Rhein-Neckar Löwen

So stellte sich Martin Schwalbe in der Kabine vor

Der Trainer erzählt vom ersten Kontakt mit dem Team - Mitgefühl für Ex-Coach Andresson

27.02.2020 UPDATE: 28.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Feuer und Flamme: Martin Schwalb. F: vaf

Von Tillmann Bauer

Heidelberg. Ob Kristjan Andresson am Mittwochabend den Online-Streamingdienst DAZN eingeschaltet hat, um sich das EHF-Cup-Gruppenspiel seines ehemaligen Arbeitgebers, das die Rhein-Neckar Löwen deutlich mit 36:25 gegen die Spanier von Liberbank Cuenca gewinnen konnten, anzuschauen, ist nicht bekannt.

Noch am Samstagmorgen war der gebürtige Schwede mit der isländischen Staatsbürgerschaft von seinem Job als Trainer des Handball-Bundesligisten freigestellt worden, weil die sportlichen Erfolge ausblieben – bereits am Mittwoch präsentierten die Mannheimer mit Martin Schwalb seinen Nachfolger.

Und der hat Mitleid. "Ich möchte Kristjan Andresson sagen, dass es mir auch leid tut", sagte Schwalb auf Nachfrage: "Unter Trainerkollegen ist das natürlich immer eine schlechte Situation, wenn so etwas passiert. Aber er ist noch jung und ich hoffe, dass seine sehr steile Karriere weitergehen wird. Davon bin ich überzeugt."

Wie auch die Handballfans habe Schwalb die Entlassungs-Nachricht über die Sozialen Medien im Internet erfahren und sei – obwohl er nach eigener Aussage schon einige Anzeichen aus dem "Buschfunk" mitbekommen hatte – davon überrumpelt worden: "Die Überraschung war ganz klar da."

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Definitiv auch für Andresson selbst, der es in seiner ersten Saison als Bundesliga-Trainer nicht schaffte, die sportlichen Resultate, die von einer Mannschaft wie den Rhein-Neckar Löwen erwartet werden, zu liefern. Platz sechs in der Liga war letztendlich zu dünn – auch wenn das menschliche Verhältnis zu den Spielern, der sportlichen Leitung und Geschäftsführung laut Aussage von Jennifer Kettemann nicht gelitten haben soll: "Wir wissen alle, dass es unser Anspruch ist, ganz oben zu stehen", sagte sie: "Aber es sind immer noch Menschen im Hintergrund." Das Menschliche habe, so die Geschäftsführerin, bei Andresson sehr gut gepasst, man habe vertrauens- und respektvoll miteinander gearbeitet: "Deshalb kann man nicht von der Hand weisen, dass diese Entscheidung sehr schwer zu fällen war." Aber sie kam.

Eine Möglichkeit, sich von der Mannschaft zu verabschieden, hatte der Skandinavier übrigens noch nicht: "Wir waren ja dann in Spanien und so, wie ich das gehört habe, ist Kristjan dann direkt nach Schweden geflogen", verriet Patrick Groetzki: "Ich weiß nicht, ob das noch stattfinden wird, aber die Chance wird sicher noch da sein." Der Außen sprach davon, dass es mit dem Ex-Übungsleiter irgendwie alles nicht so gepasst habe.

Von außen zu beobachten war, dass es aufgrund ausbaufähiger Deutschkenntnisse teilweise – gerade in Stresssituationen – Verständigungsprobleme gab. Das war schon allein daran zu erkennen, dass Andresson bei seinen Analysen häufig ins Englische auswich.

Das wird bei Schwalb, der sowohl als Spieler als auch als Trainer ausschließlich in Deutschland aktiv war, wohl eher selten passieren. Auch wenn er in der Handballszene definitiv zu den bekanntesten Gesichtern Deutschlands zählt, scheute er sich nicht, wie er selbst erzählte, vor einer kurzen persönlichen Vorstellungen, als er am Mittwochabend in der engen Kabine der Mannheimer GBG Halle am Herzogenried erstmals vor seine neue Mannschaft trat. "Ich habe tatsächlich meinen Namen gesagt", lachte der Löwen-Coach. Das mache man so, wenn man neu in eine Kabine komme: "Dann habe ich nachgeschoben, dass ich hoffe, dass mich der eine oder andere kennt." Es ist davon auszugehen.

Uwe Gensheimer, der Schwalb von allen Spielern wohl mit am besten kennt, fehlte bereits bei seiner Premiere und konnte nur – begleitet von seinem Sohn Matti – auf Krücken in den Kabinengang humpeln. Bittere Nachricht: Der Publikumsliebling wird nicht nur am Samstag, wenn Schwalb um 20.30 Uhr in der SAP Arena gegen Hannover die erste richtige Hürde bevorsteht, fehlen, sondern – wie die Löwen gestern mitteilten – mindestens noch sechs Wochen aufgrund einer Fußverletzung ausfallen.

"Das wird ein ganz anderes Spiel", sagte Schwalb: "Das wird richtig hart."

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