Daniel Vogler kennt die Strecke in Heidelberg gut. Er hofft auf viele Teilnehmer. F: privat
Von Christoph Ziemer
Heidelberg. Für Leichtathleten ist es eine harte Zeit. Seit dem Ausbruch von Covid-19 wird eine Großveranstaltung nach der anderen abgesagt. Wettkämpfe, bei denen sie sich untereinander messen können, finden kaum noch statt. Doch in der Leichtathletik-Szene ist nun ein Trend entstanden, der in Corona-Zeiten immer mehr Anhänger gewinnt: Anstatt die Rennen wie gewohnt durchzuführen, läuft jeder Athlet eine festgelegte Strecke einfach selbst.
"In Zeiten von Covid-19 laufen wir alleine und doch gemeinsam", erklärt Daniel Vogler. Gemeinsam mit seinem Kumpel Florentin Hohnloser und seinem Vater Hans-Jochen Schmitt hat der 33-Jährige die Idee adaptiert und bringt sie nun an den Neckar. "Tour Heidelberg" heißt der Wettbewerb, bei dem die Läufer aus der Region vom 31. August bis zum 27. September gegeneinander antreten – in drei verschiedenen Etappen, für deren Bewältigung jedem Athleten zwei Wochen Zeit erhalten. Der Clou: Um die eigene Bestzeit zu verbessern, dürfen die Läufer bei jeder Etappe an den Start gehen, wann sie wollen und so oft sie wollen. "Das einzige, was man benötigt, ist ein Konto bei Strava", erklärt Daniel Vogler. Nur wer sich bei dem Tracking-Anbieter registriert, darf bei der "Tour Heideberg" mitlaufen, die App ist kostenlos.
Beruflich forscht der passionierte Hobby-Läufer an der ETH Zürich nach erneuerbaren Energien, nun hofft der gebürtige Heidelberger allerdings auf Synergie-Effekte. Denn im Frühjahr startete er gemeinsam mit Freund Hohnloser in der Schweizer Metropole bereits bei einer ähnlichen Laufveranstaltung. Die ehemaligen Schüler des Helmholtz-Gymnasiums waren begeistert. "Da haben wir uns einfach gedacht, dass so etwas doch auch in Heidelberg funktionieren könnte", sagt Hohnloser, der früher für die TSG Hoffenheim, den SV Sandhausen und Astoria Walldorf die Fußball-Stiefel geschnürt hat und heute Chirurg in Zürich ist. In Zusammenarbeit mit den Veranstaltern in Zürich, die einen ähnlichen Laufwettbewerb bereits ins Leben gerufen haben, ist für Hohnloser und Vogler nun die Zeit reif für die "Tour Heidelberg".
Da jede der drei Etappen zwei Wochen lang freigeschaltet ist, sind die aktuellen Bestzeiten auch für jeden einsehbar. Zwischen fünf und acht Kilometer muss man für eine Etappe einplanen. Eine Strecke, die nicht nur für Profis leicht zu bewältigen sein dürfte. "Wir kalkulieren mit 30 bis 40 Minuten Laufzeit pro Etappe", rechnet Vogler vor. "Praktisch bei uns ist, dass wir nie Streckensperrungen benötigen. Unsere Kurse sind so angelegt, dass man sie jederzeit ablaufen kann und keine Straßen ablaufen muss."
Mit welcher Strategie sollte man bei der "Tour" an den Start gehen? Keinesfalls schaden würde es, die Strecke zumindest einmal abzulaufen, sagt Hohnloser, der in Heidelberg auf mehrere Hundert Teilnehmer hofft: "Wenn du den Kurs im Kopf hast, weißt du auch, wo du das Tempo anziehen kannst und wieder rausnehmen musst. Ein Probelauf ist ideal. Bei so einem Rennen kannst Du auch ganz anders taktieren als bei einem normalen Lauf." Die Topleute würden sich erfahrungsgemäß ohnehin erst im letzten Moment aus der Deckung wagen: "Viele Etappen werden oft erst ganz am Ende entschieden. Einige schauen sich erst genau an, welche Zeit zu schlagen ist, bevor sie loslaufen."
Auch die Tageszeit kann entscheidend sein. Wer nicht in der Mittagshitze läuft, sondern sich für die frühen Morgen- oder späten Abendstunden entscheidet, ist oft schneller unterwegs. Die meisten Läufer treffe man nach der Arbeit, hat Vogler beobachtet: "Das liegt wohl auch daran, dass es sich alleine deutlich schwerer läuft."
Die erste Strecke steht fest. Über 5,8 Kilometer und 278 Höhenmeter wird es vom 31. August bis 13. September vom Philosophengarten und durch die Thingstätte bis zum Heiligenberg und wieder zurück gehen. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden sind für die Kosten der IT-Abteilung willkommen. Keinesfalls möchte man den Heidelberger Laufveranstaltungen Konkurrenz machen, betont Vogler: "Wir wollten einfach eine Alternative zu Covid-19 anbieten, das ist alles."
Info: https://tour-heidelberg.de