Rhein-Neckar Löwen

Darum war der Sieg gegen Nimes für die Moral wichtig

Wenn es beim Jubeln schon wieder scheppert - Am Donnerstag in Wetzlar

10.02.2020 UPDATE: 11.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Zeit, um sich über das Tor des Tages zu freuen: Löwen-Kreisläufer Jannik Kohlbacher. F: vaf

Von Tillmann Bauer

Mannheim. Man sah es in seinem Blick. Jannik Kohlbacher hatte es unbedingt gewollt. Der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen, 24, hatte immer an den Sieg geglaubt, er hatte gerackert, sich für seine Mitspieler eingesetzt, den unbedingten Willen, gewinnen zu wollen, verkörpert – und es hatte sich ausgezahlt.

Um Kohlbacher herum, auf den voll besetzten Tribünen der Mannheimer GBG Halle am Herzogenried tobte das Publikum, das an diesem Spätnachmittag nicht nur voll auf seine Kosten kam, sondern sich ebenfalls freute, dass dieser Handball-Krimi doch noch das bessere Ende für die Gelben fand. Da stand Kohlbacher nun auf der Spielfläche: vollgeschwitzt, die Hose mit Harz verschmiert – er schrie seine ganze Freude in einer Lautstärke heraus, als hätte man meinen können, seine Mannschaft hätte gerade die Champions League gewonnen.

Es stimmte nicht ganz.

Die Löwen waren zwar siegreich, es handelte sich aber nicht um das Finale der Königsklasse, sondern vielmehr um das Auftaktspiel der Gruppenphase des EHF-Pokals gegen das französische Team USAM Nimes Gard. Weil der Däne Mads Mensah Larsen, der insgesamt wieder einmal ein Spiel mit Höhen und Tiefen gezeigt hatte, fünf Sekunden vor dem Schlusspfiff blitzschnell reagierte und den klebrigen Harzball zu Kreisläufer Kohlbacher passte, durften sich die Rhein-Neckar Löwen über den ersten Sieg im laufenden Kalenderjahr freuen. Es war nicht nur für das eigene Punktekonto wichtig – vielmehr auch für die Moral.

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"Die Erleichterung ist groß", sagte Andy Schmid. Der Schweizer Spielgestalter hatte vor allem in der Schlussphase die Begegnung an sich gerissen, insgesamt acht Tore erzielt und sich im letzten Angriff vorgenommen, den entscheidenden Treffer zum Sieg beizusteuern. Der Rest ist bekannt: Mit viel Glück landete sein abgefälschter Wurf erst bei Mensah Larsen, dann bei Kohlbacher.

"Da ist mir natürlich ein Stein vom Herzen gefallen, sonst wäre es beim Unentschieden geblieben", sagte Schmid. Es wäre nach der Pleite zum Auftakt in der Bundesliga der nächste Dämpfer gewesen, schließlich hatten die Löwen – trotz Sieg – zeitweise große Probleme gegen die flinken Franzosen, deren schnelle Spielweise Schmid mit seiner Aussage treffend zusammenfasste: "Wenn man vorne ein Tor wirft, hat man nicht einmal Zeit, um zu jubeln, weil dann scheppert es schon wieder hinten."

Man offenbarte die bekannten Schwächen in der Abwehr, dem Positionsangriff und vor allem bei der Chancenverwertung. Ob es mit so einer Leistung auch am Donnerstagabend, wenn man um 19 Uhr in der Bundesliga ein schweres Auswärtsspiel bei der HSG Wetzlar auf dem Programm stehen hat, reicht, um den zweiten Sieg des Jahres einzufahren, ist fraglich.

Was denkt denn der zuletzt in die Kritik geratene Trainer? "Ich habe das mittlerweile gelernt, jedes Spiel in der Bundesliga ist anders und am Donnerstag steht wieder eine neue Aufgabe an", sagte Kristjan Andresson: "Wetzlar hat gute Strukturen, spielt eine gute Abwehr mit vielen Gegenstößen – sie haben eine ausgeglichene Mannschaft."

Und trotzdem gehört es zum Anspruch der Löwen, in Wetzlar zu gewinnen. Das letzte Wort am Sonntagabend gehörte Schmid: "Es wurde viel geredet und jeder hat etwas gesagt", sagte er: "Ich glaube, dass man jetzt einfach Handball spielen muss." Wie treffend.

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