Eppelheimer Jungadler Niehus spielt U18-WM in der Schweiz
Der Jungadler-Verteidiger setzt ganz auf Eishockey.

Von Rainer Kundel
Mannheim. Als Juniorenspieler eher noch etwas klein – aber oho! Wenn die Rede auf Lua Niehus von den Jungadlern aus Mannheim kommt, laut offiziell zugänglichen Statistiken 1,75 Meter groß und 71 Kilo schwer ("Es dürften inzwischen zwei, drei Kilo mehr sein"), so traut Adler-Sportmanager Axel Alavaara dem Verteidiger einiges zu. Wenn er läuferisch elegant übersetzt, aus dem eigenen Drittel sicher die Scheibe bewegt und einen Aufbaupass spielt, so erinnert das in Umrissen an Mark Katic. Jenen Profi, der mit den DEL-Profis 2019 die Meisterschaft feierte und vor wenigen Tagen nach fünf Jahren verabschiedet wurde.
Die RNZ hat die Saison von Niehus begleitet: Vom Prospect Camp in Mannheim, einer einwöchigen Talentsichtung im vergangenen Juli, über die Spiele in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL), gekrönt mit der Meisterschaft Anfang April, bis hin zur aktuellen U18-WM der Jahrgänge 2005 und jünger in der Schweiz. Dort trifft in diesen Tagen die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in Porrentruy, einer Kleinstadt im französisch-sprachigen Nordwesten des Landes, auf teils übermächtige Gegner wie Kanada oder Schweden.
Gut eine Stunde mit der S-Bahn von Basel entfernt steht Niehus an einem Freitag zusammen mit vier weiteren Jungadler-Talenten gegen Kanada auf dem Eis. Am Ende einer zunächst gar nicht so eindeutigen Angelegenheit steht ein 8:0 für die Ahornblätter auf dem Anzeigewürfel einer Eishalle alten Stils im ländlich geprägten Landstrich Ajoie im Kanton Jura. Unter den Besuchern sind vielfach die Eltern der Spieler, einen beträchtlichen Teil der meist knapp 2000 Besucher machen die Talentsichter aus. "Ich habe 200 Scouts akkreditiert, mehr als Journalisten", sagt Pressechef Thomas Hobi an Tag eins der WM.
Die Schweiz ist die zweite Heimat von Niehus, Mannheim (wo er im Eishockey-Internat wohnt) und Eppelheim (Wohnort des Großvaters) seine erste. Geboren am 26. März 2005 als Sohn Deutsch-Schweizer Eltern in Utzenstorf im Emmental, lernte er als Dreijähriger in Zuchwil das Schlittschuhlaufen. Schloss sich dann früh den "Minis" in den benachbarten Orten Burgdorf und Langenthal an, um 2020 im Eishockey-Leistungszentrum der Jungadler seine Ausbildung zu forcieren.
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"Ich hatte nie einen anderen Sport im Sinn, auch wenn ich mit Freunden mal auf dem Bolzplatz war oder Basketball gespielt habe", erinnert sich Niehus. "Eishockey war von Anfang an mein Ein und Alles." Entschlossen, eine Profilaufbahn zu starten, verließ er vor einigen Monaten das Mannheimer Kurpfalz-Gymnasium mit der Mittleren Reife. "Ich wollte ursprünglich dieses Jahr das Fachabitur machen, konzentriere mich jetzt aber ganz aufs Eishockey und arbeite nebenher auf Minijob-Basis.
Woran muss sich Niehus verbessern, um in absehbarer Zeit einen U23- Platz in der DEL einzunehmen? "Auf jeden Fall an meiner Physis. Im Männereishockey geht alles schneller und härter zu", weiß der Linksschütze. "Neben der körperlichen Verfassung lege ich Wert darauf, mental daran zu arbeiten, in gewissen Situationen kühlen Kopf zu bewahren und nach Rückschlägen positiv zu bleiben."
Der gewohnte Siegestaumel in der DNL, wo Niehus mit 42 Punkten (10 Tore, 32 Vorlagen) einen ordentlichen Beitrag zum Titel geleistet hat, schlägt international schnell um. Wie nach zwei Gruppenspielen bei der WM mit 15 Gegentoren. Auch wenn Niehus als einer der Kapitäne das Mannschaftsziel "Viertelfinale" nach außen vertritt, realistisch sind in diesem Frühjahr die Relegationsspiele gegen Norwegen oder Lettland.