Relegations-Randale

Dem SV Waldhof droht eine Rekordstrafe

Neun Minuspunkte, 50.000 Euro Geldbuße – Geschäftsführer will dagegen vorgehen

19.06.2018 UPDATE: 20.06.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Die Szenen rund ums Aufstiegsspiel können für Waldhof nun schwere Folgen haben. Foto: vaf

Von Michael Wilkening

Frankfurt/Mannheim. Dem SV Waldhof droht eine "Rekordstrafe": Zum ersten Mal hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach Fan-Ausschreitungen einen Punktabzug für den beteiligten Klub beantragt.

Nach dem Spielabbruch im Aufstiegsspiel des Regionalligisten gegen den KFC Uerdingen sollen die Blau-Schwarzen mit neun Minuspunkten in die neue Saison starten, außerdem eine Geldstrafe von 50.000 Euro berappen und acht Auflagen im Umgang mit den eigenen Anhängern erfüllen.

"Wir werden den Strafantrag nicht akzeptieren und nach Abstimmung mit unseren Juristen dagegen vorgehen", sagte SVW-Geschäftsführer Markus Kompp, nachdem ihm der Bescheid durch den Verband zugegangen war. Bis Freitag hat der Klub Zeit, seine Sicht der Dinge darzulegen, in der kommenden Woche wird das DFB-Sportgericht ein Urteil sprechen.

Kompp konnte sein Unverständnis über die Höhe des Strafmaßes kaum zurückhalten. "Das Verhältnis zu Bestrafungen bei ähnlichen Fällen ist schon brutal."

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Bislang hatte die Maßgabe gegolten, die Hans Lorenz, der Vorsitzende des DFB-Sportgerichtes, vor einigen Jahren festgelegt hatte. Eine sportliche Strafe werde "aus grundsätzlichen Überlegungen nicht erwogen, weil man mit einem Urteil wegen Zuschauer-Ausschreitungen nicht in den sportlichen Wettbewerb eingreifen will", sagte Lorenz nach Ausschreitungen im Stadion von Eintracht Frankfurt. Jetzt setzte sich der Kontrollausschuss erstmals über die seit 2013 geltende selbstauferlegte Tatsache hinweg und will den Blau-Schwarzen neun Zähler abziehen.

Der dritte Streitfall zwischen dem Verband und den Waldhöfern innerhalb eines Jahres könnte dafür sorgen, dass die Hoffnungen auf den Aufstieg in die dritte Liga mindestens ein weiteres Jahr nicht in Erfüllung gehen können.

Im vergangenen Sommer sperrte sich der SVW als erster Klub öffentlich gegen den Plan des Verbandes, die chinesische U20-Nationalmannschaft außerhalb des Wettbewerbes in der Regionalliga Südwest mitspielen zu lassen. Und nach Informationen dieser Zeitung hat der SVW inzwischen juristische Schritte gegen die umstrittene Lizenzerteilung des KFC Uerdingen eingeleitet, durch die den Waldhöfern der Sprung in die dritte Liga verwehrt blieb.

Bernhard Trares reagierte geschockt auf die Nachricht aus der DFB-Zentrale, denn für den Trainer des SV Waldhof droht bereits vor dem Auftakttraining der Mannschaft am kommenden Freitag der Traum vom Aufstieg in der kommenden Saison zu platzen. "Diese Strafe wäre ein absolutes No-go, da stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht", sagte Trares.

Am Ende der vergangenen Saison war er live im Stadion, als beim Abstieg des TSV 1860 München ganze Sitzschalen aus der Verankerung gerissen und aufs Spielfeld geworfen worden waren und die Partie zwischenzeitlich unterbrochen wurde. "Da hätte abgebrochen werden müssen, aber da hat der Schiedsrichter das irgendwie durchgezogen", erinnerte sich der Waldhof-Coach.

Um einen Punktabzug kamen die Münchner ebenso herum wie der Hamburger SV, dessen Partie am letzten Bundesliga-Spieltag nur mit Wohlwollen des Unparteiischen beendet werden konnte.

Mit der drohenden Bestrafung durch einen Punktabzug werden die Falschen getroffen, glaubt Trares: "Dadurch werden die Spieler bestraft, die sich für uns entschieden haben." An einen Aufstieg wäre nicht zu denken, wenn der SVW mit einer Hypothek von minus neun Punkten starten müsse. Trares: "Das wird auch ohne Punktabzug eine mörderische Saison, das wäre brutal."

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