Von Daniel Hund
Leimen. Montagmorgens, Mitte Januar, in einer Tennishalle in Südhessen: Bereits um 8 Uhr in der Früh sind alle Plätze belegt. Zwei Spieler pro Platz hämmern sich die Bälle um die Ohren. Nur ein paar Kilometer weiter herrscht Stillstand: In Baden-Württemberg ist der weiße Sport in der Halle untersagt, was mit dem Infektionsgeschehen zusammenhängen soll.
Das Verrückte daran: Etliche der Spieler, die im benachbarten Hessen über die Courts sausen, stammen aus Baden-Württemberg. Gefühlt halb Mannheim und Heidelberg setzt sich ins Auto und düst über die Landesgrenze. Ein Fakt, den man beim badischen Tennis Verband (BTV) genau im Auge hat, und man muss es so deutlich sagen: Mittlerweile fühlt man sich leicht veräppelt. BTV-Präsident Stefan Bitenc und Geschäftsführer Samuel Kainhofer befinden sich im ständigen Dialog mit der Politik. Auch Anwälte wurden kontaktiert. Ein Ende des Tennis-Lockdowns in Baden ist nicht in Sicht.
BTV-Geschäftsführer Samuel Kainhofer. Foto: privatSamuel Kainhofer, was genau fordert der BTV von der Politik?
Dass die Verantwortlichen dazu in der Lage sind, eine differenzierte Sichtweise auf die jeweiligen Sportarten zu haben. Tennis ist nun mal keine Kontaktsportart, die Abstände zwischen zwei Spielern sind groß. Mit dem Kultusministerium stehen wir in einem guten Kontakt. Verantwortlich für diesen Bereich ist aber das Sozialministerium und da kommen wir nicht weiter. Wir wären ja schon über eine Aussage froh, die ein wenig Klarheit bringt. Beispielsweise eine bestimmte Inzidenz-Zahl, ab der man das Hallen-Tennis wieder erlauben könnte.
In Hessen scheint man die Lage anders zu beurteilen.
Ja, und das ist schwer nachzuvollziehen. Man animiert die Leute dadurch quasi noch zum Reisen, was in der jetzigen Phase der Pandemie eigentlich vermieden werden sollte. Man darf mich jetzt aber bitte nicht falsch verstehen, natürlich haben wir Verständnis für die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie führen sollen, aber eine etwas differenziertere Sichtweise wäre angemessen.
Wie sieht es denn mit der finanziellen Unterstützung der Hallenbesitzer aus?
Hier hatten wir sehr gute Gespräche mit dem Wirtschafts- und dem Kultusministerium. Sie setzen sich für eine Unterstützung ein. Die Entscheidungsgewalt liegt hier aber beim Bundesministerium. Meines Wissens haben die Hallenbesitzer bislang keinerlei finanzielle Unterstützung bekommen. Das ist sehr hart.
Besteht nicht auch die Gefahr, dass Spielerinnen und Spieler komplett die Lust am Tennis verlieren?
Natürlich, das ist dann schon der nächste Schritt und absolut ärgerlich. Denn eigentlich betreiben wir einen kontaktlosen Sport mit genügend Abstand. Dieser Vorteil wird uns komplett genommen.
Wie sehen Sie die Chancen für eine Öffnung der Hallen in diesem Winter?
Das hängt von der Politik ab. Es wird uns beim BTV ja auch oft vorgeworfen, dass wir zu wenig machen würden. Das stimmt aber nicht. Wir hatten jetzt auch schon zweimal mit Anwälten eine Klage durchdiskutiert, aber wir kamen nach Rücksprache mit den Fachleuten zu dem Schluss, dass die Erfolgsaussichten sehr gering wären.
Letzte Frage: Wie sieht es denn mit der Medenrunde im Sommer aus, ist die auch wieder in Gefahr?
Wir gehen davon aus, dass sie gespielt werden kann. Möglicherweise aber mit etwas Verzögerung. Wir haben derzeit ja auch die Erlaubnis draußen zu spielen, was aufgrund der Witterungsverhältnisse jedoch nicht möglich ist. Das Interesse ist groß. Wir haben genauso viele Mannschaftsmeldungen wie vor der Corona-Krise.