Verteidiger beim Prospect-Camp im Mittelpunkt
Beim Prospect-Camp der Adler beweist sich auch Lua Niehus aus Eppelheim.

Von Rainer Kundel
Mannheim. Das Feedback fällt einhellig aus, die fünftägige Talentsichtung der Mannheimer Adler ("Prospect Camp") kam überall sehr gut an. "Marcel Goc und Luigi Calce streuen immer wieder neue Elemente ins Training ein, die den Jungs Spaß machen", stellt Adler-Manager Axel Alavaara am vierten Tag des Lehrgangs fest.
Für Lua Niehus war die Woche "sehr fordernd, aber ich habe viel dazu gelernt". Dass der Deutsch-Schweizer mit Großeltern in Eppelheim vom 2005er-Jahrgang der Jungadler eine Einladung erhielt, hat den Gymnasiasten sehr gefreut. "Ich habe während eines Lehrgangs der U18-Nationalmannschaft davon erfahren", berichtet er. Vor drei Jahren kam Lua aus dem Schweizer Emmental nach Deutschland, wo er auf dem Kurpfalz-Gymnasium in zwei Jahren das Abitur anstrebt. Seine erste sportliche Herausforderung hat er schon bestanden, Lua wurde im März mit der U17 der Jungadler Deutscher Meister. Seine Wohnung hat der 17-Jährige wie alle auswärtigen Jungadler statt im "Hotel Opa" im Internat.
Wo sieht der Verteidiger seine Stärken und Schwächen? "Ich glaube, eine gute Spielübersicht zu haben, zulegen muss ich vor allem noch körperlich", sagt Niehus. Aufgrund der Altersstruktur der Adler-Profis, wo Ende der kommenden Saison sechs Abwehrkräfte 33 Jahre und älter sein werden, besteht für Verteidiger die große Chance, sukzessive Teil einer Verjüngung des DEL-Kaders zu werden. Niehus bei der Erfahrung schon voraus sind Max Leitner (21 Jahre), Aki Dziambor (20), Fabrizio Pilu (noch 19) und der aus dem Allgäu gekommene Paul Mayer, der am 25. September 17 Jahre jung wird. Pilu und dem von etlichen Klubs umworbenen Mayer traut Alavaara eine verheißungsvolle Zukunft in der DEL zu.
Der gebürtige Mannheimer Pilu, Sohn italienisch-argentinischer Eltern, kann aufgrund einer Ausleihe zu den Nürnberg Ice Tigers (40 Spiele, sieben Punkte) schon auf eine Saison Männer-Eishockey zurückblicken. "Tom Rowe hat die jungen Spieler sehr gefördert", lobt Pilu den Nürnberger Trainer, "ich durfte ab und zu auch schon in Überzahl aufs Eis". Eine Rückkehr an den Ort seiner heimatlichen Ausbildung sei für ihn dennoch "etwas Besonderes, auch wenn meine Mutter mal meinte, dass ich lieber Fußball spielen sollte, weil ihr Eishockey zu gefährlich schien".
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Pilu, der an einer Fern-Uni BWL studiert, erhält spätestens in einem Jahr Konkurrenz durch Paul Mayer, der mit 1,87 Meter und 82 Kilo als 16-Jähriger physisch schon sehr weit ist, wie es im vergleichbaren Alter allenfalls Moritz Seider war. Mayer hat in Kaufbeuren die Realschule abgeschlossen, wird in Mannheim eine Ausbildung beginnen, "wobei ich Vormittags zum Training freigestellt bin". Geplant ist, dass der Mann im blauen Trainingstrikot mit der Rückennummer fünf noch ein Jahr in der U20 aufläuft – sobald sich die Gelegenheit bietet, aber nach vier Zweitligaspielen in der letzten Saison für Kaufbeuren schon mal beim Kooperationspartner Heilbronner Falken reinschnuppert und sich 2023 für die Profi-Adler vorbereiten soll.
Die Nummer fünf hat es dem ehrgeizigen Talent angetan: Sein Vorbild ist Nicklas Lidström, ehemaliger schwedischer Verteidiger der Detroit Red Wings. "An ihm hat mir imponiert, mit welcher Ruhe und Strategie er das Spiel von hinten aufgebaut hat", erläutert Mayer. Bei der Eingewöhnung in Mannheim kann er auf Tim Wohlgemuth bauen, der nach seinem Krafttraining auch mal in der Nebenhalle vorbeigeschaut hat. "Unsere Eltern sind befreundet", berichtet Mayer, dem am Camp imponiert, "dass wir mit Marcel Goc und Jochen Hecht von früheren NHLlern trainiert werden".
Ob eines der Talente den Weg von Matthias Plachta gehen wird? Seit 2010 steht der ehemalige Jungadler im Profiteam der Mannheimer, ist trotz einem einjährigen Ausflug nach Nordamerika so etwas wie der klassische "Franchise-Player" der Adler mit derzeit 566 Pflichtspiel-Einsätzen.