Am Donnerstagabend dreifacher Torschütze: Löwe Alexander Petersson. Foto: vaf
Von Daniel Hund
Mannheim. Revanche geglückt, Derby gewonnen. Die Rhein-Neckar Löwen haben sich am Donnerstagabend für die Hinspiel-Niederlage bei Frisch Auf Göppingen rehabilitiert. Mit einer 20:31 (11:15)-Pleite schickten die Badener die Schwabenpfeile auf die Heimreise. Es stellt sich die Frage: Wer soll diese Löwen auf dem Weg zum Titelhattrick noch stoppen?
Gegen Göppingen machten die Löwen genau dort weiter, wo sie am Dienstag gegen Leipzig aufgehört hatten. Mit pfeilschnellen Angriffen und einem Abwehr-Bollwerk der Extraklasse. Die Belohnung: ein beruhigendes 6:2 nach acht Minuten. Der Löwen-Express rollte weiter. Auch dank Mikael Appelgren. Der Schwede im Kasten der Löwen erwischte erneut einen Sahnetag. Er verzauberte die 6131 Zuschauer mit seinen Reflexen, mit seinem perfekten Stellungsspiel. 12:5 (21.) war der Meister schon weg, brach aber nochmals ein.
Ohne Andy Schmid, der in der 24. Minute mit schmerzverzerrtem Gesicht von der Platte humpelte, fehlten die Ideen. Für den Schweizer war die Halbzeit damit beendet. Ob es danach wieder für ihn weitergehen würde? Das fragten sich wohl alle im "Ufo". Denn der Denker und Lenker wurde gebraucht. Das 15:11 war noch längst keine Vorentscheidung. Und er kam wieder und mit ihm die Souveränität. Der Rest war Schaulaufen, Spaß-Handball.
So viel zum Positiven, weiter mit etwas sehr Unerfreulichem: Für Chaos sorgte dieser Tage die Ansetzung der Achtelfinal-Partien in der Champions League. Die Rhein-Neckar Löwen und den THW Kiel traf es knüppeldick: Beide treffen am 24. März in der Kieler Sparkassen-Arena im Bundesliga-Duell aufeinander, das hinderte den Europäischen Handball Verband (EHF) aber nicht daran, am selben Tag die Achtelfinal-Hinspiele anzusetzen. So sollten die Löwen quasi parallel in Kiel und in Kielce spielen.
Ein Unding, das die EHF als Druckmittel für folgenden Gegenvorschlag einsetzte: Die beiden deutschen Vertreter sollten auf ihren Heimvorteil, den sie sich sportlich erspielt hatten, verzichten, und zunächst am 21. oder 22. März zuhause antreten. Kiel, das im Achtelfinale auf Szeged trifft, willigte ein. Die Löwen lehnten dankend ab. "Wir werden nicht auf unser Heimrecht verzichten und planen deshalb mit dem Rückspiel gegen Kielce am 1. April in der SAP Arena", sagt Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann. Und weiter: "Es war unser ausdrücklicher Wunsch und Vorschlag, am 25. März in Kielce zu spielen, wenn eine Terminierung in Polen unter der Woche nicht möglich ist."
Diesen lehnte wiederum die EHF ab. Heißt im Klartext: Die Löwen haben am 24. März nun tatsächlich zwei Spiele an einem Tag. Ab 16 Uhr wartet Kielce, ab 18.30 Uhr Kiel. Die Lösung ist niederschmetternd: Während in Kiel die Topstars auf der Platte stehen werden, tritt in Polen die zweite Mannschaft an. "Uns tut das sehr leid", beteuert Kettemann, "aber wir werden aktuell durch die Haltung der Verbände zu diesem Schritt gezwungen. Wir machen uns nicht erneut zum Spielball in diesem Streit. Wir hatten seit Monaten auf diese Problematik hingewiesen."
Zur Erinnerung: Schon im Herbst 2017 mussten die Löwen innerhalb von 24 Stunden in Leipzig und in Barcelona antreten. "Eigentlich dachten wir, dass dies eine einmalige Sache bleiben wird", zuckt Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter der Löwen, mit den Schultern. Aber kann es nicht sein, dass die EHF doch noch einlenkt? Roggisch zur RNZ: "Ich würde es mir wünschen, kann es mir aber nicht vorstellen. Für uns ist es eine Katastrophe." Die Mannschaft steht jedenfalls voll hinter der Entscheidung des Klubs: "Man darf sich nicht alles gefallen lassen. Ich finde es gut, dass die Löwen da standhaft bleiben", sagte Europameister Hendrik Pekeler.
Löwen: Schmid 5, Radivojevic 2, Tollbring 6/3, Mensah Larsen 4, Pekeler 7, Reinkind 2, Taleski 1, Petersson 3, Ekdahl du Rietz 1.
Göppingen: Ritterbach 1, Espersen 3, Heymann 1, Bagersted 1, Sesum 2, Fontaine 1, Schiller 4/2, Rentschler 1, Schöngarth 4, Kozina 2/2.
Stenogramm: 4:1, 12:5, 12:9, 15:11 (Halbzeit), 19:12, 25:16, 28:19, 31:20 (Endstand).