So steht es um die Sanierung der Stadthalle
Bei der Dr.-Sieber-Halle gingen Planer und Stadt bewusst in die Vollen - Saniertes Gebäude setzt auf starkes Design und Wertigkeit

Architekt Daniel Ziebold (links) und Projektleiter Kai Lichtwald machten bei der Sanierung der Dr.-Sieber-Halle keine gestalterischen Kompromisse. Der Innenausbau ist weitgehend abgeschlossen; hier das untere Foyer. Fotos: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Handwerker-Vlies überdeckt die ausladenden Bänke, die sich über Eck durch manche Räume ziehen. "Es ist jetzt schon gemütlich", finden Architekt Daniel Ziebold und Projektleiter Kai Lichtwald beim Probesitzen. Wer die Filzbahnen, die vor Kratzern schützen sollen, anhebt, der mag staunen: massive, helle Eichenbretter. Sie bekommen jetzt noch einen Bezug, wahrscheinlich hochwertiges Kunstleder.
Rundungen und strukturierte Oberflächen, so weit das Auge blickt, im Bereich der Garderobe. Die verwendeten Platten aus einem Holz-Verbundwerkstoff sind mit Kunststoff furniert, aber nicht mit irgendeinem: Sie fühlen sich ähnlich wie Leder an. In ihnen wiederholt sich der dezente Gold-Ton, in dem auch die Akustikdecke im großen Saal eingefärbt ist. Nur so viel Gold-Ton jedoch, dass es Ocker sein könnte und nur verhalten schimmert, nicht protzig glänzt.

Probesitzen: Architekt Daniel Ziebold (links) und Projektleiter Kai Lichtwald machten bei der Sanierung der Dr.-Sieber-Halle keine gestalterischen Kompromisse. Fotos: Tim Kegel
Die Dr.-Sieber-Halle - neudeutsch würde man sagen, sie wird "luxe". Das Baudesign spielt, wie Architekten sagen, mit "Großer Geste" und wertigen Details; setzt Innen und Außen in "starke Sichtbeziehungen". Die grauen Klinkerstäbchen, die der Fassade Struktur geben, setzen sich an einem Großteil der Innenwände fort. Offene Bereiche im Foyer und auf einer Terrasse geben den Blick frei aufs Kommen und Gehen künftiger Gäste. Abgehängte Decken in Mattschwarz prägen die Barbereiche im Foyer und im ersten Stock. Ein kräftiges Gelb dominiert die Bibliothek.
Effizienz, schildern Lichtwald, Oberbürgermeister Jörg Albrecht und Ziebold beim Rundgang mit der RNZ, gehöre zum Konzept: Etwa dadurch, dass der kleine Saal auch autark genutzt und - etwa von Bar, Küche und Anlieferung - bedient werden könne. Die Multimedia- und Bühnentechnik - und damit die Halle - sei, sagt Ziebold, "für jede nur denkbare Konferenz" geeignet. Auch an Hörgeschädigte wurde hierbei mit speziellen Audiosystemen gedacht.
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Rund 1000 Personen fasst der große Saal nun. "Wieder", wie Albrecht anmerkt. Zuletzt sei die Gästezahl aus Brandschutzgründen auf knapp 700 Personen geschrumpft - und mit ihr die Anzahl an Veranstaltern, die die Halle buchten. "Die Möglichkeit, attraktive Acts zu bekommen ging zurück", sagt Albrecht; ähnlich wie die Energieeffizienzklasse des Vorgängerbaus. Angeschlossen ans örtliche Nahwärmenetz spare man im Vergleich zu früher "mehr als 60 Prozent Energie ein". LED-Technik zieht sich durchs Haus - zumeist versteckt hinter schicken Mattglasblenden, die in den Decken versenkt sind. "Viele Neuordnungen sind außerdem passiert", etwa der Sanitärbereiche oder des Treppenaufgangs. Dadurch, schmunzelt Daniel Ziebold, "stößt sich keiner mehr den Kopf an der Treppe an".
Die Kosten des Projekts liegen zur Zeit bei 11,85 Millionen Euro, inklusive drei Millionen Bundeszuschuss. Teuerungen, die ihre Ursachen teils in ungenauen Plänen aus den 1970er-Jahren hätten, in der maroden Ursprungs-Bausubstanz, "aber auch in besseren Lösungen, die wir im Nachhinein für sinnvoll, ja nötig, hielten". Man habe, stellt Albrecht klar, "etwas für die nächsten 40 Jahre schaffen wollen". Eröffnung ist am 18. Januar 2020 beim Neujahrsempfang der Stadt.
Knapp 20 Veranstaltungen sind im Moment geplant, nicht alle der Landesheimattage eingerechnet. Die Liste reicht vom Jungen Kammerchor Rhein-Neckar über Avantgarde-Musik bis hin zu Auftritten namhafter Comedians.