Rhein-Neckar Löwen

Riesige Enttäuschung nach dem Remis gegen Lemgo

"Mir raubt das den Schlaf" - Andy Schmid: "Meilenweit von unserem Können entfernt"

21.02.2020 UPDATE: 22.02.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Andy Schmid – links, hier mit Trainer Kristjan Andresson – war nach dem Remis gegen Lemgo verschnupft. Foto: vaf

Von Daniel Hund

Mannheim. Jannik Kohlbacher, 24, war einer der Letzten, die am späten Donnerstagabend noch durch die SAP Arena stiefelten. Mit einem Stift in der Hand ging der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen vor der Tribüne auf und ab, schrieb Autogramme und posierte vor unzähligen Handy-Kameras für ein passendes Selfie. Doch bei den Schnappschüssen fehlte etwas: sein Lächeln. Das hatte der Nationalspieler in den 60 Handball-Minuten zuvor, bei diesem bitteren 29:29-Unentschieden gegen den TBV Lemgo, verloren. Die Enttäuschung war riesig.

Dass es beim Smalltalk mit den Fans in seinem Kopf ratterte, war nicht zu übersehen. Das Kopfkino hatte bei ihm auch schon ein paar Minuten früher eingesetzt. Bereits in der Mixed-Zone, dem Treffpunkt für Spieler und Journalisten, wirkte er leicht angeschlagen, redete in kurzen, abgehackten Sätzen. Aber eins würde ein Kohlbacher nie tun: aufgeben.

Angesprochen auf den mittlerweile sehr großen Rückstand auf Platz zwei, war er plötzlich wieder hellwach: "Es ist immer wichtig, sich ehrgeizige Ziele zu setzen, wir glauben nach wie vor an den zweiten Platz und werden bis zum Schluss alles geben."

Das ehrt ihn. Doch mal ganz ehrlich, realistisch ist die Vize-Meisterschaft nicht mehr. Momentan sind die Löwen Tabellen-Sechster, stehen sechs Minuspunkte schlechter da als der Zweite aus Flensburg und haben noch einige dicke Brocken vor der Brust. Mannschaften, die deutlich stärker als Lemgo sind.

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Eigentlich geht es mittlerweile eher darum, nicht komplett durchgereicht zu werden. Andy Schmid, 36, weiß das genau. Und der wirkt von Woche zu Woche verzweifelter. Nach der gefühlten Pleite gegen Lemgo stellte sich der Schweizer einmal mehr. Kaum war das Spiel rum, stand er auch schon Rede und Antwort, sprach Klartext.

"Wir", holte er tief Luft, "wir sind derzeit meilenweit von unserem Können und unseren eigenen Ansprüchen entfernt." Und weiter: "Man muss wirklich kein Handball-Professor sein, um zu erkennen, dass sich Lemgo mit uns nicht auf einem Level bewegt."

Und warum spielt man so einen Gegner dann nicht an die Wand? Schwer zu sagen. Auffällig ist, dass die Gelben gegen jeden Gegner in der Bundesliga Probleme haben. Eng ist es immer. So eng, dass sie 2020 in drei Partien im deutschen Oberhaus noch keinen Sieg eingefahren haben. Das ist alarmierend und spiegelt ganz sicher nicht das eigentliche Leistungsvermögen wider.

Gut, einige Spieler sind mittlerweile in die Jahre gekommen, aber dass sie es noch können, haben sie auch schon in dieser Saison bewiesen. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass man den Topfavoriten aus Kiel in einem begeisternden Spiel in die Schranken weist?

Schmid stellt sich diese Fragen auch. Quälend oft sogar: "Mir raubt das den Schlaf, mich beschäftigt das wirklich sehr. Aber ich finde auch keine Antworten." Das klingt schon fast nach einem Hilferuf.

Vielleicht findet er am Wochenende die passende Antwort. Da haben die Badener zwischendurch viel Zeit. Es ist mal wieder EHF-Pokal-Zeit. Diesmal geht es bei Liberbank Cuenca in Spanien zur Sache. Anwurf ist am Sonntag um 12 Uhr. Nach bisher zwei Siegen will man mit einem weiteren Erfolgserlebnis die Tabellenführung in der Gruppe B verteidigen.

Tabellenführer – in der Bundesliga waren sie das auch mal.

Lang, lang ist’ her ...

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