Eppinger Fußgängerzonen-Test: Näher parken oder schöner fernbleiben?

Untersuchung zum Fußgängerzonen-Testlauf ausgewertet: 44 Prozent dafür, 33 Prozent dagegen - Infoabend geplant

22.02.2017 UPDATE: 23.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Gut gelaunt, aber schon in verschiedene Richtungen unterwegs: OB Klaus Holaschke (li.) und HGV-Vorsitzender Steffen Kammerlander bei der Einweihung des Pollers zur Sperrung der Brettener Straße. Die Auswertung des Testlauf gibt nun Stoff für weitere Diskussionen. Foto: Guzy

Eppingen. (guz) Viele Kernstadtbewohner würden es begrüßen, wenn die Brettener Straße eine Fußgängerzone und die Stadt damit attraktiver wäre. Bei auswärtigen Besuchern überwiegt hingegen die Sorge, dann nicht mehr zu den Geschäften zu kommen. Sie wollen keine Veränderung der aktuellen Situation in der Innenstadt, in die übrigens überdurchschnittlich viele Menschen zum Einkaufen kommen und dann oft auch noch in der Mühlbacher Straße weitershoppen. Trotz insgesamt höherer Frequenz während des Testlaufs in der Innenstadt sehen die Einzelhändler ihre Befürchtungen bestätigt. Sie gaben den Interviewern weniger Kunden und geringere Umsätze zu Protokoll.

Die Imakomm-Akademie (Aalen) hatte im Auftrag der Kommune die Besucher der Innenstadt während der versuchsweisen Einrichtung einer Fußgängerzone an vier Wochenenden in der vergangenen Vorweihnachtszeit befragt. Am Dienstag wurde die Auswertung im Gemeinderat vorgestellt. Herausgekommen ist ein Bündel an Zahlen, das einige Überraschungen enthält.

Unter anderem: Das befürchtet Verkehrschaos ist ausgeblieben, die Wilhelmstraße konnte den zusätzlichen Verkehr gut aufnehmen, der Schleichverkehr durch die Leiergasse nimmt zu, hält sich aber in Grenzen. Zur Bedeutung der Parkplätze in Brettener Straße und Bahnhofstraße sind die Meinungen gespalten: Es gibt fast genauso viele, für die das Parken hier "sehr entscheidend" ist (37 Prozent) wie Kunden, für die das "nicht entscheidend" ist (38 Prozent), wobei mehr als die Hälfte (53 Prozent) der strikten Parkplatzbefürworter aus umliegenden Gemeinden kommt.

Hintergrund

Für die Untersuchung im Zeitraum vom 12. November bis 17. Dezember 2016 (mit Weihnachtsmarkt und einem Regentag) wurden insgesamt 1109 Fragebogen (824) und Interviews (285) ausgewertet. Die hohe Rücklaufquote der zumeist sehr ausführlich ausgefüllten Fragebogen bezeugt laut

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Für die Untersuchung im Zeitraum vom 12. November bis 17. Dezember 2016 (mit Weihnachtsmarkt und einem Regentag) wurden insgesamt 1109 Fragebogen (824) und Interviews (285) ausgewertet. Die hohe Rücklaufquote der zumeist sehr ausführlich ausgefüllten Fragebogen bezeugt laut Imakomm "ein großes und ernsthaftes Interesse der Kunden" am Thema und bietet eine "sehr gute" Datengrundlage. 633 der Befragten wohnen in der Kernstadt, 348 in den Stadtteilen und 112 in anderen Gemeinden. 55 Prozent der Teilnehmer war zwischen 40 und 64 Jahre alt (Anteil an der Bevölkerung: 37 Prozent); unter 18 waren nur drei Prozent der Teilnehmer (Anteil: 19 Prozent). 44 Prozent aller Befragten befürworten eine dauerhafte Fußgängerzone in der Brettener Straße, 18 Prozent eine zeitweise Schließung, 33 Prozent wollen keine Veränderung und vier Prozent eine andere Lösung. Unter Kernstadtbewohnern ist die Sperrung beliebter: 48 Prozent pro, 18 für eine Wochenendlösung, 30 conta und drei Prozent unentschieden. Mehr als 600 Befragte (45 Prozent) nannten als wichtigste Maßnahmen für die Innenstadt den Bau des Parkhauses und generell mehr Parkmöglichkeiten; 16 Prozent fordern einen besseren Branchenmix und attraktivere Geschäfte. (guz)

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Allen Unkenrufen wegen dünner Sortimente und uneinheitlicher Öffnungszeiten zum Trotz: Wer die Innenstadt besucht, kommt fast immer zum Einkaufen (86 Prozent), gibt durchschnittlich 48 Euro aus - und das überwiegend sogar mehrmals die Woche. Die Hälfte der Kunden verweilt hier ein bis zwei Stunden, die andere Hälfte weniger als eine Stunde. Das sei allerdings vergleichsweise kurz und habe sich auch während der Sperrung nicht verlängert, erklärte Marina Deisenberger von der Imakomm.

Wie die Kunden in die Innenstadt kommen, wo sie gegebenenfalls parken und welche Wege und Strecken sie laufen, hat sich während und nach der Sperrung kaum verändert. Allerdings sei der Anteil der Autofahrer mit 64 während beziehungsweise 72 Prozent nach der Schließung der Brettener Straße für Fahrzeuge insgesamt in einer Innenstadt "sehr hoch", betonte Deisenberger. Stoff für weitere Diskussionen gibt auch dieses Ergebnis: Die Mehrzahl der Kunden fände die Stadt mit einer Fußgängerzone zwar attraktiver, würde aber deswegen nicht unbedingt öfter nach Eppingen kommen. Während der Schließung wurden per Zähl-Klicker geringfügig mehr Fußgänger in der Innenstadt erfasst als danach. Im Falle einer Wochenendfußgängerzone votierten die meisten Befragten für die Zeit von Samstagnachmittag bis Sonntag, 24 Uhr.

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Bei der Erhebung wurden auch 14 Einzelhändler (acht aus der Innenstadt) befragt. Acht Geschäftsinhaber sehen ihre Umsätze in 2016 im Branchendurchschnitt, zwei waren eher unzufrieden. An der Umfrage nach der Schließung nahmen acht Händler teil. Um die Attraktivität zu steigern, forderten neun der 14 Befragten zusätzliche Einzelhandelsgeschäfte, am besten solche mit Magnetwirkung. Nach der Schließung gaben sechs Innenstadthändler in Interviews an, Kundenfrequenz und Umsatz seien durch die Schließung zurückgegangen - in Einzelfällen um bis zu 50 Prozent. Zwei Händler außerhalb des gesperrten Bereichs gaben gleichbleibende oder gar gestiegene Umsätze an.

Sprecher aller Fraktionen zeigten sich erfreut über die nun gewonnene gute Datengrundlage und die große Teilnahmebereitschaft der Bürger. Neben vertiefenden Diskussionen und weiteren Gesprächen mit den Händlern soll noch vor Ostern ein Infoabend für die Bürger angesetzt werden.

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