach Berlin reisen.
Vielstarter Josha Salchow könnte bei der DM über 100 und 200 m Freistil in die Medaillenränge vorstoßen, ebenso wie seine Nikar-Kollegin Lil Zyprian, die im Sommer über 400 m Freistil Bronze holte und erstmals auf dem Podest stand. Selina Hocke war zuletzt vom Verletzungspech verfolgt, hatte Gelenkprobleme in beiden Sprunggelenken, die operiert werden mussten. Sie ist aber wieder voll im Training. "Große Erwartungen haben wir nicht", sagte Michael Spikermann, "sie soll sich in Berlin einfach zeigen."
Heidelbergs Bundesstützpunkttrainer Sander Ganzevles und Juniorentrainerin Uta Brandl erwarten von ihren Nachwuchsschwimmern, dass sie zumindest das B-Finale erreichen. Barbara Schaal, Marie Brockhaus, Artem Selim und Noah Bez trauen die Trainer sogar zu, in die Medaillen zu schwimmen.
Das DM-Aufgebot des Bundesstützpunktes Heidelberg sowie aus der Region: Isabel Gose, Lil Zyprian, Selina Hocke, Johannes Hintze, Josha Salchow, Wassili Kuhn, Tim Kost, Domas Sirbike, Fabienne Wenske, Liv-Kathy Göbel, Zoe Vogelmann, Sirintana Beune, Rikard Rolko (alle Nikar Heidelberg), Tjark Herzog, Phillip Kress, Adrian Trumpa (alle Poseidon Eppelheim), Maik Böpple (Neptun Leimen), Maike Jung (Swimteam Heddesheim/Dossenheim), Paul Grunert, Philip Ampadu (beide SV Mannheim), Marie Brockhaus, Artem Selin (Nübad Flipper Nürnberg), Noah Bez, Noah Hermann (beide SV Schwäbisch Gmünd), Barbara Schaal (SV Gelnhausen), Annika Huber (VfL Sindelfingen).



