Rhein-Neckar Löwen

Die Emotionen stimmen

Doch die Löwen verlieren in der Bundesliga immer mehr den Anschluss - Heute in Holstebro

14.02.2020 UPDATE: 15.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Resignation am Spielfeldrand? Löwen-Trainer Kristjan Andresson war nach der Niederlage in Wetzlar sehr unzufrieden. Foto: Hoffmann

Von Daniel Hund

Wetzlar. Verlassen saß er vor der Sponsorenwand. Die Stirn in Falten gelegt, der Blick starr. Kristjan Andresson, 38, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, tauchte am Donnerstagabend als Erster bei der Pressekonferenz in der Rittal Arena auf. Der Isländer war da, irgendwie aber auch nicht. Gedanklich befand er sich nach dem bitteren 27:27-Remis bei der HSG Wetzlar in seiner eigenen Welt – und die ist derzeit alles, nur nicht rosarot: wieder nicht gewonnen, wieder Boden auf die Top zwei der Bundesliga verloren.

In der Vergangenheit war er nach solchen Negativerlebnissen stets auf der Suche nach etwas Positivem, nach etwas, auf das man aufbauen kann. Diesmal nicht, Andresson kurz und schmerzlos: "Wenn du hier zwei Punkte willst, brauchst du bessere Würfe und Entscheidungen." Leise, ganz leise und bedacht sagte er diesen Satz.

Ein paar Minuten zuvor ging es vor der Gäste-Kabine noch ganz anders zur Sache. Fuchsteufelswild waren sie, die Löwen – zumindest vereinzelt. Andreas Palicka zum Beispiel: Er öffnete die Tür nicht, nein, er trat sie im Stile eines Karate-Kämpfers auf. Der Kick war so hart, dass es ordentlich schepperte in den Gängen des Betonklotzes.

Das sind Aktionen, die sicher nicht jedermanns Sache sind, die aber zeigen, dass durchaus Leben in dieser Mannschaft ist. Emotional waren sie in Wetzlar voll da. Gemeinsam gingen sie durchs Feuer – wenn da am Ende nur das Ergebnis nicht gewesen wäre. Leben konnte mit dem nur die Heim-Sieben. Und wie sie das konnte: Kaum war die Schluss-Sirene verstummt, schallte auch schon der Gassenhauer "Oh wie ist das schön" durch den Handball-Tempel.

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Passend dazu Kai Wandschneider. Der Trainer der HSG befand sich nach getaner Arbeit im Dauergrins-Modus, sprach von "einem gefühlten Sieg". Von einem zum Einrahmen. Die Löwen kennen die gut. Wenngleich sie schon etwas länger zurück liegen. Ob sie bald auch wieder Grund zum Feiern haben? Schwer zu sagen. Momentan spricht nicht viel dafür. Von der Perfektion vergangener Tage sind die Gelben weit entfernt. Gerade die Abwehr ist nur noch ein Schatten vergangener Tage. In Wetzlar war sie vor allem in der ersten Halbzeit das große Problem: Während vorne gewirbelt, teilweise sogar geglänzt wurde, herrschte hinten das große Chaos.

Wobei es da auch einen Lichtblick gab: Ymir Örn Gislason, 22. Der Neue, Mitte der ersten Halbzeit eingewechselt, sorgte für Stabilität, strahlte Ruhe aus. Er selbst wollte seine Leistung nicht überbewerten, gut drauf war er trotzdem: "In der Bundesliga zu spielen, war schon immer ein Traum von mir", lächelte er. Und wie ist es so? "Das Tempo ist im Gegensatz zu Island viel höher. Und die Atmosphäre in der Halle war wirklich atemberaubend."

Zurück zu seinem Landsmann Andresson, dem Unglücklichen. Vergleicht man seine Gestik und Mimik mit der vergangener Tage, so schien im HSG-Presseraum schon ein wenig Resignation mit zu schwingen. Denn auch Andresson weiß: Läuft es nicht, wackelt irgendwann der Trainer. Das ist nicht immer fair, weil er nicht die alleinige Schuld trägt, schon gar nicht, wenn fast die halbe Mannschaft ausfällt. Doch es könnte ungemütlich für ihn werden. Schließlich werden die Aufgaben nicht leichter. Hannover, Kiel, Berlin – die dicken Brocken kommen erst noch.

Nachdenklich muss auch die letzte Auszeit der Löwen in Wetzlar stimmen. Acht Sekunden vor Schluss sagte nicht etwa Andresson an, wie es doch noch zum badischen Happy End reichen soll, nein, Andy Schmid übernahm komplett das Kommando, gab den Masterplan aus.

Wie auch immer, das Löwen-Rad dreht sich weiter. Schon heute muss der Ex-Meister in Dänemark beim TTH Holstebro ran. Anwurf der Partie im EHF-Pokal ist um 19.30 Uhr. Ist dann zumindest Uwe Gensheimer, der in Wetzlar wegen einer fiebrigen Erkältung fehlte, wieder mit dabei? Andresson am späten Donnerstagabend: "Ich hoffe es, weiß es aber selbst noch nicht."

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