Adler Mannheim

Zwei Adler unter NHL-Beobachtung

Scouts der nordamerikanischen Profiliga NHL haben in den Playoffs auch zwei Adler im Visier

28.03.2019 UPDATE: 29.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Hat das Thema NHL noch nicht abgehakt: Adler-Stürmer Markus Eisenschmid. Foto: vaf

Von Rainer Kundel

Mannheim. Dass seit Oktober die Medientribüne der SAP Arena bei Spielen der Adler Mannheim besser besucht ist, liegt nicht daran, dass weitere Print-, Ton oder Bildmedien in der Quadratestadt aus dem Boden geschossen sind. Die Plätze werden von Talentspähern, sogenannten Scouts, eingenommen, die sich die Deutsche Eishockey Liga (DEL) insbesondere bei Adler-Spielen als Reiseziel auserkoren haben.

Zu erkennen sind die überwiegend Kaugummi kauenden Herren, Dresscode Business Casual, in der Regel an einem Dreitage-Bart, einem Becher schwarzem Kaffee in der Hand, vor ihnen ein Miniatur-Notizblock und ein Tablet oder Smartphone. Und daran, dass sie auch in Zonen umherlaufen, für die sie laut Zutrittsausweis keine Berechtigung haben.

Die National Hockey League (NHL) kommt schon lange nicht mehr mit Nachwuchskräften aus Nordamerika aus. Vor allem die jährliche Draft-Ziehung spült immer mehr Europäer in die "Lotterie". Waren bis in die Neunzigerjahre Spieler wie Marco Sturm und Jochen Hecht die absolute Ausnahme bei der auf Schweden, Finnland und Tschechien konzentrierten NHL, so haben die Generation von Leon Draisaitl und Dominik Kahun (beide Jahrgang 1995) und das Olympia-Silber der deutschen Nationalmannschaft vor einem Jahr das Interesse auf die DEL und die Deutsche Nachwuchsliga (DNL) gelenkt.

1995 lernten wir Anders Hedberg kennen. Der heute 68 Jahre alte Schwede beobachtete nur bei Turnieren wie der U18-WM als Europa-Scout der Toronto Maple Leafs talentiertes Personal, damals insbesondere Jochen Hecht. Inzwischen hat sich der Berufsstand deutlich erweitert. Die Mannheimer selbst haben - für europäische Verhältnisse erstklassig aufgestellt - dauerhaft vier Späher unter der Leitung von Bill Stewart im Einsatz. Aus ihrem aktuellen Kader lenken vor allem Moritz Seider (17) und Markus Eisenschmid (24) große Aufmerksamkeit auf sich. Auch am Seilersee in Iserlohn soll Lean Bergmann, ab 1. Juli ein Adler, beobachtet worden sein. Am 51. Hauptrundenspieltag waren gleich neun Scouts, meist ehemalige Spieler und Trainer, beim Mannheimer Auftritt im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion, weshalb TV-Kommentator Andi Renz keinen Sitzplatz mehr erhielt. Die meisten sind anonym unterwegs und nur dem sie akkreditierenden Klub namentlich bekannt. Wenn sich allerdings Größen wie Steve Yzerman (1710 NHL-Spiele, Berater der Tampa Bay Lightning) und Don Sweeney (1223, General Manager Boston Bruins) das Viertelfinale Mannheim gegen Nürnberg ansehen, erzeugt das Aufmerksamkeit.

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"Ich habe das erst im Nachhinein erfahren", beteuerte Adler-Stürmer Markus Eisenschmid nach dem Yzerman-Besuch. Bei seiner Verpflichtung hatte Eisenschmid erklärt, dass er seinen Traum von der NHL noch nicht beendet habe. Der Allgäuer blieb zuvor trotz drei Spielzeiten bei der Zweitliga-Farm der Montreal Canadiens ohne NHL-Einsatz. Der ab 6. April volljährige Moritz Seider steht dagegen als potenzieller Top-10-Kandidat im Erstrundendraft am 21. Juni in Vancouver gleich bei mehreren Organisationen auf dem Zettel. Bisher steht die klare Aussage des Ausnahmetalents, erst nach dem Schulabschluss 2020 das Abenteuer NHL angehen zu wollen. Laut Scouting-Experte Thomas Roost werden Seider und der schon bei den Vancouver Giants aktive ehemalige Jungadler Yannik Valenti wohl vor dem ersten Schweizer gezogen, was den Eidgenossen eine Warnmeldung wert war.

So werden am Wochenende die anonymen Herren mit schwarzen Jacken mit Ungeduld auf die letzten Entscheidungen im Viertelfinale schauen, um ihre Reisepläne für kommende Woche festzuzurren. Die Adler starten dann am Dienstag (19.30 Uhr) mit einem Heimspiel ins Halbfinale. Ihr Gegner steht am heutigen Freitagabend nur fest, falls sowohl der EHC München in Berlin als auch die Augsburger Panther in Düsseldorf gewinnen und der ERC Ingolstadt die Kölner Haie in den Urlaub schickt: Dann käme der Gegner aus Ingolstadt.

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