Allzweckwaffe Kirkelokke

Rhein-Neckar Löwen übernehmen Tabellenführung (Update)

Die Löwen erzielten am Samstag beim dänischen Vertreter TTH Holstebro einen 35:27-Erfolg. Niclas Kirkelokke rückte in den Innenblock und machte seine Sache sehr gut.

15.02.2020 UPDATE: 16.02.2020 14:00 Uhr 3 Minuten, 10 Sekunden
Kaum zu stoppen: Kreisbär Jannik Kohlbacher erzielte sieben Tore für die Löwen. Foto: Hoffmann

Von Daniel Hund

Heidelberg/Holstebro. Sechs Spieler, die fehlen – das ist schon im Fußball kompliziert. Extrem ersatzgeschwächt nennen das viele Trainer dann. Aber was soll Kristjan Andresson sagen. Er ist Handball-Trainer, der Chef bei den Rhein-Neckar Löwen. Und am Samstag musste auch er ohne sechs Stammkräfte auskommen. Allerdings in einer Sportart, in der sieben Spieler auf dem Feld stehen. Nicht elf.

Bereits am vergangenen Donnerstag musste der Isländer in Wetzlar ohne Jesper Nielsen, Steffen Fäth, Uwe Gensheimer und Romain Lagarde auskommen. Beim Gruppenspiel im EHF-Pokal in Holstebro fehlten nun auch noch Abwehr-Koloss Ilija Abutovic, dessen Frau ein Kind erwartet, und Neuzugang Ymir Örn Gislason, der im Europacup für die Badener nicht spielberechtigt ist.

Verletzungssorgen hin oder her, Andresson musste trotzdem liefern, endlich wieder auf die Erfolgsspur einbiegen. Und genau das tat er: Die Löwen spielten stark, marschierten locker und leicht zu einem 35:27 (16:12)-Sieg beim dänischen Topklub. "Das war ein gutes Spiel von uns, das wir ab der ersten Minute kontrolliert haben. Ich bin mit allen Spielern sehr zufrieden." Lobte Andresson seine Jungs.

Vor allem die Abwehr stand erstaunlich gut. Erstaunlich, weil es da schon ein Riesen-Handicap gab: Mit Nielsen, Abutovic und Gislason musste Andresson auf drei seiner Innenblock-Hünen verzichten. Oder anders: Übrig blieb somit nur noch einer – Gedeon Guardiola. Zwar ein Weltmeister, aber eben kein Alleinunterhalter.

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Das weckte den Taktikfuchs in Andresson. Seine Lösung: Niclas Kirkelokke. Der rückte bei seinem Dänemark-Heimspiel in den Innenblock. Ein Schachzug, der voll aufging. An der Seite von Guardiola errichtete er ein echtes Bollwerk, das künftig auch für die Bundesliga eine Alternative sein könnte. Vom Coach gab es deshalb auch ein Sonderlob: "Wie Niclas diese Aufgabe gelöst hat, war imponierend."

Zur Partie: Die Löwen legten los wie die Feuerwehr. Zehn Minuten gespielt, 6:3 vorne. Und genau so ging es weiter. Es war Einbahnstraßen-Handball, den die Heim-Fans zu sehen bekamen. Gelbe Verunsicherung? Nicht in Holstebro. Die Leichtigkeit, die man in den letzten Wochen vermisst hatte, war zurück.

Klar ist aber auch: Holstebro ist nicht Melsungen oder Wetzlar. Andy Schmid weiß das genau, geht aber dennoch von einer Art Signalwirkung aus. "Siege tun immer gut, jetzt versuchen wir die guten Sachen, die wir gespielt haben, mitzunehmen in die nächsten Spiele", sagte der Schweizer.

Im nächsten wartet der TBV Lemgo, der am Donnerstag in der SAP Arena aufkreuzt. Anwurf ist um 19 Uhr. Und dann hat man noch eine dicke Rechnung offen. Denn was die Löwen im Hinspiel ablieferten, war harte Kost. Mit 25:30 ging die Andresson-Sieben beim krassen Außenseiter K.o. Es war einer der Tiefpunkte in dieser Saison.

Auf die Antwort am Donnerstag darf man gespant sein.

Stenogramm: 0:2, 3:3, 3:6, 10:12, 10:14, 12:16 (Halbzeit), 12:18, 17:23, 17:25, 21:31, 25:32, 27:35 (Endstand).

Löwen: Schmid 4/1, Kirkelokke 3, Tollbring 5, Mensah 5, Groetzki 3, Schneibel 1, Guardiola 2, Petersson 4, Ganz 1, Kohlbacher 7.

Update: 19.50 Uhr, 16. Februar 2020


Holstebro. (dpa) Die Rhein-Neckar Löwen haben im EHF-Pokal auch ihr zweites Spiel gewonnen. Durch den 35:27 (16:12)-Erfolg am Samstag beim dänischen Vertreter TTH Holstebro übernahm der Handball-Bundesligist die Tabellenführung in der Gruppe B.

Vor 2600 Zuschauern in der Gräkjaer Arena war Jannik Kohlbacher mit sieben Treffern bester Torschütze der Nordbadener, die trotz der Ausfälle von Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer, Romain Lagarde, Steffen Fäth, Jesper Nielsen, Ilija Abutovic und Ymir Örn Gislason von Beginn an dominierten und bis zur 16:12-Pausenführung konsequent ihre Chancen nutzten. Nach dem Seitenwechsel lag der Bundesligist dank zahlreicher Paraden von Schlussmann Mikael Appelgren sogar mit 32:21 (53.) in Front. Erst in der Schlussphase gelang Holstebro noch Ergebniskosmetik.

Der erste deutliche Sieg im neuen Jahr beim dänischen Vertreter TTH Holstebro (35:27) war nicht nur ein Schritt in Richtung Viertelfinale des EHF-Pokals, sondern er tat auch der Seele von Trainer Kristjan Andresson gut. "Das war ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft. Wir haben die Begegnung von der ersten Minute an kontrolliert", schwärmte der Isländer.

Ähnlich gut war die Stimmung auch bei der SG Flensburg-Handewitt, die sich mit dem 34:28-Sieg beim norwegischen Club Elverum Handball vorzeitig für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert hatte. Nach dem THW Kiel, der als Gruppensieger sogar schon im Viertelfinale steht, erreichte damit das zweite deutsche Team die K.o.-Phase der Königsklasse. "Das war ein sehr guter Auftritt von uns", lobte SG-Trainer Maik Machulla. In den beiden verbleibenden Partien der Vorrunde wollen sich die Norddeutschen noch auf Platz vier vorarbeiten, der im Achtelfinal-Rückspiel das Heimrecht mit sich bringen würde.

Anders als bei den Löwen kam der Erfolg des deutschen Meisters in Lillehammer aber nicht ganz so überraschend, weil die SG auch in der Bundesliga mit drei Siegen perfekt ins neue Jahr gestartet war. Die Mannheimer dagegen haben 2020 in der Liga noch kein Spiel gewonnen und mit dem Kampf um die Meisterschaft längst nichts mehr zu tun. Zudem musste Andresson auf einige Stammkräfte verzichten.

Nationalmannschafts-Kapitän Gensheimer fehlte weiter wegen einer Grippe, außerdem waren Jesper Nielsen, Steffen Fäth und Romain Lagarde verletzungsbedingt nicht dabei. Und weil auch noch der werdende Vater Ilija Abutovic daheim blieb und Neuzugang Ymir Örn Gislason im EHF-Cup nicht spielen durfte, musste Niclas Kirkeløkke in seiner Heimat im Innenblock spielen. "Das war das erste Mal seit ich 16 Jahre alt war", sagte der 25-Jährige. "Aber es war Spaß." 

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