Plus Sinsheim

Narren könnten losfeiern, planen aber zurückhaltend

Wohin steuert das Narrenschiff? Seit Langem gibt es wieder eine Prunksitzung in Sinsheim.

10.11.2022 UPDATE: 10.11.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 50 Sekunden
Sie werden etwas zustande bringen – was, das steht bei den „Hilsbacher Katzen“ noch nicht fest. Foto: Alexander Becker

Von Alexander Becker und Tim Kegel

Sinsheim-Hilsbach/Hoffenheim/Reihen. Man juxt, Gänse würden den 11. November fürchten, weil viele von ihnen als Martinsbraten auf den Tellern landen. Kinder freuen sich stattdessen darauf, singend mit selbst gebastelten Laternen durch die Straßen zu ziehen. Fastnacht, Fasching, Karneval? Auch wenn in der Kampagne 2022/23 erstmals seit fast drei Jahren wieder, wie es sich gehört, gefeiert werden kann, lässt es das närrische Volk deutlich ruhiger angehen als sonst. Aber: Es gibt wieder eine Prunksitzung in Sinsheim.

Am 11. 11. steigt der Reihener Carnevals Verein RCV in die Kampagne ein – wenn auch zunächst nur vereinsintern, beim Sportverein. Dann erstmals mit Robin Schick an der Spitze, der in der jüngsten Generalversammlung des RCV Ende April zum Nachfolger des bisherigen Vorsitzenden Ralf Scheeder bestimmt wurde. Der hatte sich damals, genau wie Kassier Benjamin Barth, nach etlichen Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl gestellt. Barths Aufgaben übernimmt künftig Svenja Rauchmann.

Der Hoffenheimer Carneval Club HCC legt noch nicht so früh los: Die "Hirsche" sind zwar am 11. November schon im Einsatz, aber nur bei der Bewirtung während des Martinsumzugs. "Wir haben auch darüber nachgedacht, das Rathaus zu stürmen", erklärt HCC- und Sitzungspräsident Matthias Max. Aufgrund des geringeren organisatorischen Aufwands habe der Verein sich dann jedoch für die Bewirtung des Umzugs entschieden. Der Ordensball war im vergangenen Jahr wegen der Corona-Verordnungen eingeschränkt; zur Veranstaltung an diesem 17. November lässt der Club dann wieder nur vor den geladenen Gästen in der Kultur- und Sporthalle Hoffenheim die Puppen tanzen. Dort hatte bislang auch die HCC-Prunksitzung stattgefunden

Die Hoffenheimer Narrenschiff ankert nun am 17. Februar in der Sinsheimer Dr.-Sieber-Halle. Einst hatten der Sinsheimer Carnevals-Club "Narrhalla" und die inzwischen aufgelöste Narrenvereinigung Kraichgau dort Prunksitzungen gefeiert, als die Lokalität noch schlicht Stadthalle hieß. "Die Halle in Hoffenheim ist einfach zu klein", sagt Max zum Standortwechsel, "wir waren nach einer Woche ausverkauft." Auch der Kinderfasching der "Hirsche" wird zwei Tage später in der Dr.-Sieber-Halle stattfinden – und sich wie bisher wieder mit dem RCV-Umzug in Reihen überschneiden. "Das war schon immer so", bedauert Max, sorgt sich aber mehr um eventuelle Komplikationen: "Wir sind in die volle Planung gegangen." Es würde den Verein sehr enttäuschen, "wenn die eine oder andere Veranstaltung nicht stattfinden könnte". Auch eine Extra-Prunksitzung anlässlich des 1250-jährigen Bestehens von Hoffenheim hat der Verein geplant: Ende März in der Kultur- und Sporthalle, wenn Fasching schon einen Monat lang vorbei ist.

Auch interessant
Bad Rappenau: Was die Narren für die fünfte Jahreszeit planen
Sinsheim: Warum auch 1991 die Fastnacht ausfiel

Aber auch der RCV plant einige Veranstaltungen: ein "Tanzspektakel" am 26. November mit der Inthronisation der neuen Prinzessin in der Lindenbaumhalle; eine RCV-Glühweinparty am 3. Dezember vor dem Clubhaus des SV Reihen sowie eine eigene Prunksitzung am 4. Februar in der Lindenbaumhalle. Die Schlumpelaufhängung findet am 16. Februar statt, deren Verbrennung am 21. Februar. Mit einem Heringsessen am 22. Februar im Gasthaus "Zum Löwen" klingt der Karneval in Reihen aus.

Ganz so weit sind die "Hilsbacher Katzen", der karnevalistische Zusammenschluss örtlicher Vereine, noch nicht. Um die Ortsfastnacht zu planen, "haben wir erst eine Sitzung gemacht", sagt Sitzungspräsident Andreas Eisele. Aber auch dort wird schon geplant: "Wir sind in der Vorbereitung und werden unsere Kampagne starten." Konkrete Veranstaltungen und Termine stehen aber noch nicht fest.

Karnevals-Veranstaltungen kosten Geld: Für Büttenredner, die in Sinsheim oft zugebucht werden müssen, werden schnell Beträge um die 300 Euro fällig; Musikgruppen wie Fanfarenzüge oder "Guggen" kosten auch mal 500 bis 1000 Euro – für einen Umzug braucht es durchaus vier davon. Auch Bonbons und Getränke für die Motivwagen sind ein Kostenfaktor; für den Auf- und Abbau der Gefährte müssen mindestens drei bis vier Helfer zwei Abende Zeit einplanen. Hinzu kommen Lebensmittel und Getränke für Veranstaltungen. Und wieder Helfer.

Völlig ungewiss ist die Zukunft des letzten Fastnachtsvereins der Sinsheimer Kernstadt: "Der Verein ruht", sagte am Mittwoch Peter Schumb-Falk, Vorsitzender des SCC Narrhalla; Mitgliederbeiträge würden zurzeit keine erhoben. Ob der Club mit derzeit noch rund zehn aktiven Mitgliedern jemals wieder erwacht, werde sich bei einer Mitgliederversammlung im kommenden Frühjahr entscheiden. Ursachen für den Abwärtstrend sieht Schumb im Zusammenspiel von Corona-Verordnungen, Verteuerungen sowie mangelnder Planungssicherheit und auch darin, dass Karneval seit jeher "nicht überall" in Sinsheim einen leichten Stand hatte. Manch einer habe in den vergangenen zwei Jahren auch gemerkt, wie viel Zeit man durch den Wegfall von Vereinstätigkeiten zurück gewinne, sagt Schumb: "Ich nehme mich da nicht aus."

Der SCC hatte früher mit seinen Gardemädchen aufgetrumpft. Momentan ist auch dort nichts mehr los. Schumb hält eine Vereinsauflösung für möglich, "aber auch, dass es sich wieder bessert".

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.