Dossenheim

Mit Maultaschen zum EM-Titel

Der Dossenheimer Martin Staiger triumphiert beim 24-Stunden-Mountainbike-Rennen in Portugal

11.10.2019 UPDATE: 12.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Erleichterung auf der letzten von 19 Runden: Betreuerin Helke Stadelmeier, Tochter Charlotte und Ehefrau Ursula (kniend) feuern den kommenden Europameister an. Fotos: Stadelmaier

Von Achim Wittich

Penafiel/Heidelberg. Martin Staiger liebt die extremen Herausforderungen. Der 52-jährige studierte Geophysiker und als Kommunikationsberater tätige Ausdauerathlet wurde im portugiesischen Penafiel beim 24-Stundenrennen Mountainbike-Europameister in der Altersklasse M 50 und überwand beim 19 mal zu durchfahrenden Rundkurs etwa 8.500 Höhenmeter. Der Dossenheimer hatte zuletzt mit dem "Everesting" am Weißen Stein für Aufsehen gesorgt, als er an seinem Hausberg mit 20 Auffahrten die 8 848 Meter des höchsten Gipfels der Erde erreichte. 2015 war Martin Staiger Dritter der M 40 bei den 24-Stunden-Europameisterschaften der Mountainbiker im italienischen Finale Ligure.

Martin Staiger.

Martin Staiger, herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel. Im Hinterland von Porto lief es optimal für Sie ...

Unser Plan war es, sehr ruhig zu starten. Die ersten zwei bis drei Runden bin ich im Mittelfeld gefahren, in der fünften Runde konnte ich mir dann die Führung in der Altersklasse erkämpfen und mich letztlich bis auf Rang 20 der Gesamtwertung verbessern.

Das Rennen entwickelte sich ja zu einer regelrechten Schlammschlacht.

Auch interessant
Hirschberg-Leutershausen: Radler ärgert sich über Zeitbeschränkung
Hirschberg-Leutershausen: Gut 500 Teilnehmer beim Odenwald-Bike-Marathon
Eberbach: Bürger radeln mit Bürgermeister

Wir sind um 11 Uhr gestartet und es hatte schon vorher seit drei Stunden geregnet. Dann gab es aber einen kapitalen Wolkenbruch mit 20 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Das hat die Strecke komplett kaputt gehen lassen. Taktisch hat das aber mir in die Karten gespielt, meine schärfsten Konkurrenten aus Portugal und Frankreich sind abgefallen.

Was waren denn aus Ihrer Sicht die Gründe, dass es für den ganz großen Coup gereicht hat?

Einen großen Anteil am Erfolg hat mein fünfköpfiges Betreuerteam. Wir sind einige Dinge anders angegangen als früher. Beispielsweise haben wir uns in den ersten zwölf Stunden um keine Zwischenergebnisse gekümmert. Und ich konnte mich vor allem gut ernähren und gut trinken. Insgesamt habe ich 13 Liter Flüssigkeit zu mir genommen. Es gibt beim Extrem-Mountainbiking den Satz, dass die 24 Stunden nicht von den besten Beinen, sondern vom besten Magen entschieden werden - und das stimmt.

Sie hatten eine ganz besondere Verpflegung ...

Ich hatte kleine Suppenmaultaschen vorgekocht. Die sind besser als Gels (lacht).

Ganz ohne heikle Situationen lief es aber dann doch nicht ...

Naja, zweimal hat es mich erwischt. Aber bei den Stürzen bin ich zum Glück auf die linke Körperseite geflogen (Lacht erneut/Anm. der Redaktion: Martin Staiger hat rechts eine künstliche Hüfte).

Ein solches Rennen muss mental unheimlich schwer zu bewältigen sein....

Du hast natürlich schon schwarze Momente und sehnst in der Nacht die Morgendämmerung herbei. Es sind schon Grenzbedingungen. deshalb ist es auch wichtig, die ersten zwölf Stunden stabil zu fahren und morgens um 6 Uhr den Tank nicht leer zu haben, sondern noch zulegen zu können.

Was treibt einen denn an, sich solchen Strapazen auszusetzen?

Ich habe mich schon immer in Ausdauersportarten wohlgefühlt und war dabei ehrlich gesagt auch immer ergebnisorientiert unterwegs. In jungen Jahren habe ich den Marathonlauf in 2:24 Stunden geschafft. Und was auch sehr schön und motivierend ist: Mittlerweile sind bei uns 24-Stunden-Mountainbikern viele internationale Freundschaften entstanden.

Was spult ein Martin Staiger an Training ab, um so erfolgreich zu sein?

Es sind etwa zwölf bis 15 Stunden in der Woche inklusive zwei bis drei Laufeinheiten und einigen Stabilitätsübungen. Ich lege sehr viel Wert auf Qualität und vermeide möglichst sogenannte "leere Einheiten".

Wie fühlt sich denn Ihr Körper nach so einem Wettkampf an?

Okay. Die Beine gehen nach einiger Zeit. Aber in den Fingerspitzen habe ich längere neurologische Ausfallerscheinungen. Das bleibt nicht aus, wird aber wieder (schmunzelt).

Werden Sie 2020 den Titel verteidigen?

Ich will es zumindest versuchen, die EM ist Ende Juni in Tschechien. Vielleicht kann ich im kommenden Jahr sogar zwei Wettkämpfe unterbringen. Die 24-Stunden-Weltmeisterschaft findet Anfang November in Ost-Australien statt. Aber das Ganze ist immer nicht nur ein sportlicher, sondern auch ein strategischer und finanzieller Kraftakt.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.