Kommt ein Ney geflogen: Der Center der Heidelberger steuerte acht Punkte bei. Foto: Pfeifer
Von Michael Wilkening
Heidelberg. Matthias Lautenschläger saß entspannt auf seinem Stuhl und genoss den Augenblick. Allerdings erfreute sich der Manager der MLP Academics Heidelberg nur vor dem Spiel gegen die Nürnberg Falcons an der großen Kulisse in der Halle am Olympiastützpunkt. Seit langer Zeit waren mal wieder alle Sitzplätze verkauft worden und mehr als 1300 Besucher gekommen, um mehrheitlich die Heidelberger im Playoff-Halbfinale zu unterstützen. Das fühlte sich für Lautenschläger wie eine kleine Belohnung an, weil die Stadt die Erfolge der Academics langsam zu honorieren scheint. Die Stimmung war prächtig in der kleinen Halle, aber Lautenschläger hielt es nicht mehr lange auf seinem Sitz. Noch im ersten Viertel sprang der Manager auf, verschwand in den Katakomben und war anschließend während des Matches nicht mehr gesehen.
Lautenschläger ist während der 40 Spielminuten ein überaus emotionaler Begleiter seiner Mannschaft und so ein drittes Halbfinalduell in den Playoffs sorgt nun einmal für jede Menge Adrenalin im Körper der Beteiligten. Lautenschläger kämpfte mit Bewegung gegen die Anspannung an, und er musste sich während der Partie ärgern und durfte sich freuen. Die Zuschauer in der Halle sahen eine Partie, die alles besaß, was ein spannendes Playoff-Match ausmacht. Es gab sehenswerte Aktionen, unnötige Ballverluste, die Führung wechselte mehrmals. "Die Intensität war toll, das war dem Anlass angemessen", sagte Nürnbergs Coach Ralph Junge. Der freute sich auch nach dem Spiel, denn die Falcons siegten am Ende 76:71 (35:39) und liegen jetzt mit 2:1-Siegen in Führung. Schon heute Abend (19.30 Uhr) können die Nürnberger in der eigenen Halle den notwendigen dritten Sieg nachlegen, um ins Finale der Playoffs der 2. Bundesliga einzuziehen.
"Wir haben in Nürnberg in dieser Saison gute Erfahrungen gemacht", sagte Niklas Würzner. Der Spielmacher verwies auf die beiden Siege der Heidelberger an der Noris. Einen Erfolg gab es in der Hauptrunde und den anderen vor knapp einer Woche im zweiten Halbfinale. "Wir werden alles reinlegen, weil wir gesehen haben, dass wir Nürnberg schlagen können", sagte Würzner. Das Eigengewächs war wie seine Mitspieler enttäuscht nach der knappen Niederlage, spürte in sich aber noch die Entschlossenheit, mit der er auf dem Feld zum besten Spieler seiner Mannschaft geworden war.
Mit Würzner und einer guten Spielidee sah es lange so aus, als könnten die Heidelberger das dritte Halbfinale dieser spannenden Serie gegen die Falcons für sich entscheiden. Mit entschlossener und guter Defensivarbeit drehten die Academics nach einer guten Anfangsphase der Nürnberger die Partie, lagen zur Pause knapp (39:35) in Führung, bauten den Vorsprung im dritten Viertel dann aber auf 53:43 (36.) aus und wirkten stabil genug, um die Nürnberger weiterhin zu kontrollieren.
Doch dieser Anschein trog, denn anschließend machten es die Heidelberger ihrem Kontrahenten zu einfach, einen Weg zurück zu finden. Nur wenige Augenblicke später waren die Falcons auf vier Punkte herangekommen und mit dem Ende des dritten Viertels hatten sie sich bereits auf 57:58 herangekämpft. Mit Beginn der letzten zehn Minuten und nach zwei erfolgreichen Drei-Punktwürfen führten die Nürnberger schließlich 63:58 und obwohl den Heidelbergern noch einmal er Ausgleich zum 63:63 gelang (34.), nutzten die Falcons die Schwächen der Academics, um den Auswärtssieg zu sichern.
"Wir dürfen es den Nürnbergern nach unserer Zehn-Punkte-Führung nicht so leicht machen. Da müssen wir cleverer sein", ärgerte sich Würzner, der am Ende 17 Punkte erzielt hatte. Dagegen blieb Jaleen Smith, der Held beim 67:62-Auswärtssieg in Nürnberg, mit fünf Zählern unter seinen Möglichkeiten. Weil nicht alle Leistungsträger der Heidelberger ihre Bestform erreichten, kämpfen sie heute Abend in Nürnberg gegen das Saisonaus.
MLP Academics Heidelberg: Würzner 17/3, Oppland 14, Ely 11, Palm 8, Ney 8, Smith 5/1, Heyden 4, Liyanage 2, Schmitt 2, Schöpe, Aichele.
Nürnberg Falcons: Oehle 20, Kent 18/3, Pongo 12, Wainright 10/2, Haßfurther 5/1, Parker 5, Omuvwie 3/1, Sanders 2, Schröder 1, Gahlert, Maier.
Spielfilm: 7:13 (6.), 18:22 (10.), 26:29 (15.), 39:35 (Hz.), 53:43 (26.), 58:57 (30.), 58:63 (31.), 63:63 (34.), 63:69 (36.), 65:73 (39.), 71:76 (Endstand).
Zuschauer: 1311