Nur Träume von der 2. Liga sind erlaubt

Sandhausen. Der SV Sandhausen baut die Führung in der 3. Liga durch das 2:1 über Oberhausen aus, doch das Wort Aufstieg will noch keiner in den Mund nehmen

27.02.2012 UPDATE: 27.02.2012 05:43 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Von Claus Weber

Sandhausen. Gerd Dais hatte wieder ein glückliches Händchen. Vor einer Woche, beim 4:0-Sieg in Wiesbaden, hatte der Trainer des SV Sandhausen trotz aufkommender Kritik an Torjäger Frank Löning festgehalten und zudem Marcel Busch nach einem halben Jahr auf der Bank ins Team zurückgeholt. Die beiden Spieler bedankten sich mit vier Toren. Am Samstag im Heimspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen ließ der Trainer Marcel Kandziora für den verletzten Danny Blum auf dem Flügel wirbeln - und flugs markierte der 22-Jährige beide Treffer zum knappen, aber verdienten 2:1-Erfolg.

"Marcel hat sich durch gute Trainingseindrücke aufgedrängt", schmunzelte Dais gut gelaunt, "und so falsch war meine Entscheidung ja nicht." Minuten zuvor war der Coach noch alles andere als entspannt. Die letzte Viertelstunde war eine Zitterpartie für die Sandhäuser, die es versäumt hatten, rechtzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. "Wir haben uns das Leben in den ersten 45 Minuten selbst schwer gemacht", kritisierte der Trainer eine schwache erste Halbzeit.

Trotzdem hätte der Spitzenreiter die Pflichtaufgabe gegen den Drittletzten schon früh lösen können. Doch im Gegensatz zum Wiesbaden-Spiel klebte Kapitän Frank Löning das Pech an den Schuhen. In der 4. und in der 15. Minute schoss er nach Vorlagen von Nico Klotz um Zentimeter am linken Pfosten vorbei, später drosch er den Ball aus guter Position drüber (56.) oder kam bei Ulms Freistoß (73) einen Schritt zu spät. "Wenn ich die ersten beiden Chancen verwandle, passiert da nichts mehr", sagte der Torjäger, "aber ich mache mir keinen Kopf, dass ich nicht getroffen habe." Denn dafür schlüpfte der Kapitän in der Rolle des Vorbereiters. Beim 1:0 (18.) hatte er auf Tim Danneberg vorgelegt, der Kandziora am Außenpfosten bediente. Beim 2:1 (54.) hatte er selbst die Kopfballvorlage für Kandziora gegeben.

Mit ihrem Sieg bauten die Kurpfälzer die Tabellenführung auf drei bzw. sieben Punkte gegenüber Aalen und Regensburg aus. Der Abstand zum FC Heidenheim auf dem ersten Nicht-Aufstiegsplatz beträgt sogar schon neun Zähler. Das Tableau täuscht allerdings, denn alle drei Verfolger haben am Dienstag Nachholspiele zu bestreiten.

Deshalb scheuen die Sandhäuser das Wort Aufstieg noch immer wie der Teufel das Weihwasser. "Das Wort nehmen wir erst in den Mund, wenn es so weit ist", sagte Doppelschütze Kandziora, "aber man träumt natürlich davon, das ist doch klar."

Vielleicht fällt in dieser Woche schon eine kleine Vorentscheidung. Denn Aalen (in Erfurt) und Regensburg (gegen Osnabrück) stehen morgen vor ganz schweren Aufgaben. Und am Samstag könnten die Sandhäuser in einem "Sechs-Punkte-Spiel" in Regensburg einen der gefährlichsten Verfolger distanzieren. "Wenn wir dort etwas holen, wäre das ein Riesenschritt für uns", sagte SVS-Präsident Jürgen Machmeier, während Gerd Dais das andere mögliche Szenario beschrieb: "Gewinnen die Regensburger ihre beiden nächsten Spiele, sind sie wieder bis auf einen Punkt an uns dran."

Auf jeden Fall werden sich die Sandhäuser wieder steigern müssen. "Heute war der SVS nicht so stark wie in den letzten Wochen", meinte Oberhausens Trainer Mario Basler, "deshalb wäre ein Unentschieden verdient gewesen, aber meine Mannschaft hat sich durch eigene Fehler wieder einmal selbst bestraft."

Zugegeben: Beim 1:0 profitierte Kandziora vom Blackout von Verteidiger Danijel Gataric. Aber auch Oberhausens Ausgleichstor war glücklich: Marcel Busch hatte den Ball ungeschickt mit dem Kopf verlängert und Junior Torunarigha stand goldrichtig (27.). Ansonsten waren die Nordrhein-Westfalen so harmlos wie ihr 18. Tabellenplatz vermuten lässt.

"Heute war es kein Topspiel", meinte der gute Nico Klotz, "aber Hauptsache, wir haben gewonnen." Das fand auch Jürgen Machmeier. "Wir können nicht jedes Spiel mit 3:0 oder 4:0 gewinnen", sagte der Präsident, "wir müssen auf dem Boden bleiben. Das nächste Spiel in Regensburg wird schwer genug."

Vielleicht zaubert Gerd Dais dann ja wieder einen Joker aus dem Ärmel.

Sandhausen: Ischdonat - Busch, Pischorn, Schulz, Schauerte - Fießer - Klotz (79. Pinto), Ulm (77. Glibo), Danneberg (87. Kittner), Kandziora - Löning.

Oberhausen: Melka - Gataric (38. Pappas), Schiller, Willers, Weigelt - Gyasi (70. Schliesing), Hasanbegovic, Scheelen - Dzaka - Torunarigha (79. Terranova), Brown-Forbes.

Schiedsrichter: Gerach (Landau); Zuschauer: 2.100; Tore: 1:0 Kanziora (18.), 1:1 Torunarigha (27.), 2:1 Kandziora (54.).

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