Priestermangel ist in der Region längst Realität
Das spüren auch die Katholiken in Weinheim und Hirschberg - Doch: "Vor Ort bewegt sich was"

Hier entfaltet der Katholizismus noch alte Pracht: die Weinheimer St.-Laurentius-Kirche. F.: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Es ist ein unheilvoller Dreiklang - und er tönt seit Jahren durch die katholische Kirche: "Die Zahl der Katholiken geht zurück, die Zahl der Priester und Hauptamtlichen geht zurück, die finanziellen Mittel gehen zurück", fasst es Pfarrer Gerhard Schrimpf, Leiter der Seelsorgeeinheit Weinheim-Hirschberg, zusammen. Auch seine Gemeinde ist betroffen von den Veränderungen, die der Freiburger Erzbischof Stephan Burger Mitte des Monats unter dem Schlagwort "Pastoral 2030" eingeläutet hat.
Angedacht ist, die bislang 224 Seelsorgeeinheiten im Bistum Freiburg in circa 40 Großgemeinden umzuwandeln. Damit verbunden sind strukturelle Veränderungen. Bereits heute umfasst die Seelsorgeeinheit Weinheim-Hirschberg ein großes Gebiet. Sie reicht von Leutershausen im Süden bis in den Norden der Zweiburgenstadt. Die Leitung hat Pfarrer Schrimpf inne, ein gemeinsamer Pfarrgemeinderat entscheidet über die Verteilung der Ressourcen.
Die Schwerpunkte innerhalb der fünf früheren Pfarreien sind jedoch bis heute verschieden. Das betrifft nicht zuletzt das ehrenamtliche Engagement. In der Weinheimer Kernstadt packen die Katholiken seit zwei Jahrzehnten beim "Mittagstisch" an, der christlichen Solidaritätsaktion für Arme. In Leutershausen kümmern sich Ehrenamtliche um den Wallfahrtsort der "Schwarzen Madonna". Allerorten gehören Krankenbesuche, Chorprojekte und zum Teil ökumenische Sternsingeraktionen zur Gemeindearbeit dazu.
So ließ man den fünf alten Pfarreien bereits im Zuge der letzten Strukturreform viele Mitsprache- und Vorschlagsrechte, berichten Pfarrgemeinderäte im RNZ-Gespräch. Doch nun stehen schon die nächsten Änderungen ins Haus. "In Zeiten, in denen alles auf Wachstum ausgelegt ist, muss die Kirche vormachen, mit weniger Ressourcen umzugehen", meint ein Pfarrgemeinderat. Doch was bedeuten die Strukturveränderungen vor Ort? In Bezug auf das Ehrenamt seien sie womöglich gar nicht so entscheidend, sind sich die Aktiven einig. "Hier bei uns an der Basis bewegt sich was, die Leute nehmen die Dinge vor Ort in die Hand", so ein Ehrenamtlicher aus Großsachsen. Auch die dortige Pastoralreferentin leiste gute Arbeit.
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Das täten die Pfarrer natürlich auch, ist man sich an der Basis einig: "Ihnen ist nichts vorzuwerfen. Sie informieren sich über das Geschehen vor Ort. Wenn es möglich ist, bleiben sie nach den Messen noch eine Weile, um sich zu unterhalten. Doch ihre Terminkalender sind rappelvoll."
"Vor etwa 20 Jahren hatten wir in jedem Teilbereich der heutigen Seelsorgeeinheit noch einen Pfarrer", so ein Ehrenamtlicher aus der Weststadt. Heute sind nur noch zwei Pfarrer und ein Priester im Ruhestand übrig: Gemeindeleiter Schrimpf, Pfarrer Stephan Sailer sowie der rüstige Hirschberger Pfarrer im Ruhestand, Klaus Ries. Damit sei die Seelsorgeeinheit noch gut bedient: "Aber für eine Sonntagsmesse in jeder Kirche reicht es aus rein mathematischen Gründen nicht."
Auch aus diesen Überlegungen heraus sehen einige Katholiken durchaus Chancen in der "Pastoral 2030": Die neue Organisation könnte Ehrenamtliche und vor allem Pfarrer entlasten, etwa im Hinblick auf Verwaltungstätigkeiten. Diese sollen verstärkt hauptamtliche Profis übernehmen. Das sei besonders nötig mit Blick auf die Bürokratie, mit der auch die Kirchen manchmal ihre liebe Not hätten.
Der Fahrplan für die kommenden Monate steht: "Wir greifen das Thema bei der Pfarrversammlung am Samstag, 16. März, 15.30 Uhr, im Gemeindehaus Herz-Jesu auf", so Pfarrer Schrimpf. Der Pfarrgemeinderat geht im April in Klausur. Im Laufe des Jahres wolle sich Erzbischof Burger dann mit Pfarrgemeinderäten, Pfarrern und weiteren Gruppen treffen.
Info: Alle Artikel zum Thema "Pastoral 2030" finden sie unter www.rnz.de/pastoral2030



