Von Nikolas Beck
Heidelberg. Der 7. April 2021 steht fortan in den Heidelberger Basketball-Annalen. Mit 97:82 (46:47) besiegten die MLP Academics am Mittwochabend das Team Ehingen Urspring. In die Geschichtsbücher geht der Erfolg nicht etwa ein, weil es ein besonders deutlicher oder besonders wichtiger war. Sondern weil der Zweitligist erstmals in seiner neuen Heimat, dem SNP Dome, jubeln durfte.
Das Debüt war vor zwei Wochen noch unglücklich verloren gegangen. Und auch gegen Ehingen fremdelten die Hausherren zu Beginn gewaltig mit ihrer modernen Manege. Da nach einem Stotterstart aber Trainer Branislav Ignjatovic ein personelles Experiment beendete und Eigengewächs Niklas Würzner zur Hochform auflief, gelang am Ende doch noch der 20. Saisonsieg im 27. Spiel – ein Vereinsrekord.
"Natürlich sind das Dinge, die ich erreichen wollte", freute sich der Coach über die Bestmarke und den ersten Heimsieg im Neubau. Viel wichtiger sei ihm aber mit Blick auf die anstehenden Aufgaben in den Playoffs, wie souverän seine Schützlinge sich in die Partie zurückgekämpft hatten.
Doch der Reihe nach: Rang eins ist seit der Last-Minute-Niederlage am Montagabend in Jena nicht mehr erreichbar, ein Platz unter den besten Vier in den Gruppenspielen um den Aufstieg aber bereits gesichert ist. Dem Duell gegen Schlusslicht Ehingen sowie dem Finale am Samstag in Bremerhaven musste also nicht mehr die ganz große Bedeutung zugemessen werden. Feintuning war angesagt. Und Kräfte schonen.
Ignjatovic hatte daher angekündigt, ein wenig durchzuwechseln. Würzner, Kapitän Phillipp Heyden sowie Jordan Geist und Shy Ely, die beiden Topscorer der Heidelberger, suchte man beim ersten Sprungball des Abends vergeblich auf dem Parkett. Doch die neue Anfangsformation erwischte einen ganz schwachen Start.
Es waren noch keine drei Minuten gespielt, da stand schon ein 1:11-Rückstand auf der Anzeigetafel. Bei den Gastgebern wollte wie schon zwei Tage zuvor in Jena nicht viel durch die Reuse fallen. Ehingen hingegen spielte offensiv wie aus einem Guss, verwandelte sieben der ersten acht Dreipunkte-Versuche, führte kurz vor Ende des ersten Viertels mit 33:9 (9.).
Was folgte, lässt sich entweder mit dem großen Selbstvertrauen erklären, das sich die Academics mit ihrer herausragenden Saison erarbeitet haben und dank dessen sie so schnell nicht die Ruhe verlieren. Oder einfach damit, dass es im Basketball immer wieder ganz schnell gehen kann.
Wie auch immer: Die nächsten 16 Punkte erzielte das Ignjatovic-Ensemble. Ely, Geist, Würzner und Heyden, um genau zu sein. Also eben jene Akteure, die zu Beginn geschont wurden. Weil anschließend auch die anderen Heidelberger besser ins Spiel fanden, ging es mit einem knappen 46:47 in die Halbzeitpause. "Natürlich wollten wir nicht mit einem 20-Punkte-Rückstand starten", sagte Ignjatovic, "aber danach ist eigentlich alles nach Plan gelaufen."
Denn in der zweiten Hälfte konnte auch die zweite Garde Selbstvertrauen tanken. Angetrieben von Würzner, der mit 15 Zählern, fünf Vorlagen und 21 Effektivitätspunkten glänzte, übernahmen die Academics die Führung, bauten diese Schritt für Schritt aus – und mit der Schlusssirene verwandelte Risto Vasiljevic einen "Sonntagswurf" von der Mittellinie.
Es war das perfekte Ende eines historischen Heimsiegs.
Heidelberg: Würzner 15 (2 Dreier), Geist 15 (2), Nelson 14 (1), Ely 11 (2), Trtovac 10, Willett 7, Heyden 6, McGaughey 6, Kuppe 6 (2), Loh 4, Vasiljevic 3 (1), Geier.
Ehingen: Hankerson 26 (6), Oshita 20 (5), Pagenkopf 11 (5), Strangmeyer 8 (1), Jonah 7, Helterhoff 6 (1), Groh 4, Diederich, Aunitz.
Stenogramm: 1:11 (3.); 7:22 (6.), 9:33 (9.), 22:33 (1. Viertel), 35:41 (16.), 46:47 (Halbzeit), 56:57 (26.), 69:69 (3. Viertel), 82:74 (36.), 97:82 (Endstand).