Unbeschwerte Zeiten: Gute Stimmung herrschte beim 16. Dämmer-Marathon in Mannheim 2019. Foto: vaf
Von Christoph Ziemer
Heidelberg. Christian Herbert ist Geschäftsführer der Agentur M3, die unter anderem den SRH Dämmer Marathon in Mannheim und den GELITA Trail Marathon in Heidelberg veranstaltet. Im RNZ-Interview spricht der promovierte Jurist über die schwierige Situation in der Eventbranche und sagt, weshalb er dennoch optimistisch in die Zukunft blickt.
Christian Herbert, 2020 hat Sie die Absage des SRH Dämmer Marathon kalt erwischt. Dieses Jahr sah das etwas anders aus …
„Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels“, sagt Christian Herbert. Foto: cziWir haben sogar schon im Juli 2020 ein Schreiben der SRH-Holding erhalten, die der Hauptsponsor unseres Dämmer Marathon ist. Dort wurde schon eine mögliche Absage für 2021 angedacht, was für uns zum damaligen Zeitpunkt eher überraschend war. Allerdings ist die SRH im Bildungs- und Gesundheitswesen näher dran als wir. Wir haben das Angebot erhalten, den Sponsorenvertrag für ein Jahr ruhen zu lassen – unter der Prämisse, dass unsere Agentur 2021 finanziell überlebt. Gemeinsam mit der SRH haben wir dann Mitte Dezember die Entscheidung getroffen, dass wir den Lauf in Mannheim absagen. Nun hoffen wir, den Lauf im Mai 2022 austragen zu können – notfalls würden wir 2022 auch auf den Herbst ausweichen.
Wie ist die derzeitige Lage bei den übrigen Veranstaltungen, die sie für 2021 geplant haben? Gibt es während einer Pandemie überhaupt so etwas wie Planungssicherheit?
Große Events wie der SRH Dämmer Marathon mit 10.000 Teilnehmern sind derzeit natürlich völlig unrealistisch. Wir haben daher kleinere Veranstaltungen geplant, die fast alle in der zweiten Jahreshälfte liegen und bei denen sich das Teilnehmerfeld zwischen 300 bis 500 Personen bewegt. Daneben würden wir gerne den NCT-Lauf über die Bühne bringen, im Oktober dann den FRANKLIN Meilenlauf und natürlich den GELITA Trail Marathon in Heidelberg. Auch beim Strahlenburg-Trail sind wir jetzt in die Organisation miteingebunden. Wir haben für Sommer auch den "COME-TOGETHER-CUP" eingeplant. Ein Fußballturnier, das der Verständigung dienen soll und eine wirklich großartige Idee ist. Ich hoffe sehr, dass es stattfinden kann. Echte Planungssicherheit gibt es keine, aber zumindest sind wir im Gegensatz zu 2020 finanziell und organisatorisch darauf eingestellt auf das, was uns erwarten könnte.
Wann wird in der Läuferszene wieder so etwas wie Normalität einkehren? Glauben Sie, dass auch in diesem Jahr ein Großteil der Läufe virtuell stattfinden wird?
Nein. Ich denke, dass sich virtuelle Laufveranstaltungen im wahrsten Sinne des Wortes "totlaufen" werden. Es ist einfach nicht mehr so interessant. Die Leute wollen gemeinsam laufen und die Party-Stimmung an der Strecke und im Ziel genießen. Das funktioniert nur mit klassischen Veranstaltungen. Ich sehe derzeit unheimlich viele Läufer rund um den Neckar, was natürlich auch an den geschlossenen Fitnessstudios liegen könnte. Laufen ist gerade ein Riesenthema. Es macht glücklich und ist perfekt, um sich den Frust in einer doch für viele zermürbenden Zeit von der Seele zu laufen.
Also besteht am Ende doch berechtigter Grund für etwas mehr Optimismus?
Die Stimmung in der gesamten Eventbranche ist grausam. Bei uns sind fast alle Mitarbeiter in Kurzarbeit, der Großteil arbeitet neun Stunden pro Woche. Positiv für uns ist, dass unsere Veranstaltungen verboten sind – und wir aus diesem Grund auch staatliche Hilfen erhalten dürfen. Im Fernsehen hört man oft von Leuten und Firmen, die gar keine Unterstützung erhalten. Wir haben vom Staat immerhin schon Abschläge erhalten, man hilft uns also. Gleiches gilt für die Gastronomie und den Einzelhandel, die auch nicht öffnen dürfen. Alle anderen Unternehmen, die im Gegensatz zu uns nicht verboten sind, aber kein Geschäft mehr haben, sind gekniffen. Wie sollen beispielsweise die Event-Ausrüster über die Runden kommen, die sonst das Equipment für die Veranstaltungen liefern? Ich bleibe aber trotzdem optimistisch: Wer hätte je gedacht, dass so schnell ein wirksamer Impfstoff kommt? Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels.