Gute Unterhaltung in der ausverkauften Olympiahalle: Kapitän Christian „Blacky“ Schwarzer kämpft wie einst früher am Kreis um den Ball. F: F&S (2)/ vaf
Von Tillmann Bauer
Nußloch. Es dauerte nur knapp 20 Sekunden bis das passierte, was unbedingt verhindert werden sollte. Marc Nagel warf ein Tor. Der ehemalige Handball-Nationalspieler wurde gerade von der Trainer-Ikone Heiner Brand in der Nußlocher Olympiahalle aufs Feld beordert, um beim Benefizspiel für die "Handball Allstars" gegen die SG Nußloch, sein eigenes Drittliga-Team, mitzuwirken, da war es schon passiert. Wie einst damals täuschte der Mittelmann kurz an, ging dann doch noch zwei Schritte auf die Seite und versenkte den Ball in den Maschen. Großer Jubel in der rappelvollen Halle, hängende Schultern bei den Nußlocher Spielern. Schließlich hatte man sich fest vorgenommen, möglichst kein Tor vom eigenen Trainer zu kassieren. Es klappte nicht. Nagel winkte kurz ins Publikum, er hatte ein breites Grinsen im Gesicht.
Allstar-Trainer Heiner Brand noch immer Spaß am Spielfeldrand hat (rechts oben). F: F&S (2)/ vafGenerell gab es am Samstagabend bei diesem besonderen Show-Spiel, das von Nationalspieler Patrick Groetzki und dem Verein "Herzschlag – gemeinsam gewinnen" initiiert wurde, viel zu lachen. "Die Stimmung war sensationell", sagte der Rechtsaußen, der, wenn er nicht gerade Benefizspiele organisiert, in der Bundesliga für die Rhein-Neckar Löwen aufläuft, im Gespräch mit der RNZ: "Als ich gesehen habe, wie viele Leute da sind, ist es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper."
Schließlich wollten über 1000 Menschen wissen, ob die junge Nußlocher Drittliga-Mannschaft mit ihrer jugendlichen Frische oder das mit Stars gespickte Team der Allstars am Ende als Sieger vom Platz geht. Auch Uwe Gensheimer und Mikael Appelgren, die schon am Sonntag wieder gegen Stuttgart in der SAP Arena ranmussten, waren unter den Zuschauern, um das Herzens-Projekt ihres Kollegen zu unterstützen. Sie sahen einen 30:26-Sieg der Allstars rund um Kapitän Christian "Blacky" Schwarzer. Oder salopp ausgedrückt: Erfahrung schlug Kondition.
"Das war mal wieder überragend", strahlte Schwarzer. Der Weltmeister von 2007 war gerade damit beschäftigt, die vielen Autogrammwünsche der Fans zu erfüllen, als er über die Vorbereitungspläne der Veranstaltung sprach: "Es gab ja auch Überlegungen, im Olympiastützpunkt Heidelberg zu spielen, aber wenn man schon so einen tollen Handballstandort wie Nußloch hat, dann war die Olympiahalle wirklich die perfekte Lösung." Sein Team, in dem unter anderem Stefan Kretzschmar, Andrej Klimovets, Holger Löhr und Uli Roth aufliefen, bewies, dass Legenden auch noch im fortgeschrittenen Alter mit dem Harzball umgehen können. Schwarzer: "Wir dürfen hier etwas Gutes tun und haben sogar Spaß dabei – gibt es überhaupt etwas Schöneres?"
Es war eine durchaus berechtigte Frage. Schließlich konnten die Veranstalter bereits auf dem Spielfeld große Spendensummen verkünden. Boxerin Pinar Touba, die sich stellvertretend für den Verein bei allen Zuschauern, die in die Halle kamen, bedankte, war nach Abpfiff den Tränen nahe: "Ich muss mich ein bisschen sammeln, ich bin total überwältigt. Das ist der absolute Knaller." Sie strahlte, auch weil sie schon zu diesem Zeitpunkt wusste, dass man die letztjährige Spendensumme – man sammelte beim Charity-Boxen rund 7000 Euro – deutlich übertreffen wird. Auch wenn eine genaue Zahl erst in den kommenden Wochen, wenn alle Einnahmen verrechnet wurden, genannt werden kann, durfte Ideengeber Groetzki vorwegnehmen: "Es wird mehr als das Doppelte als im vergangenen Jahr sein – das ist schon sicher."
Nußlochs Drittliga-Coach Marc Nagel jubelt über seinen Treffer gegen die eigenen Schützlinge F: F&S (2)/ vafDenn nicht nur der Erlös jeder Eintrittskarte, sondern sogar der Kauf jeder Wurst und jedes Getränks war an diesem Abend für den guten Zweck und wird dem Kinderhospiz Sterntaler und der Kinder-Initiative Strahlenburg gespendet. Es gab also mehrere Gründe, den Abend noch im Foyer ausklingen zu lassen. "Die dritte Halbzeit ist ja bekanntlich unsere stärkste", kündigte auch "Blacky" mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Spielfeld an. Die Legenden geben eben in jeder Lebenslage Vollgas – aber vor allem für den guten Zweck.