Niklas Ney war da, als er besonders dringend gebraucht wurde: Der 23-jährige Center wuchs in Ehingen über sich hinaus. Archivfoto: vaf
Von Michael Wilkening
Heidelberg. Phillipp Heyden versuchte alles. Der Center der MLP Academics Heidelberg war fest entschlossen, doch letztlich wurde er vom Arzt und dem gesunden Menschenverstand ausgebremst. Der Kapitän der Academics plagte sich am Dienstag mit einem Magen-Darm-Infekt herum, und erst der Hinweis der großen Ansteckungsgefahr überzeugte den Hünen schließlich, auf einen Einsatz für sein Team zu verzichten.
Doch auch ohne den Kapitän gewannen die Heidelberger in Ehingen und stehen nach dem zweiten Erfolg im Playoff-Viertelfinale kurz vor dem Einzug ins Halbfinale. Der letzte Schritt soll am Freitag gemacht werden, im besten Fall mit Heyden.
"Ich bin jetzt einfach mal zuversichtlich, dass es für Freitag reicht", sagte Branislav Ignjatovic. Der Headcoach der Academics glaubt daran, dass Heydens Magenverstimmung schnell abklingt. Schließlich war sie ebenso schnell gekommen: Erst in der Nacht vor dem Spiel tauchten die Probleme auf, vermutlich fing sich der Center einen Infekt bei seinen Kindern ein.
"Phillipp wollte trotzdem mitfahren und es probieren, aber die Angst, dass er andere anstecken könnte, war zu groß", erklärte der Serbe. Der Ausfall des Führungsspielers wiegt schwer genug, aber ein um sich greifender Magen-Darm-Infekt wäre für die Heidelberger in den Playoffs ein GAU. Mehrere angeschlagene Akteure könnte der Kader wohl nicht kompensieren.
Heydens Fehlen fiel überraschenderweise am Dienstag in Ehingen kaum ins Gewicht. Auch ohne den Kapitän zeigten die Academics eine bravouröse Leistung und gewannen die Partie sehr souverän. Anstelle von Heyden wuchs Centerkollege Niklas Ney über sich hinaus und zeigte seine beste Offensivleistung im Trikot der Heidelberger.
"Niklas hat schon viele gute Partien für uns absolviert, deshalb hat mich das nicht überrascht", zollte Ignjatovic dem Nachwuchsspieler Lob: "Er trainiert ja jeden Tag mit Phillipp, ist ein fleißiger Junge und lernt viel dazu."
Sehr abgeklärt agierten die Academics insgesamt, nicht nur Ney, sodass die Mannschaft morgen die Chance hat, für den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte zu sorgen. Noch nie schafften es die Heidelberger ins Halbfinale der Playoffs.
Nach zwei Siegen benötigen sie jetzt nur noch einen Erfolg, um in der Best-of-five-Serie den letzten Schritt zu gehen. Weil der aber oft der schwerste ist, warnt Ignjatovic davor, schon Gedanken an die nächste Runde zu verschwenden. "Wer jetzt meint, dass wir schon durch sind, wird eine böse Überraschung erleben", sagte der Serbe.
Weiterhin verlangt er von seinen Spielern die maximale Konzentration, um den gefährlichen Gegner Ehingen Urspring nicht zurück in die Serie zu lassen. Bislang gelang es den Academics perfekt, dem jungen und schnellen Team die eigenen Stärken zu rauben, auch wenn die Ehinger innerhalb der Partien in kurzen Phasen immer wieder ihre Qualitäten andeuteten.
"Es wird weiterhin darum gehen, dass wir unser Tempo spielen und unsere Erfahrung auf die Platte bringen", forderte Ignjatovic. Der Trainer hofft darauf, dass Phillipp Heyden wieder einsatzbereit ist, auch wenn es in Ehingen ohne den Kapitän vorzüglich funktioniert hatte.
2. Bundesliga, Playoff-Viertelfinale, Spiel 3, Freitag, 19.30 Uhr: MLP Academics Heidelberg - Ehingen Urspring.