Strukturreform "Pastoral 2030"

"Dieser Prozess ist auch eine Chance"

Die RNZ sprach mit Dekan Thomas Hafner über die Veränderungen, die "Pastoral 2030" für den Kraichgau haben wird

22.02.2019 UPDATE: 23.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden

Dekan Thomas Hafner hält die im Rahmen von "Pastoral 2030" anstehenden Veränderungen für notwendig. Er will die Gläubigen bei der konkreten Ausgestaltung der Pläne einbeziehen. Foto: Christian Beck

Von Christian Beck

Kraichgau. Der Prozess "Pastoral 2030" soll 224 Seelsorgeeinheiten des Erzbistums Freiburg in voraussichtlich 40 Pfarreien zusammenfassen. Auch im Kraichgau wird sich einiges verändern. Doch wie genau sehen die Entwicklungen aus? Inwieweit stehen sie schon fest? Und wer entscheidet darüber? Die RNZ fragte bei Dekan Thomas Hafner nach.

Herr Hafner, wie war Ihre Reaktion, als Sie von den anstehenden Veränderungen erfahren haben?

Ich war im ersten Moment erschrocken. Dass eine gewisse Veränderung kommt, hatte sich schon angedeutet. Die Radikalität hat mich aber überrascht. Nachdem ich darüber nachgedacht habe, halte ich diesen Prozess aber für notwendig.

Weshalb?

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Es kann so nicht weitergehen. Die Zahl der Priester und der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nimmt ab, die Zahl der Gläubigen und die Einkünfte der Kirche ebenfalls. Deshalb musste eine Lösung her, die langfristig trägt. Und nun müssen wir das Beste daraus machen.

Wie meinen Sie das?

Vieles ist noch nicht entschieden. Diese Unsicherheit mag manche beunruhigen. Aber ich sehe das auch als Chance. Die Gläubigen können über den Pfarrgemeinderat und den Dekanatsrat selbst mitbestimmen, wie die Kirche vor Ort künftig aussehen und funktionieren wird. Da wird es einen Dialog geben.

Das klingt positiv. Aber läuft es nicht darauf hinaus, dass künftig weniger Hauptamtliche für die Gläubigen da sind?

Dieses Problem haben wir bereits jetzt.

Und wie soll es gelöst werden?

Es wird künftig pastorale Zentren geben, in Städten wie auf dem Land. Meiner Meinung nach müssen diese pastoralen Zentren ergänzt werden durch pastorale Knotenpunkte. Das ist wichtig, denn auf dem Land gibt es andere Bedürfnisse. In diesen Zentren und Knotenpunkten soll all das angeboten werden, was Gläubige brauchen. Und von dort aus sollen Hauptamtliche in die Fläche fahren. Wenn nur einer in der neuen großen Pfarrei leitet, zusammen mit einem Team, können sich andere Priester und Hauptamtliche mehr um die Seelsorge kümmern.

Bisher gab es in den Gemeinden einer Seelsorgeeinheit meist einen festen Ansprechpartner. Wie wird dies in Zukunft sein?

Diese Zuständigkeit soll sich noch verstärken. Das wird dann aber nicht zwangsläufig ein Pfarrer sein, auch Pastoral- oder Gemeindereferenten werden künftig Gemeinden in einer Pfarrei leiten können. Es gibt auch die Überlegung, den Gemeindeteams mehr Leitungsverantwortung zu übertragen. Leitung wird auf jeden Fall vielfältiger werden.

So mancher Pastoral- oder Gemeindereferent in anderen Diözesen leitet eine Pfarrgemeinde, weil es sonst niemand machen würde, und erhält dafür keine Mehrvergütung.

Das mag so sein. Manche Hauptamtliche möchten keine Leitungsfunktion. Ich denke aber, dass es auch Pastoral- oder Gemeindereferenten gibt, die darauf gewartet haben.

Was steht für das Dekanat Kraichgau in Bezug auf "Pastoral 2030" bislang fest?

Alles ist noch sehr offen. Wir starten nun in die Planung, die in zwei Jahren abgeschlossen sein soll. Noch ist unklar, welche Gemeinden zu welchen Pfarreien zusammengefasst werden. Auch die künftige Rolle des Dekanats steht noch nicht fest.

Einige Gläubige befürchten vermutlich, dass in kleinen Gemeinden künftig nur noch selten Gottesdienst gefeiert wird.

Hier wird sich einiges ändern. Das hat aber mit der Personalsituation zu tun. Weniger Priester heißt auch weniger Eucharistiefeiern. Aber hier kann sich die Gemeinde auch selbst einbringen.

Wie könnte das aussehen?

Eine Gemeinde kann auch durch Wort-Gottes-Feiern mit Leben erfüllt werden - oder mit anderen Gottesdienstformen ohne Priester. Auch die Gottesdienste könnten vielfältiger werden. Hier werden wir in Zukunft noch mehr Schulungen anbieten müssen, um Ehrenamtliche zu fördern.

Einige Gläubige legen aber Wert auf die Eucharistiefeier. Und manche möchten dazu nicht extra in den Nachbarort fahren.

Natürlich. Es ist gut, das Gläubige Wert auf die Eucharistiefeier legen. Und dieser Wert sollte Grund genug sein, sich auf den Weg in eine Nachbargemeinde zu machen, wenn in der Kirche am Ort kein Gottesdienst ist. Diesbezüglich wünsche ich mir mehr Mobilität und Offenheit. Wer Musik macht oder Sport treibt, fährt oft auch einige Kilometer mit dem Auto.

Wie sieht es mit dem Erhalt der kirchlichen Gebäude aus?

Wir werden uns aus Kostengründen von Gebäuden trennen müssen. Ich halte es für sinnvoll, dass man über ökumenisch genutzte Gemeindehäuser nachdenkt.

Und wie steht es um die Kirchen?

Kirchengebäude sollen erhalten bleiben. Es kann aber sein, dass wir uns auch hier von dem einen oder anderen Gebäude trennen müssen. Wenn kaum mehr jemand in eine Kirche geht und dort kaum mehr Gottesdienste gefeiert werden, wird diese Kirche fraglich.

Wäre auch hier eine ökumenische Lösung denkbar?

Das kann ich mir vorstellen.

Info: Alle Artikel zum Thema "Pastoral 2030" finden sie unter www.rnz.de/pastoral2030

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