Rhein-Neckar Löwen

Der Druck auf Löwen-Trainer Kristjan Andresson wird immer größer

Hat er die Mannschaft noch komplett hinter sich?

07.02.2020 UPDATE: 08.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Fassungslos: Löwen-Macher Oliver Roggisch während der Melsungen-Pleite. Foto: vaf

Von Daniel Hund

Mannheim. Klare Worte? Oliver Roggisch lässt sich da in der Regel nicht zweimal bitten. Der Sportliche Leiter der Rhein-Neckar Löwen, der sich einst als beinharter Abwehr-Koloss einen Namen gemacht hat, spricht aus, was er denkt – auch wenn’s weh tut. Und am Donnerstagabend tat es richtig weh. 30:33 gegen Melsungen. Zuhause in der eigenen Arena.

Aua!

Roggisch sichtlich irritiert: "Jeder einzelne muss sich hinterfragen. So können wir nicht weitermachen." Jeder? Also auch Kristjan Andresson. Der Trainer steht in der Verantwortung. Doch wer den neuerlichen Tiefschlag gesehen hat, der fragt sich, wie lange er sie noch hat. Die Kritik im Umfeld wird lauter. Nach Informationen der RNZ sollen auch längst nicht mehr alle Spieler hinter ihm stehen. Es brodelt. Die Zweifel am Isländer sind groß.

Und wie geht es nun weiter? Gute Frage! Jennifer Kettemann hatte kürzlich im RNZ-Interview erklärt, dass eine Platzierung unter den Top zwei – was die Teilnahme an der Champions League in der kommenden Runde garantieren würde – das Saisonziel sei. Spätestens seit Donnerstagabend weiß man, dass dies wohl ein Wunschtraum bleiben wird.

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Der Trainerwechsel als Lösung? Schwierig. Sinn machen würde der nur, wenn man bereits einen Nachfolger in der Hinterhand hätte. Einer mit Zukunft, einer, der die Probleme erkennt und – ganz wichtig – sie lösen kann. Denn auch, wenn man gegen Melsungen nach einer Aufholjagd letztlich sogar noch an etwas Zählbarem schnupperte, darf man sich nicht blenden lassen. Patrick Groetzki macht das nicht, der Rechtsaußen legt den Finger in die Wunde: "Am Ende bekommt man immer das, was man verdient. Melsungen war einfach besser als wir."

Wer ihn kennt, weiß genau, dass ihm, dem Ehrgeizigen, solche Worte nicht leicht fallen. Groetzki hat immer nur eins im Sinn: siegen. Er ist ein Kämpfer. Beißt und kratzt. Eben so, wie die meisten seiner Löwen-Kollegen auch. Dennoch konnte man gegen die Nordhessen phasenweise den Eindruck gewinnen, als fehle diesmal der Wille, diese Leidenschaft auch wirklich das Letzte aus sich herauszuholen. Jeder schien mit sich selbst beschäftigt zu sein, gefangen in einer Welt aus Frust und Selbstzweifeln.

Uwe Gensheimer zum Beispiel. Selten sah man den Anführer so konsterniert in die Pause stiefeln. Die Mundwinkel zeigten in Richtung Arenaboden, der Blick starr, fast furchteinflößend. Vielleicht hing es damit zusammen, dass "Gensel" ab der 15. Minute bis zur Pausensirene Bankangestellter statt Leistungsträger war. Verstehen muss man das nur bedingt, denn gerade in einer Phase, in der es nicht so läuft, sollten eigentlich so viele Anführer wie möglich auf der Platte stehen.

Wie auch immer, viel Zeit fürs Wundenlecken haben die Löwen nicht. Am Sonntag geht es im EHF-Pokal weiter. Um 17 Uhr gastiert Usam Nimes Gard aus Frankreich in der Mannheimer GBG-Halle. "Gegen sie wollen wir mit einem Sieg in die Gruppenphase starten, das wäre ganz wichtig", sagt Kreisbär Jannik Kohlbacher.

Jesper Nielsen wird dann erneut fehlen. Seine Schulter-Verletzung, die schon zu seinem vorzeitigen EM-Aus geführt hat, bremst ihn weiter aus. Wie lange noch, ist unklar. Wobei Nielsen selbst recht optimistisch ist: "Ich habe noch Schmerzen, denke aber, dass ich schon bald wieder spielen kann."

Das Debüt von Defensiv-Spezialist Ymir Örn Gislason, 22, lässt ebenfalls noch auf sich warten: Im EHF-Pokal ist er nicht spielberechtigt. Am kommenden Donnerstag dann möglicherweise in Wetzlar. Ex-Abwehr-Hüne Roggisch sagt: "Irgendwie erinnert er mich an meine Anfänge." Hört sich nicht so schlecht an.

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