Von Rainer Kundel
Mannheim. Die Mitarbeiter der Medienabteilung der Düsseldorfer EG formulierten es noch in der Mixed Zone der SAP Arena für ihre Klub-Homepage salopp, der Tenor lautete: "In Mannheim kann man mal verlieren." Es ist aber typisch für beide Amtszeiten von Harold Kreis beim achtfachen (Alt-) Meister aus dem Rheinland, dass die Mannschaft nach einem guten Saisonstart spätestens Mitte November ins graue Mittelfeld zurückfällt. Dass die DEG, vor Sonntag mit 52 Gegentoren die beste Defensive nach Tabellenführer München, beim "Finale Furioso" am Sonntag mit vier Einschüssen in den letzten acht Minuten einbrach, war aufgrund des besseren Kräftehaushalts und dem Ausnutzen der kompletten Kaderbreite bei den Adlern irgendwie absehbar. Kreis formulierte das Ganze auf der Pressekonferenz als "eine frustrierende Niederlage".
Für den Umschwung sorgte diesmal die Wohngemeinschaft Hungerecker/Stützle. Phil Hungerecker (25) ist bei seinem ersten Saisontor und nach Wochen des Zauderns und des Schusspechs "eine riesige Last von den Schultern gefallen". Der acht Jahre jüngere Tim Stützle traf kaltblütig in Überzahl zum 2:3. Hungerecker profitierte bei seinem Treffer vom unwiderstehlichen Nachsetzen seiner Sturmkollegen Goc und Järvinen. Wer für wen jetzt etwas kocht, ist nicht überliefert. Stützle verriet in der Sendung "Powerplay persönlich" des Rhein-Neckar-Fernsehens jedoch vor wenigen Tagen, dass im Zweifel der Niedersachse Hungerecker für ihn etwas Essbares auftischt: "Meistens gehen wir aber ins Restaurant."
Der stellvertretende Kapitän Ben Smith war von der Schlussphase noch ganz elektrisiert: "Wir haben viel Herz und Leidenschaft ins Spiel gebracht. Selbst, als nur noch 15 Minuten zu spielen waren und wir mit 1:3 hinten lagen, haben wir zusammengehalten und nicht unser System verlassen. Das sind Siege, von denen du noch lange profitieren kannst." Smith folgte der Aufforderung seines Trainers in der Pause vor dem letzten Drittel: "Nicht zu kompliziert spielen, mehr Scheiben aufs Tor bringen."
Pavel Gross sprach aber auch vom "nicht zu hoch fliegen und nicht zu tief fallen". Soll heißen: Bei Siegen auf dem Boden bleiben, bei Niederlagen nicht alles negativ sehen. So verzieh der Trainer ein wenig hilfreiches Foul seines Kapitäns Marcel Goc, das den Sturmlauf unterbrach und in der 45. Minute zum 1:3 führte. "Er weiß natürlich, dass dies nicht passieren darf, aber ich hänge das nicht so hoch." Fehler würden bei der Rasanz des Spiels passieren, war der Trainer auch ob des Fehlpasses von Markus Eisenschmid in der Vorwärtsbewegung vor dem 1:2 nachsichtig. Worauf Gross großen Wert legte, war ein Lob für die großartige Unterstützung von außen: "Ein Tor geht heute auf das Konto der Zuschauer."
Unterdessen meldete das Online-Portal Sportbuzzer am späten Sonntagabend, dass die Wolfsburg Grizzlys die Rückkehr von Torhüter Felix Brückmann (29) zum 1. Juli 2020 nach Mannheim bekannt gegeben haben. Damit würden die Adler ihre Strategie, eine Importlizenz an einen Torhüter zu vergeben wie derzeit an den Schweden Johan Gustafsson nach nur einer Saison wieder aufgeben. Es darf davon ausgegangen werden, dass nun auch die Mannheimer die Personalie kurzfristig bestätigen. Bereits im Vorjahr war der Klub von seiner langjährigen Versteckspiel-Strategie abgewichen und hatte frühzeitig den Wechsel von Björn Krupp und in diesem September bereits die Verpflichtung des Straubingers Stefan Loibl für kommende Saison bekannt gegeben.