Löwen-Handballer trainieren auch nach Saisonabbruch (Update)
Erstmals seit dem 7. März haben die Spieler wieder ein stark eingeschränktes Mannschaftstraining absolviert.

Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Ymir Örn Gislason schaute etwas verdutzt. Der isländische Abwehr-Kämpfer der Rhein-Neckar Löwen traf, als er in der vergangenen Woche den Eingangsbereich des Kronauer Trainingszentrums betrat, auf Oliver Roggisch.
Der Sportliche Leiter, der selbst früher ein gefürchteter Abwehrriese war, stand "bewaffnet" vor ihm – Schutzhandschuhe, Atemmaske, Desinfektionsmittel und eine eigene kleine Harzdose bekam jeder Spieler des Handball-Bundesligisten von ihm ausgehändigt. Erstmals seit dem 7. März haben die Badener wieder ein Mannschaftstraining absolviert, ein Beschluss des Landes Baden-Württemberg, der Berufssportlern unter bestimmten Auflagen und unter Einhaltung höchster hygienischer Vorgaben eine Rückkehr in den Trainingsalltag erlaubt, machte dies nun möglich.
"Es ist natürlich schön, die Jungs mal wieder zu sehen", sagte Roggisch: "Wir als Verein sind auch in der Verantwortung Training anzubieten, damit die Spieler nicht komplett einrosten." Schließlich ist es nicht ganz leicht, in der Sonne zu schwitzen, obwohl die Saison nun abgebrochen wurde und selbst der Beginn einer neuen Spielzeit in den Sternen steht.
Auch wenn beim "Wiederauftakt" nicht alle Löwen dabei waren – manche befinden sich noch in ihren Heimatländern bei den Familien –, waren die Spieler schlicht froh, nach langer Zeit den Ball zurück in der Hand gehabt zu haben. Roggisch: "Es ist aber auch klar, dass kein normales Handballtraining möglich ist – wir haben ja einen Vollkontaktsport."
Heißt konkret, man fand sich – mit Sicherheitsabstand – in Kleingruppen zusammen: fünf Spieler auf dem Außengelände, fünf im Kraftraum und fünf in der Halle – geduscht wurde zuhause.
"Es ist ein schönes Gefühl die Leute mal wieder zu sehen, wenn auch nur aus der Distanz", sagte Andy Schmid. Schon während der Quarantäne hatte der Schweizer seinen Fans auf Instagram gezeigt, wie er sich die Zeit zuhause vertreibt.
Mit dem Nachwuchs wurde fleißig im Garten auf ein Tor geworfen – nun ging es wieder in die Halle: "Ich denke, dass wir so eine gute Lösung gefunden haben", sagte er: "Auch wenn man nur mit seinem eigenen Ball werfen kann, war es mal wieder gut, aufs Tor zu zielen oder den Ball an die Wand zu knallen."
Die sechs Wochen Handballpause zogen sich also wie Kaugummi. Schmid gab zu: "Gefühlt war es wie ein halbes Jahr."
Wie geht es also weiter? Die Löwen wollen sich ab sofort mindestens einmal die Woche im Kronauer Trainingszentrum treffen. Wann aber wieder ein echter Zweikampf erlaubt ist, ist noch lange nicht abzusehen.
Kronau/Mannheim. (dpa) Trotz der abgebrochenen Handball-Saison haben die Rhein-Neckar Löwen erstmals seit dem 7. März wieder ein stark eingeschränktes Mannschaftstraining absolviert. "Unsere Spieler sind alle Berufssportler und damit auf ihren Körper angewiesen", sagte Trainer Martin Schwalb in einer Vereinsmitteilung vom Wochenende. "Sie haben dann auch eine gewisse Sorgfaltspflicht und müssen sich fit halten."
Nachdem den Profifußballern das Training in der Coronavirus-Krise schon zuvor ermöglicht gewesen war, hatte das Bundesland Baden-Württemberg dies zum 11. April auch anderen Berufsathleten unter strengen Auflagen erlaubt. Die Regeln sehen unter anderem vor, dass die Gruppen nicht mehr als fünf Spieler umfassen dürfen.
Die Bundesliga-Handballer der Rhein-Neckar Löwen starteten in Kronau unter der Woche in drei Gruppen an verschiedenen Stationen. Im Kraftraum trugen sie Handschuhe und Mundschutz. "Wir können natürlich nicht mit Körperkontakt trainieren", sagte der Sportliche Leiter Oliver Roggisch.
Am vergangenen Dienstag war die Saison in der Handball-Bundesliga abgebrochen worden. Auch die Saison im EHF-Pokal ist für die Löwen nach der Entscheidung der Europäischen Handballföderation (EHF) vom Freitag vorzeitig beendet. Wann die neue Saison beginnt, ist noch unklar. Mehrere Löwen-Spieler und Trainer Schwalb waren am Coronavirus erkrankt.



