"Tour de Karl" mit rund 600 Schülern
Im Gedenken an Erstfahrt von Karl Drais: "Endlich gehört die Straße uns"

Fast 500 Kinder machten sich auf die Spuren von Karl Drais. Foto: vaf
Von Volker Endres
Mannheim. "Karl Drais würde das Herz aufgehen", ist sich Peter Rossteutscher von der Initiative "Monnem Bike" sicher, ehe er die jungen Radler aus dem Ehrenhof des Schlosses auf die knapp sieben Kilometer lange Strecke in Richtung Rheinau schickt. Am 12. Juni 1817 unternahm Drais die erste Ausfahrt mit seiner "Draisine" vom Schloss zum damaligen Relaishaus in Schwetzingen.
Fast auf den Tag genau 200 Jahre später begaben sich nun rund 550 Schüler bei der "Tour de Karl" auf die Spuren des Erfinders. "Das ist fast komplett der historische Weg. Wir sind hier im Ehrenhof nur einen Steinwurf von Drais‘ damaligem Wohnhaus im Quadrat M 1, 8 entfernt, und er wird sicher ebenfalls über die Bismarckstraße gefahren sein."
Jungen und Mädchen aus neun Mannheimer Schulen von der vierten bis zur sechsten Klassenstufe hatten jeweils Gruppen zur historischen Radfahrt abgestellt. Das ergab ein Startbild fast wie bei einer Tour de France - nur mit wesentlich mehr Teilnehmern.
Selbstverständlich hatten es die jungen Radler weit einfacher als der Erfinder auf seiner hölzernen Laufmaschine. Ursprünglich hatte dieser mit einem vierrädrigen, pferdelosen Fuhrwerk experimentiert, das über eine Kurbelwelle und eine Tretmühle angetrieben werden sollte. 1817 kam er auf die geniale Idee, zwei Räder hintereinander anzuordnen, Sattel in der Mitte und Lenker vorne - fertig war das Veloziped oder auch die "Laufmaschine", wie er die Urform des Fahrrades nannte. Um seine Erfindung bekannt zu machen, veranstaltete Drais öffentliche Fahrten und erregte damit viel Aufmerksamkeit. So wie am 12. Juni - dem Zündfunken für die moderne, individuelle Mobilität.
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Die Aufmerksamkeit war auch den Kindern sicher. So achtete die Polizei auf eine freie Strecke, die Helfer des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und von der Stadtverwaltung radelten als Sicherheitsposten mit und hielten so das rund 600-köpfige Team zusammen. Zu "Ausreißversuchen", wie bei Radrenntouren ansonsten üblich, kam es nicht. Dafür hatte auch Michael Fröhlich vom ADFC in der Vorbesprechung mit den Lehrkräften gesorgt.
Das Tempo war den Viertklässlern, die die Spitze der Fahrradgedenktour bildeten, allerdings herzlich egal. Viel wichtiger war etwas Anderes: "Endlich gehört die Straße mal uns", fasste eines der Kinder strahlend seine Gemütslage zusammen. So gesichert konnte wirklich nichts passieren und bei der "Zieleinfahrt" kurz hinter dem Drais-Denkmal auf dem Rheinauer Karlsplatz zog Rossteutscher zufrieden Bilanz: "Es hat alles reibungslos geklappt."