Bühnenbildner Michael Haufe

Bei Udo Lindenberg glänzt eine Glocke aus Waibstadt

Der Epfenbacher Bühnenbildner Michael Haufe hat für die neue Show "Udopium" des Musikers etwas Großes gebaut.

22.06.2022 UPDATE: 23.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Diese Glocke kann fliegen: Michael Haufe hat die Ummantelung des Hightech-Innenlebens gebaut. Bei Udo Lindenbergs neuer Show „Udopium“ ist sie mit zwei Personen „besetzt“. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Epfenbach/Waibstadt. Ein Song von Udo Lindenberg wird mit einer Glocke aus der Kunstschmiede des Epfenbachers Michael Haufe eingeläutet: "Udopium" heißt die neue Tour, mit der Lindenberg in diesem Jahr unterwegs ist. Auch in der SAP-Arena in Mannheim wird er auftreten. Eine spektakuläre Show ist wohl zu erwarten, für originelle Effekte ist der Künstler ja bekannt. Am Bühnenbild der Shows von Lindenberg arbeitet der Epfenbacher Künstler Michael Haufe seit vielen Jahren mit. Er hat für den Musiker seit den 1990er-Jahren schon mehrfach gearbeitet und nun auch für die neue Tour ein ganz besonderes Motiv angefertigt: eine überdimensional große Glocke. Haufe hat sie in seiner Waibstadter Werkstatt, in der er seit 14 Jahren große Werke für Bühnenbilder baut, innerhalb von acht Wochen – von der Planung und Formgebung bis zum Schnitzen, Kleben und Bemalen – hergestellt.

Die Premiere hat bereits am 24. Mai in Schwerin stattgefunden, nun tourt der Musiker quer durch die Republik. Mit im Gepäck: die Glocke aus Waibstadt. Der Transport des Bauteils ist nicht ganz einfach, sagt Haufe. Denn das untere Segment der Glocke wiegt allein schon 220 Kilogramm. Und auch wenn das gesamte Bühnenbild am Ende in der Show ein gigantischer Blickfang ist – die Herstellung der Glocke war aufwendig. Bei einer Firma im nordrhein-westfälischen Werne wurden vor der Premiere alle Requisiten und auch der Bühnenaufbau vormontiert. Haufe war auch dabei und bemalte den kompletten Bühnenboden. Auch seine Glocke wurde dort das erste Mal aufgebaut und auf "Flugtauglichkeit" getestet.

Denn ihr antik anmutender Anstrich täuscht: Sie birgt ein Hightech-Innenleben. Der größte Teil jedoch besteht aus Styropor. Im Innenteil befindet sich ein Aluminiumwagen, denn die Glocke kann fliegen und ist bei der Show mit zwei Personen besetzt. "Entsprechend streng sind daher auch die Sicherheitsbestimmungen", erklärt Haufe. Alle sicherheitsrelevanten Bauteile der Glocke wurden von einem Experten der Sicherheitstechnik angefertigt. "Da durfte ich kein Schräubchen reindrehen", unterstreicht Haufe und zeigt auf die Pläne, die die aufwendige Statik der Tüv-geprüften Glocke skizzieren.

Der Bildhauer und Bühnenbildner war für die Ummantelung des Aluminiumwagens verantwortlich. Eine Woche lang war er allein mit Spachteln und Schleifen beschäftigt. Damit die Glocke in einem historisch anmutenden Charakter daherkommt, hat er die Oberfläche uneben strukturiert, um eine Art Bronze-Effekt entstehen zu lassen. Das gute Stück wurde dann von einer Spedition abgeholt. Ein Lkw mit Hubrampe lud es auf.

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In der Heidelberger Rock’n’Roll Szene ist Haufe seit den 1990er-Jahren bekannt, kooperiert mit dem Lichtdesigner Günter Jäckle und der Designerin Friederike Krauch, die für Superstars wie Marius Müller-Westernhagen, Herbert Grönemeyer oder Peter Maffay arbeiten. Bevor sich Haufe Anfang der 1990er selbstständig machte, war er sechs Jahre lang Werkstattleiter und Chefmaler des Heidelberger Theaters. In seiner Waibstadter Werkstatt hat der heute 66-Jährige unter anderem auch ein Modell des Brandenburger Tors für eine der Shows von Mario Barth gebaut. In seinem Epfenbacher Atelier sind solch großdimensionierte Bauteile nämlich nicht machbar.

Die Glocke für Udo Lindenberg ist seit Beginn der Pandemie erst der zweite richtige Auftrag, den Haufe nun mit ganzem Elan vollendet hat. Er ist einer der vielen Künstler, die die Corona-Zeit schwer gebeutelt hat.

Info: Die Show "Udopium" geht unter anderem am 9. und 10. Juli in der SAP-Arena Mannheim über die Bühne.

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