Rhein-Neckar Löwen

Martin Schwalb hat "Bock auf diese Bank"

Der neue Trainer verkörpert bei seiner Vorstellung die absolute Handballeuphorie - "Man muss sehen, dass die Rhein-Neckar Löwen spielen"

26.02.2020 UPDATE: 27.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Gute Laune: Der neue Löwen-Trainer Martin Schwalb (M.), eingebettet von Geschäftsführer Jennifer Kettemann (r.) und dem Sportlichen Leiter Oliver Roggisch (l.). Foto: vaf

Von Tillmann Bauer

Mannheim. Martin Schwalb braucht kein Navigationssystem. "Ich kenne mich gut aus, keine Angst", sagte er: "Ob ich hier durch Leutershausen, Heidelberg oder Mannheim fahre. Glaubt mir, da war ich schon öfter - das ist schon ein bisschen Heimat hier."

Am Mittwoch, als der 56-Jährige den Presseraum der Mannheimer SAP Arena betrat, fand Schwalb das Podium, auf dem er als neuer Cheftrainer der Rhein-Neckar Löwen vorgestellt werden sollte, ohne Umwege. Der gebürtige Stuttgarter, den alle nur "Schwalbe" nennen, grinste in die Runde, wirkte körperlich topfit und voller Tatendrang, was in Worten etwa so klang: "Ich rauche nicht mehr, ab und an trinke ich ein Gläschen Wein. Ihr könnt Euch sicher sein, ich hab richtig Bock auf diese Bank."

Ein Satz, den man von aktiven Handballprofis logischerweise fast nie hört. Doch wenn ihn ein Trainer ausspricht, macht er schon durchaus mehr Sinn. Was der Ex-Nationalspieler, der 1984 gemeinsam mit Uli Roth, der aktuell sein Berater ist, in Los Angeles Olympia-Silber gewann, damit ausdrücken wollte, war, dass ihn seine Trainerrückkehr in die Bundesliga nach 2104 Tagen richtig glücklich macht. "Ich habe noch nie in meinem Leben normal Handball geschaut", sagte Schwalb.

Er ist, wie er selbst beschreibt, auf eine positive Art und Weise besessen von dieser Sportart, verfolgte als Experte des Bezahlsenders Sky, als Vizepräsident des Zweitligisten HSV Hamburg oder als ganz gewöhnlicher Zuschauer die Geschehnisse in den Hallen der Welt. Diese Rollen müssen jetzt ruhen, nun ist Schwalb, der sich - obwohl er die Löwen in die Erfolgsspur bringen soll - selbst nicht als "Feuerwehrmann" bezeichnen möchte, wieder mitten im Geschäft.

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Jennifer Kettemann, die bei Schwalbs Vorstellung aus dem Strahlen kaum herausgekommen war, bestätigte zwar, dass man sich mit mehreren Trainerkandidaten befasst habe, "Schwalbe" aber von Anfang an der Favorit gewesen sei. Die Geschäftsführerin sprach von einem gemeinsamen Frühstück am Sonntagmorgen: "Danach war ich voll und ganz begeistert."

Und die Euphorie hielt noch bis Mittwoch an, als die starke Frau der Löwen zwar die Trainerlösung mit ihren Worten in den Himmel hob, kurzerhand aber dabei zunächst vergessen hatte, eine durchaus wichtige Sache zu verkünden - die Vertragsdauer. Schließlich gilt Schwalbs Arbeitspapier nicht nur bis zum Saisonende, sondern läuft, wie die RNZ bereits berichtete, bis mindestens Sommer 2021. Kurzfristig muss Schwalb nun aber erst mal auf Wohnungssuche gehen. Bis er eine passende Bleibe gefunden hat, wohnt er im Hotel.

Wie schnell die Mannschaft dagegen den Übergang von Ex-Trainer Kristjan Andresson, der eher als introvertierte Persönlichkeit galt, zum extrovertierten Menschenversteher Schwalb für sich nutzen kann, wird sich schon bald zeigen. Am Samstag (20.30 Uhr/SAP Arena) steht die erste Bewährungsprobe im Bundesliga-Heimspiel gegen Hannover an. "Wir müssen wieder dorthin kommen, dass man uns erkennt", sagte Schwalb: "Man muss sehen, dass die Rhein-Neckar Löwen spielen - und dass der eine oder andere wieder Respekt vor uns hat."

Er sprach von großem Potenzial, das er in der Mannschaft sehe und Geschwindigkeit, die er zukünftig wieder erhöhen möchte. "Ich werde jetzt aber nicht mit Patrick Groetzki über den Mittelblock sprechen", lachte Schwalb. Er wolle sich für jedes Fachgebiet die passenden Leute heraussuchen: "Ich hab wieder Lust auf die tägliche Arbeit als Trainer. Das habe ich schon vermisst."

Es waren turbulente Tage. Am Mittwochvormittag ging es für Schwalb in den Süden, bis zu seiner Vorstellung hatte der Coach noch mit keinem seiner neuen Spieler Kontakt; außer - na klar - mit Oberlöwe Uwe Gensheimer, der sich im EHF-Cup-Spiel am Sonntag im spanischen Cuenca am Sprunggelenk verletzt hatte: "Uwe hat mich angerufen und mir gesagt, dass er nicht spielen kann." Schwalb lachte: "Da habe ich mir gedacht, das geht ja gut los."

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