Im Liegerad ging’s auf den Weißen Stein
Das Bergrennen in Dossenheim musste jedoch wegen eines Unwetters abgebrochen werden

23 Kilogramm wiegt das Velomobil, das Tischler Ingmar Segebarth aus Spanplatten konstruierte und mit dem er gestern Abend den Weißen Stein hinauf wollte. Foto: Katzenberger-Ruf
Dossenheim. (kaz) Ingmar Segebarth, Tischler aus Erfurt, wollte eigentlich Bootsbauer werden. Nun hat er sein viertes Velomobil aus dünnen Spanplatten konstruiert. Das Gefährt in Leichtbauweise wiegt knapp 23 Kilogramm. Beim Einzelstart zur "Liegerad-WM" in Dossenheim nimmt der 51-Jährige gleich auf den ersten Metern bergauf so richtig Fahrt auf. "Das hält der nicht lange durch", so die Prognose eines Zuschauer.
Wir wissen nicht, ob Segebarth das Tempo halten konnte. Fest steht jedenfalls, dass nicht alle der 150 gemeldeten Teilnehmer in die Pedale treten konnten. Denn kurze Zeit nach dem ersten Start gingen Regenschauer nieder, später kamen heftiges Donnergrollen und Sturm dazu. Das führte dazu, dass das Bergrennen abgebrochen werden musste. Etwa 20 Liegendradfahrer konnten nicht mehr an den Start gehen und waren somit vergebens angereist. Offen blieb bis Redaktionsschluss, wie das Rennen für die Liegendrad-WM gewertet werden soll, die am Wochenende im Zusammenhang mit dem großen "Monnem Bike"-Festival in Mannheim über die Bühne geht.
Die ersten Starter machten sich sozusagen noch trockenen Fußes auf den Weg. Vor ihnen lag eine Strecke über 5,4 Kilometer und 340 Höhenmeter. "Ich hoffe, ich mache alle richtig", lautete der Wunsch von Helmut Voirin aus Mainz. Der 61-Jährige, Ingenieur für die Automobilindustrie, hat noch nie an einem Liegerad-Wettkampf teilgenommen und nun ist es gleich die Weltmeisterschaft - aber für die musste man sich ja auch nicht qualifizieren, sondern konnte sich bewerben.
Außer Konkurrenz fährt Petra von Fintel aus Visselhövede in der Lüneburger Heide mit. Sie ist 48 Jahre alt, Tierwirtin von Beruf und Weltmeisterin im 24-Stunden-Rennen auf dem Lausitz-Ring, bei dem bis zu 1000 Kilometer am Stück zurückgelegt werden. Wie schafft man das? Das kann sie auch nicht genau erklären. Es sei aber "reine Kopfsache", sagt sie und verrät, an was sie alles denkt, wenn sie in die Pedale tritt.
Ihr Partner Hartwig Müller, ein Industrieelektroniker, steht auf der offiziellen Teilnehmerliste und hat im Zwölf-Stunden-Rennen ebenfalls schon Weltmeisterliches geschafft. Mehrere WM-Teilnehmer berichten, dass sie mit ihrem Liegerad auch zur Arbeit fahren. So wie Stefan König aus Limburger Hof, der an Werkstagen nach Neustadt an der Weinstraße und zurück radelt und am Wochenende gern mal Strecken bis zu 400 Kilometer in Angriff nimmt. Er entdeckte das Liegerad 1997 im Alter von 27 Jahren für sich und erwarb das erste Exemplar bei einem Fachhändler in Lauda im Odenwald.