Zwischen Traurigkeit und Stolz

Ade für das "olé"

Gedeon Guardiola schließt sich nach acht Jahren bei den Rhein-Neckar Löwen dem TBV Lemgo an

19.05.2020 UPDATE: 20.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Noch im Februar wurde Gedeon Guardiola von Geschäftsführerin Jennifer Kettemann in der SAP Arena für den Europameister-Titel geehrt – auf einen Abschied musste er verzichten. F: vaf

Von Tillmann Bauer

Heidelberg. Obwohl im Hintergrund der Nachwuchs tobt, bleibt Gedeon Guardiola, 35, entspannt. Als wir den Spanier am Dienstag erreichen, sitzt er in seinem Haus in St. Leon-Rot und genießt nicht nur die Sonne, sondern auch die gewonnene freie Zeit, die ihm aktuell bleibt. Der Handball-Europameister, dessen Ära bei den Rhein-Neckar Löwen endgültig beendet ist, sagt, er verspüre Stolz und Traurigkeit zugleich. Es ist kein Geheimnis, dass sich Guardiola bei den Mannheimern pudelwohl gefühlt, seine Familie in der Region Freunde gefunden hat – und der stille Abschied, aufgrund des raschen Abbruchs, ein mulmiges Gefühl bei ihm hinterlässt.

"Das war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe", sagt Guardiola. Während seiner Zeit bei den Badenern – es waren acht Jahre – hat der Abwehrspezialist viele Spieler gehen sehen, gewöhnlich wurden die Abgänge beim letzten Heim-Auftritt vor den Fans in der SAP Arena verabschiedet. Sicherlich hätten sie noch einmal ein kraftvolles "olé" nach seinem Namen durch die Arena gebrüllt, so wie sie es immer taten, wenn er ein Tor erzielt hatte. Das fällt nun flach. Er sagt: "Darüber bin ich schon sehr traurig."

So blieb lediglich ein Abschied im kleinen Rahmen. Schließlich waren die Löwen eines der wenigen Bundesliga-Teams, das trotz Saison-Abbruch den Trainingsbetrieb noch einmal – mit Maske und Desinfektionsspray – aufgenommen hatte. Damit ist nun aber Schluss, vergangene Woche schickte Coach Martin Schwalb seine Jungs in den Urlaub – für Guardiola bedeutete dies, die Koffer zu packen.

Schon in der kommenden Woche steht für den Spanier und seine Familie der Umzug ins beschauliche Ostwestfalen an, wo er ab Sommer beim TBV Lemgo unter Vertrag stehen und mit seinem Zwillingsbruder Isaias auflaufen wird. "Lemgo ist nicht sehr groß, dort zu wohnen stelle ich mir gemütlich vor", sagt er. Eine Wohnung habe er schnell gefunden, sein Bruder konnte ihm schon viel über das neue Umfeld erklären – auch mit Florian Kehrmann, dem Trainer, pflege er einen engen Austausch: "Wie und wann die Vorbereitung losgehen kann, ist unklar – in Lemgo wird aktuell nur individuell trainiert."

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Weil Guardiola aber ein reflektierter Mensch ist, liegt ihm auf dem Herzen, positiv auf seine Zeit bei den Löwen zurückzublicken. "Ich denke, dass sowohl die Mannschaft als auch ich persönlich eine gute Entwicklung genommen haben", sagt er. So erinnert er sich noch genau an den Gewinn des EHF-Pokals 2013 – es war gestern vor genau sieben Jahren. In seiner Premieren-Saison gewann er den ersten Titel seiner Karriere – gleichzeitig war es der erste Triumph in der Vereinsgeschichte der Löwen. Damals stemmte er nach einem Finalerfolg gegen Nantes den Pokal gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder in die Höhe: "Das war schon besonders." Noch heute sei er Gudmundur Gudmundsson und Tomas Svensson, die damals die Löwen trainierten, sehr dankbar für das Vertrauen, das sie ihm schenkten. Was folgte, ist beeindruckend: Deutscher Meister, Pokalsieger, Welt- und Europameister – Guardiola reifte bei den Löwen zu einem der besten Abwehrspieler des Planeten.

Dann sagt er: "Ich habe für diesen Verein immer alles gegeben, wenn ich auf dem Feld stand. Ich glaube, die Leute waren zufrieden mit meiner Einstellung und Leistung. Ich hoffe es zumindest, oder?"

Es wird wohl kaum jemand widersprechen.

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